all(e) I. Indefinitpron., allg. eine Gesamtheit bezeichnend, verbr. – 1a. die Einheit einer Menge betonend ‘ganz, insgesamt, vollständig, sämtlich’ – Alle Kne ln feste. Wb-Ak 14; Jejen elwe jahn se nu alle zu Hause. Heimatkalender-Ze 1961,90 (ZE-Ze); w sidd’n alle inne wrme Schte JE2-Scho; alle Mann ran! Wb-Holzl 53; Rda.: alle WderAusruf des Erstaunens und der Verwunderung, QUE-Di; aller Wettstock dass., CA-Ak; Sprw.: wat alle bedript, dat drecht man leichte Sprw-Börde. – 1b. die Einzelglieder einer Menge stärker betonend ‘jeder, jede, jedes’ – Hüte sünd se alle beide wech! Hbl-Ohre 1935 Nr. 6/Becker (HA-Bee); wr isn lle djewäsd? BA-Ha; Alle Woche ‘n poor mol kam denn de Botterfrau ... JE2-Gü; Rda.: All un jeder kann dat nich. Wb-Holzl 32; dat se-i ek dek ein for alle ml ‘ich sage es dir nur dieses eine Mal’ Wb-Nharz 9. – 2. n. Sg. alles unpersönlich umschreibend ‘alle Leute, alle Dinge’ – Alles, was Bne harre, wr ne Ellewe (Elbe). Wb-Ak 15; w hemm allns afesocht JE2-Scho; Uff’n Hof wärd allens hinjestawwelt ... Spr-Asch 42; Middewoche nh Pingesten d worrn Eier un Kuke un alles denn so desammegeholt. ZE-KlLei; bei Aisenschulzen krichtemor alles DE-Els; mit Bezug auf 1a.: alles in allen ‘insgesamt’ Wb-Nharz 9; Rda.: sien ain un sien alles ‘seine ganze Freude’ Wb-Holzl 53; D hrt sich doch alles uf! ‘Das ist unerhört!’ Wb-Ak 15. – II. Adv. ‘bereits, schon’ 1/2/3: verbr. nd., 4: verstr. omd. (z.T. veralt.) – ick bin all fartig WE-Oster; et is al dch Wb-Nharz 9; det is je all sechse ZE-Roß; Jao, dat is jo nu all lang her Lautdenkmal 1937 (OST-Schön); ... äwer där Balke an de Ecke ... fung nu ok all an tue schwälne. Heimatkalender-Ma 1932,46 (JE2-Vie). – III. Adv. – 1. 1: SA-Dä, 2: vereinz. brdb., 3: Wb-Holzl 53, verstr. s elbostf., 4: vereinz. omd. – a. ‘aufgebraucht, zu Ende gegangen’, auch ‘leer’ – dat Jeld is alle BLA-Brau; der Kuchen is alle ZE-Roß; all maken ‘verschwenderisch leben’ HA-Eil; das Faß is alle ZE-Ke; Rda.: Et is alle wor’n, wie in de Derenbörsche (ON Derenburg) Aftheike. Sprw-Harzvorlf 22; Sprw.: wennt Flaisch all is, bid’n sik dai Hunn um dai Knaokng SA-Dä. – b. ‘zu Ende, vorbei’ – is der Kientopp alle? ZE-Roß; Wie der Choral nu alle war, ... Wäschke 61915,64. – 2. ‘kraftlos, erschöpft’,  slapp, auch ‘außer Atem’ 1: SA-Han, 2: ZE-Roß, 3: WO-Dru, vereinz. w elbostf., 4: Wb-Ak 14, BE-Be – ick bin janz alle von det ville Loofn ZE-Roß; et is alle met ne ‘seine Kräfte sind erschöpft’ Wb-Nharz 9. – 3. in den Verbdg.: – a. alle machen/werden ‘ohnmächtig werden’ 4: Wb-Ak 14, KÖ-Pro. – b. alle gemacht ‘ohnmächtig’,  mächtig, 4: KÖ-Bre, DE-Lau. – 4. in versch. Verbdg. ‘sterben’,  starwen, 2: OST-Katt Klä, JE2-Ro, JE1-Mö, ZE-Roß, 3: vereinz. s elbostf., 4: Wb-Ak 14, CA-Ak, KÖ-KlPa – met em ist bald all OST-Katt; er macht alle KÖ-KlPa; dene is de Aten alle wor’n Sprw-Harzvorlg 264; Jede Minute dachte eck, et word alle mit meck, eck kreig ’n Slag, ... Klaus 1936,56.
Lautf., Gram: (I., III.): alle, [al] Pl. SA-Ku Pü, vereinz. Altm., sonst verstr.; (I. – 1., z.T. auch III.): lle, [l] Pl. Mda-Sti 124, BA-Ha; aller Gen. Pl. ZE-Roß, CA-Ak; all, all’, [al] verbr. nwaltm., verstr. Altm., JE2-Scha; (I. – 2.): ahl Matthies 1903,1; alles, all’s n. Sg. vereinz. nbrdb., ZE-KlLei Roß, verstr. elbostf. anhalt.; all(e)ns n. Sg. vereinz. nwaltm. Altm., Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie), Heimatkalender-Ze 1962,94 (ZE-Ze), Spr-Maa 433 (WO-Her), Spr-Asch 42 und 50; (II.), alter Akk. n.: all, [al] verbr. nd., verstr. omd.; a, [a] verstr. nwaltm. Altm., JE2-Scho Wa; a(r) GA-Wen; aal STE-KlSchwe; oa,  OST-Ca Hö.
Ätzntron n. wie Standardspr., 3: HA-Oh, Sprw-Harzvorlf 22 – Exntrum tau’n Sepekeken HA-Oh.
Lautf.: Exntrum HA-Oh; Ix- Sprw-Harzvorlf 22.
Brtschapp n., m. dass. wie  Brtschrank, 1: vereinz. s nwaltm., 2: vereinz. n/mittlere Altm., 3: vereinz. elbostf. – Rda.: De kucket mit ein’n O’e na’n Brotschappe, mit’n andern na’r Käsehord. von einem schielenden Menschen, Sprw-Harzvorlf 22.
Lautf.: Brotschapp, Brod-; außerdem: Bret- HA-Oh; Brout- Matthies 1912,28 (SA-Dre). – Gram.: n.; außerdem: m. belegt vereinz. SA, OSCH-Ad.
Derenburg ON – Rda.: Et is alle wor’n, wie in de Derenbörsche Aftheike. 3: Sprw-Harzvorlf 22; Neckreim: in Derenborg kann ’en nich vor Drecke dorch 3: WE-Il.  Halberstadt, Plburg, Strkopp, Zilly.
Dd m. 1. ‘Ende des Lebens, Tod’ verbr. – forr dn worsch a schnor Dd DE-Ca; De Kunne von Greitchens Dod war wie’n Loopfüer dorch’t lütge Dörp e gahn; ... Rauch 1929,66; Rda.: dd un daiwel ‘allerhand (unnütze) Gegenstände’ Vk-Ask 68; diu sst iut as dai Deod ‘du siehst schlecht aus’ SA-Dä; en kint des ddes sn ‘bald sterben müssen’ Wb-Nharz 44; beim Sterben tun Doi kommen JE2-Za; en Dod von de Schippe huckt ‘mit dem Leben davongekommen sein’ Sprw-Börde; opp’n Dood forrferen ‘sich sehr erschrecken’ Wb-Holzl 76; sich zu Dode ängstijen ZE-Roß; dao künn’ jo den Dd daovon hämm ‘das kann einen sehr erschrecken’ Wb-Altm 36; de dd löppt äwwer mn graff ‘mir läuft ein eisiger Schauer über den Rücken’ Id-Quea 148; sik op’n Det verküllen ‘sich ernsthaft erkälten’ HA-Oh; Ich kann das uffen Td nich lei’n. Wb-Ak 105; op’n dt nich tschtn kennen Wb-Nharz 44; Darumme kann’n sek nich in’n Dod leggen ‘um diese Kleinigkeit soll man nicht viel Aufhebens machen’ Sprw-Harzvorlf 22; Sprw.: for’n dt is kein krt ewossen Wb-Nharz 44; De Dd will’n Ursack hämm. Wb-Altm** 47; de Dod kümmt ungeropen Bewohner-Altm 2,40; de Dod grippt ümmer da hen, wu’t an weihsten deiht HA-No; einen Det kann man bles starben HA-Oh; ummesiss is der Dod Sprw-Börde; Umsüs is de Dod, un de ook nich, Prester un Köster will’n ook ähr Deel. Bewohner-Altm 1,328; een si’n Dod, is dän änner si’n Broot STE-Hü. – Brauch: Nach Eintritt des D. werden dem Leichnam Mund und Augen zugedrückt. verstr. Am folgenden Morgen läuten zu Ehren des Verstorbenen die Kirchenglocken. Volksgl-Ma 38, Brauch-Anhalt 313. Die Totenwäscherin ( Ddenfr) geht im Ort umher und gibt den Todesfall bekannt, bei einem zweiten Rundgang wird von ihr oder einem Leichenbitter der Termin des Begräbnisses mitgeteilt. Die aufgebahrte Leiche stand bis dahin 4–6 Tage im Sterbehaus, wo der Leichenzug bis ins 20. Jh. hinein seinen Anfang nahm. verstr.; zum Waschen, Anziehen und zur Aufbahrung des Toten  1Lke, zum Begräbnis  Begrfnis. – Volksgl.: Todesorakel geben – bes. zu bestimmten Gelegenheiten – an, wer oder wann jmd. stirbt. Um zu erfahren, ob man im neuen Jahr gesund bleibt, tritt man in der Silvesternacht mit einem brennenden Licht in jeder Hand vor den Spiegel, erscheint ein Leichenzug darin, wird man sterben. Vk-Anhalta 173. Das gilt ebenso für jmdn., der am Weihnachts- oder Silvesterabend in einer beleuchteten Stube einen doppelten, kopflosen oder keinen Schatten wirft. Volksgl-Ma 38, Vk-Anhalta 173 und 337. Auf wessen Seite sich bei der Trauung das Altarlicht trübt, der stirbt zuerst, erlischt es, steht der Tod bald bevor. Hochzeit-Altm 34, vgl. dazu u.a. Hochtt, Njr, Silvester, Twölften. Eine große Anzahl von Erscheinungen oder Ereignissen, die am oder im Anwesen wahrzunehmen sind, künden vom baldigen Tod eines Bewohners (in Auswahl): zeigt sich ein Käuzchen oder eine Eule im Gehöft oder lässt den Schrei hören, der als Kumm mit ausgedeutet wird (verbr.), stößt ein Maulwurf auf dem Grundstück auf (verbr.), heult ein Hund, bes. beim Läuten der Glocken (vereinz. Altm., Volksgl-Ma 35 – CA-Fe), bellt ein Hund mit der Schnauze nach unten (Vk-Anhalta 172 – CA-Zu, BE-GrMü), kräht ein Huhn oder krächzt ein Rabe auf dem Dach (verstr.), zirpt im Haus eine Grille (Volksgl-Ma 35, Vk-Anhalta 172), sitzt eine Kröte im Keller (a.a.O. 172), kreisen Störche über einem Haus (vereinz. Altm.), hört man im Bett liegend einen Holzwurm (Volksgl-Ma 35, Vk-Anhalta 172,  Ddenr), findet man unter grünen Pflanzen wie Bohnen, Grünkohl u.a. ein Gewächs mit weißen Blättern (verstr.), knacken die Möbel (vereinz. Altm.), fällt ein Bild oder ein Spiegel von der Wand (Vk-Anhalta 172 und 337), klinkt eine Tür von selbst, poltert es auf der Treppe oder klopft es im Tischkasten (Volksgl-Ma 36, Vk-Anhalta 172), steht die Wanduhr plötzlich still (Volksgl-Ma 36, Vk-Anhalta 174 – KÖ-Thu), wird im Backofen ein Brot vergessen (vereinz. Altm.), niest jmd. am Sonntagmorgen auf nüchternen Magen (Abergl-Altm 26), träumt man z.B. von weißer Wäsche, Blumen, Kränzen oder faulen Eiern (Vk-Anhalta 174). Bessert sich der Zustand eines Kranken am Sonntag, wird er bald sterben. Vk-Anhalta 174. Das gilt auch für kleine Kinder, bei denen nach der Geburt die Totenglocken läuten (Bewohner-Altm 2,138) oder die die ersten Zähne oben bekommen (vereinz. Altm.). Stirbt ein Pferd, darf man nicht darüber weinen, sonst stirbt jmd. in der Familie. Abergl-Altm 25 (SA-Sta). Einem Sterbenden wird das Kopfkissen weggezogen, um ihm das Sterben zu erleichtern und das Fenster geöffnet, damit die Seele fortziehen kann. Liegt eine Person in der Nacht im Sterben, müssen alle Hausbewohner geweckt werden, sonst bekommen sie den Todesschlaf, ähnlich verhält es sich mit dem Vieh im Stall. verstr. Alles muss aus dem Zustand herausgerissen werden, in dem es sich beim Eintritt des Todes befunden hatte, um die Lebenskraft zu erhalten, so werden z.B. Pflanzen und Tiere umgestellt. Der Tod des Hausherren wird dem Vieh, den Bienen und den Bäumen angesagt, damit sie weiterhin gedeihen. verstr. Um zu verhindern, dass der Tote ein  Nachzehrer wird, legt man ihm ein Geldstück in den Mund oder auf die Augen. vereinz. Altm. Es darf keine Träne auf den Toten fallen, sonst findet er keine Ruhe, aus diesem Grund sollte auch lautes Wehklagen unterbleiben. verstr. Gegenstände, die in Berührung mit dem Toten standen, sind für die Lebenden gefährlich, so muss das Namenszeichen aus der Wäsche entfernt werden, will man sie wieder tragen (verstr.), das Stroh, auf dem der Tote aufgebahrt war, verbrannt (Vk-Anhalta 182) und die Nadel, mit der das Leichenhemd genäht wurde, vergraben werden, da man mit ihr Unheil anrichten kann. verstr. anhalt. Streicht man hingegen mit der Hand eines Toten über ein Muttermal, eine Warze oder ein Überbein, vergehen diese. verstr. – 2. in der Verbdg.: Td un L’m Kartenspiel, 4: Wb-Ak 171. – 3. ‘vertrocknete Blüte an Äpfeln, Birnen und Beeren’ 3: vereinz. elbostf., 4: verstr. anhalt. – d hasd en Dd jr nich abjemachd BE-Al. – 4. ‘trockener Schleim in den Augenwinkeln’,  Klter (n.Z.), 4: BE-Il.
Lautf., Gram.: Do(o)d, Do(o)t, [dd, -t] SA-Ah Die, vereinz. nw SA (außer nwaltm.), GA-Bo, verbr. ö Altm. n/mittleres JE2 mbrdb. elbostf., verstr. omd.; Tod CA-Ca, verstr. anhalt.; Doet, [det] HA-Oh, Id-Eilsa 58, Mda-Weg 91; Doud, [dout] Matthies 1903,25, verstr. sw Altm.; Daud, Daut, [daut] SA-Ku Zie, verbr. w Altm.; duot OSCH-Di; det Mda-Ro, Mda-Fuhne 79 (vereinz. sw KÖ, KÖ-Me, DE-Ca Que, veralt.); [deod, -t] verbr. nwaltm.; Doi Dat. Sg. JE2-Za; [dl] Dat. Sg. Mda-Fuhne 32 (DE-Ca).
dtjchen Vb. refl. ‘laut und heftig weinen’,  wnen – Rda.: Ek were mek doch darumme nich dodjuchen ‘Ich werde mich nicht wegen dieser Kleinigkeit aufregen’ 3: Sprw-Harzvorlf 22.
sel m. 1. TiN wie Standardspr., verstr. – ... da dachte, n Esel jinge villeicht oh ... Heese 21919,42; ... denn was so an richtijer Esel is, das is an zu pussierlijes Tierechen ... Wäschke 61915,110; Rda.: juucht wie ’n Esel Vk-Harz 3,46; grienen wie’n Essel, de Deich (Teig) efrä- ten hat Sprw-Eils 38; Dat kle’t ne wie en Esel de Parrücke Sprw-Harzvorlf 22; de sitt vuller Faxen wie de Essel vuller Winne (Darmwinde) HA-No; de hat sick von Pärd uppn Äsel sett ‘er/sie hat sich verschlechtert’ SA-Bad; kimmt von’t Pärd ob’n Esel dass., CA-Atz; Du versteihst so vöäl daovon as de Äsel van’t Schlittschohlopen. Bewohner-Altm 1,320; de is nich jebren, dne hat de Essel in Galopp ferlr’n HA-Oh; Dene hat de Esel uteschetten Sprw-Harzvorle 143; Sprw.: Den Esel erkennt’n an’n Ohren. Spr-Altm 82; Wat en gu’en Essel is, de begriset (grau werden) bititen. Wb-Holzl 35; wenn’n Äsel to woll wäerd, denn jäit’r upt Ies SA-Bü; wenn sick de Esels balgen, gift Renen WO-HWa; en ollen Essel is schlecht danzen leern Sprw-Börde. – 2. ‘dummer, einfältiger Mensch’, Schimpfwort,  Dussel, vereinz. – d bist än richtigng sel JE2-Scho; Taun Essel fehlt meck nich mehr veel ... Klaus 1936,18. – 3. ‘niedrige Stelle im Zaun zum Übersteigen’ 3: Wb-We 36. – 4. ‘die große Harke, mit der das auf dem Stoppelfeld liegen gebliebene lose Getreide zusammengeschleppt wird’,  Sstarwe, 3: WE-Is.
Lautf.: Esel, [zl] vereinz. Altm., Dialekt-Ma 9/Mda-nwJe1a 51 (verstr. w JE1), vereinz. ZE n/mittleres/sw elbostf., verstr. ö elbostf. omd.; Äs(e)l, [z()l] vereinz. Altm., verstr. n/mittleres JE2, Mda-nwJe1a 51 (JE2-HSe, verstr. n JE1), JE1-Gü, Nd-Börde § 80 (WO-Schn); [äz()l] Siedler-Je § 79 (s JE2 JE1); [az()l] Dialekt-Ma 9/Mda-nwJe1a 51 (verstr. JE1 – außer w), Mda-Ze (vereinz. ZE); [aiz] SA-Dä; Essel verstr. w elbostf., vereinz. mittleres elbostf.; [zl] Nd-Börde § 80 (WO-Schn).
Gang m. 1. verstr. – a. ‘Art und Weise des Gehens’ – ... met trippligen Gang. Pohlmann 1905,13; en scheiben jank hebben Wb-Nharz 56; ’n Jank n kennte’s deine Mutter sin. Wb-Ak 75. – b. ‘das Gehen auf einer bestimmten Strecke mit einem bestimmten Ziel’ – et is ein Jank (Weg) HA-Oh; ... un sette öhr’n Gang foort. Rauch 1929,64; Denn moakens bei Gesang Sick ganz fröh uppen Gang. Francke 1904,26; Rda.: dae geit keinen Jang wedder ‘er wird bald sterben’ BLA-Brau. – 2. ‘ununterbrochene Bewegung’, bes. ‘Laufen einer Apparatur, Maschine’, auch ‘Ablauf, Verlauf’, vorw. in festen Verbdg., verstr. – de Maschne in’n Jank bringen HA-Oh; ’n Kn in Jang schben ‘den Kahn in Fahrt bringen’ Elbschifferspr. 354 (STE-Tan); ... ’s soll jetzt in’n Jank kummen ... Richter o.J. 87; ek kriet nich tau Gange BLA-Brau; in Jange sinn ‘schon munter oder bei der Arbeit sein’ ZE-Roß; ... dät allens sienen Gang geiht. Ehlies 1960b 298; Rda.: Einen op’n Jang bringen ‘jmdn. fortjagen’ Sprw-Harzvorlf 22; de K is jants schn in Jange ‘die Kuh ist gut genährt’ JE2-Scho; is im Gange ‘ist betrunken’,  dn, WO-San. – 3. ‘überdachter oder umschlossener Weg’, bes. ‘enger Gang zwischen Häusern und Gehöften’,  Gatze, verstr. – ... de Gänge wor’n hellisch eng ... Heimatkalender-Je 1923,101 (JE2-Fi); Ich hawwe’n Jank gescheiert. Wb-Ak 75. – 4. ‘Hausflur, Raum hinter der Haustür’, bes. im Obergeschoss eines Gebäudes,  Hsflr (n.Z.), 3: verstr. elbostf., 4: Serimunt 1929 Nr. 46 – oppm Jange QUE-Di. – 5. ‘die einzelnen Teile der Seitenwände des Kahns’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 122 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 122 (CA-Ak). – 6. ‘Anzahl von 20 Fäden im Gewebe’ 2: Wb-Altm 60.
Lautf.: Gang, J-, [ga], [ja]; außerdem: Gank, J- verstr. elbostf. anhalt. ([jag]); jnk Mda-Sti 9.
gilken Vb. ‘Alkohol trinken’ 3: Sprw-Harzvorlf 22.
Lautf.: jilken.
hlden Vb. ‘halten’ verstr. – 1a. ‘ergriffen, gefasst haben, nicht loslassen’ – holle ma! ZE-Roß; Des Frd stt nich, das mußte h’l! Wb-Ak 64; Rda.: ick moßte mick deen Buk vorr Lachen holen Hbl-Ohre 1927 Nr. 28/Wöhlbier (HA-Eim). – 1b. ‘bewirken, dass etw. in seiner Lage, seiner Stellung bleibt, Halt hat’ – d Rjel höllt d Dre t JE2-Scho; Rda.: de ern stf heln HA-Oh. – 2. ‘anhalten, zum Stehen bringen’ – De Direktor kann de Peere nich holen, … de Linig fallt ne ut de Hand, un hei stört von’n Bocke. Lindaub o.J. 33; wenne sn lpschr kricht, isse nich te hlen Wb-Nharz 119; Rda.: helt Ml! HA-Oh; de klappe hlen Wb-Nharz 98. – 3. ‘zurückhalten, zum Bleiben bewegen’ – Rda.: Laot di holl’n ‘übereile dich nicht’ Wb-Altm 84. – 4a. refl. ‘in genießbarem Zustand bleiben’, bes. von Obst, Gemüse und Konserven – Eßwoaren hoalen sich im Summer nich DE-Que; Datt Maus mott ganz stief sien, süss hölt ett sick nich. Hbl-Ohre 1928 Nr. 27/Wöhlbier (HA-Eim). – 4b. ‘widerstandsfähig, dauerhaft sein, trotz Beanspruchung nicht entzwei gehen’ – De Twrn hölt Wb-Altm 84; de Ngel hölt, de Strick hölt HA-Oh; Rda.: Sonndachsgaoan höt nich ‘Arbeit am Sonntag bringt kein Glück’ SA-Dä; dat hölt wich un drei D HA-Oh; hei jecht (jagt), wat’t Tch heln well HA-Oh; … ek sette mek also in Drapp un lope wat et Tüg holen will Wed-de 1938,66. – 5. ‘bewahren, erhalten’ – där hollt sich nischt, där loscht alles henn ZE-Roß. – 6. ‘auf etw. besonderen Wert legen, besonders achten’ – Dat hämmse recht hailiche holl’n. Abergl-Ma 128 (WO-Ol); De heel hell’sch up Veeh, de ha’ Köh, ha’ ook Per’. Pohlmann 1905,7; dadropp hollen Wb-Holzl 105. – 7. ‘über jmdn., etw. in bestimmter Weise denken, ein bestimmtes Urteil haben’ – dat hele ik for richtich HA-Oh; Veel von einen holen Sprw-Harzvorlf 22; Rda.: op dne hew’k grete Stücke ehelen HA-Oh; tom Besten hollen ‘jmdn. necken’ JE2-Scho. – 8. ‘eine Absprache, Verpflichtung einhalten’ – hei hat sn Wert ehelen HA-Oh; Sprw.: fl lben un wennich hlen, dat sint lenne lde Wb-Nharz 118. – 9. ‘zu seinem Nutzen haben und unterhalten’ – Geuse, nten, Heunder heln HA-Oh. – 10. ‘in bestimmter Weise kleiden und versorgen’ – d hlen dn jungen recht hr Wb-Nharz 77. – 11. ‘veranstalten, durchführen, abhalten’ – frscheiten, muske, bal hlen Wb-Nharz 80; Hochtt heln HA-Oh.
Lautf.: hlen, holen verstr. elbostf.; hl’n Mda-Sti 4; heln HA-Oh, Mda-Weg 98; [hel] Id-Eilsa 68; hoalen DE-Que; [hln] QUE-Di; [hln] JE2-Scho, Wb-Be, haolnVk-Ask 375; h’l Wb-Ak 64, [h] DE-Els, haoll Mda-Ro; huolen OSCH-Di; hollen Pohlmann 1905,7, JE2-Scho, WO-Dru, Spr-Maa 437 (WO-Ol), Firmenich o.J. 157 (WA-Ost), Wb-Holzl 105 (WA-KlWa); holl’n, holln Wb-Altm 84, Abergl-Ma 228 (WO-Ol), CA-Tra; [hl] Mda-Ar 24; [hln, h, hln] verstr. JE2 JE1; [ho] vereinz. ZE, Dialekt-Ma 8 (vereinz. nö CA); [hol] Nd-Börde § 48, holl SA-Rist. – Gram.: 3. Sg. Präs.: [hlt] JE2-Scho; hölt Wb-Altm 84, Hbl-Ohre 1928 Nr. 27/Wöhlbier (HA-Eim), HA-Oh; [höt] SA-Dä; hollt ZE-Roß, holt Dialekt-Ma 8 (verstr. s JE1); helt OSCH-Har, Wb-Nharz 80, Dialekt-Ma 8 (verstr. w JE1, vereinz. nö CA); 3. Sg. Prät.: hlt Dialekt-Ma 11 (verstr. sw JE1, ZE-Dor); heel Matthies 1903,18, Pohlmann 1905,7, hl Dialekt-Ma 9 (verstr. w JE1); heilt Lindauc o.J. 42, HA-Oh, Wb-Nharz 80, [hailt] Id-Eilsa 68; hail Dialekt-Ma 9 (vereinz. nö CA), Mda-Ro; helt Dialekt-Ma 11 (verstr. sö JE1, ZE-Göd), [hilt] Mda-Ze (verstr. ZE); hlt Wb-Ak 64; huln 1. Pl. Prät. Wäschke 31919,81; heil’n 3. Pl. Prät. HA-Bee; Imp. Sg.: hlt Wb-Nharz 80; helt HA-Oh; [holt] Mda-Ze (verstr. ZE); holle ZE-Roß; [hlg] DE-Ca. Zuss.: zu 1a.: hch-, in-; zu 2.: hamm-; zu 4b.: hamm-, hen-, wer; zu 5.: hen-; zu 8.: hamm-, in-; zu 9.: hs-; sonstiges: hen-, hr-.