Anger m. 1a. ‘Wiese, Weide’, spez. ‘gehegte Viehweide’,  2Koppel, war urspr. ein gemeinschaftlich als Weide genutztes Flurstück der Dorfgemarkung, vorw. in Ortsnähe, slt. im oder unmittelbar am Dorf gelegen, 1: SA-Böd Die, 2: vereinz. w Altm., Siedler-Je § 285, 353 und Kt. 16a (vereinz. s JE2 w JE1), 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 18, Wb-Be – Ein anger, der Gemeine Anger genandt, liget an der Elben, den braucht ein jeder in der gemeine und hat darauf mit seinem viehe die triefte ... Stadt Coswig 1566, Landreg-Anhalt 3,32. – 1b. ‘sumpfiges Wiesen- und Weideland’,  2Brk, auch ‘sumpfiges Ackerland’ 2: JE1-Mö, 3: WA-Alt Do, CA-Egg. – 2. ‘Dorfplatz’ 1: SA-Fa, 2: vereinz. ö Altm., JE2-Sa, vereinz. mittleres/s JE1, ZE-Ste, Heimatkalender-Ze 1962,92 (ZE-Ze), 3: HA-Ma, verstr. ö elbostf., vereinz. s elbostf., 4: vereinz. w anhalt. – Uffn Platz ... wat m’r heite ’n Ang’r nenn’n duht, daa schtan’n denn imm’r ne’ janze Reihe Schankßelte un Bud’n ... Heimatkalender-Ze 1962,92 (ZE-Ze). – 3. ‘Freistätte beim Haschespiel’,  1Ml, 3: WO-He. – 4. FlN, in FlN vorw. als Grundwort: Baueranger, Schrote-, Schützen-, Lämmer- u.a. (vgl. Burghardt 1967,270), auch als Straßenname, 2: vereinz. mittlere Altm. n GA ö STE n WO w JE2, verstr. JE1 w ZE, ZE-Klie, 3: verbr. elbostf. (außer sw), 4: BA-Ha, verstr. anhalt. – Schmett un Stellmoaker woahnten bede uppen Anger ZE-Ste.
Etym.: ahd. (8. Jh.)/as. angar gehen zurück auf germ. *angra- ‘ungepflügtes, wildgrünes Grasland’, dazu gehört wohl anord. -angr (vermutlich ‘Bucht’) in ON, sonst anord. eng ‘Wiese’ aus gleichbed. germ. *angj. Ein Anschluss an idg. Wurzel *ank-, *ang- ‘biegen, krümmen’ ist denkbar. Der A. wäre dann eigentlich ‘ein der Flusskrümmung folgender Grasstreifen’, vgl. Pfeifer 1989,51 f., Kluge 242002,44.
nte f. 1a. TiN ‘Ente’, bes. das weibl. Tier, verbr. (anhalt. nur wenige Belege) – up Baik (Bach) schwömmt an gants Kobba (Schar) Aot’n SA-Dä; ... wat de Häünder gackerten un de Aanten snatterten. Rauch 1929,11 f.; wille nten ‘Wildenten’ HA-Oh; Rda.: wackelt wie ’ne Aehnte Vk-Harz 3,46; hei swimmet w ne blerne nte HA-Oh; Du kannst Änten van’n Diek fleuten. Ausdruck der Geringschätzung, Bewohner-Altm 1,319; Huner, gense und enten werden alhier nicht gehalten oder erzogen der marder und ullinge halben. Amt Nienburg 1563, Landreg-Anhalt 1,369. – 1b. in der Verbdg.: junge/kle/kleine/lütte nte(n) ‘Entenküken’, auch ‘junge Ente(n)’,  ntenkken, 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. Altm. JE1, verstr. ZE, 3: verbr. elbostf., 4: verstr. w omd. – mor gfen glne Enden BE-Gü. – 2. ‘kleiner Schlitten der Kinder’,  Slde(n), 3: BLA-Hei. – 3. ‘Penis’, Kinderspr., 4: Wb-Ak 52.
Lautf., Gram.: aufgrund der Laienschreibung ist nicht immer eine genaue Trennung von Kurz- und Langvokal möglich: Aante, Ahnte, nte Sg., -n Pl. verbr. w elbostf., vereinz. n/mittleres elbostf., Mda-Sti 125; A(o)nte, Oante, nte vereinz. sw Altm., verstr. n elbostf., WA-Re; Aont, Oant, O(h)nt, [nt], [nt] verstr. nwaltm., Wb-Altm 8 und 47, Bewohner-Altm 2,87, vereinz. n Altm. (außer ö SA, dort verstr.); A(o)nten, Oanten Pl. vereinz. nwaltm., Spr-Altm 79, SA-Kä Stei; [unt] SA-Die; Oat, O(o)ht, [t], [t] verstr. nwaltm.; Aot, [aot] vereinz. nwaltm.; Ante verstr. n/mittleres elbostf.; Ant, Ont, [ont], [nt] vereinz. n nwaltm., verstr. s nwaltm. n/mittlere Altm., JE2-Ku Reh; Äänte, Ähnte, Aehnte, nte, [nt] verstr. ö/s elbostf.; Ähnete OSCH-GrQue; Ähnt, Äänt, [nt] verstr. n/ö Altm., vereinz. n GA, JE2-Neu; Ähnten, Aenten Pl. vereinz. Altm., WA-Un, BA-Schie; Äand, -t OST-Flee, STE-Sta; Äente STE-Je, OSCH-KloGrö; Äent Sg., Äent’n Pl. vereinz. ö STE; Eänt vereinz. ö Altm.; Aänt, Oänt, Oent SA-Jeg Stör, STE-Ga; Än(n)te, [änt] vereinz. sö Altm., verbr. mittleres JE2, vereinz. n/s JE2 nö JE1, JE1-Wol, verstr. mittleres/s elbostf.; Än(n)t, [änt], [nt] verstr. ö SA ö GA, verbr. ö Altm. (außer n WO), vereinz. n JE2; Ärnt JE2-Schö; Eente, nte QUE-Di Su, Spr-Maa 439 (CA-Egg); Eante JE2-HGö; Eant, eant vereinz. ö Altm. (außer n WO); Ente, [ent] verbr. s Altm., verstr. JE2, verbr. JE1 ZE, verstr. n/sw elbostf., verbr. ö elbostf. (außer nö), verstr. omd. ([end]); Ent Wb-Altm 8 und 47, vereinz. w Altm., verstr. ö Altm. (außer n WO); Ent(e)n Pl. vereinz. brdb., HA-Hi Schn, WA-So, vereinz. sö elbostf. s CA; Ende JE2-Kno.
rskarwe f. 1. ‘Gesäßspalte’ 2: ZE-Roß, 3: vereinz. w elbostf., 4: Wb-Be. – 2. FlN, bezeichnet eine Einsenkung, einen schmalen Weg, 2: OST-Pol, 3: vereinz. elbostf. – ... von den teichen an biß an Silberstein, genandt die Arßkerbe ... Amt Ballenstedt 1563, Landreg-Anhalt 2,119.
Lautf.: erskarwe HA-Oh; A(a)rsch-, rsch- ZE-Roß, vereinz. w elbostf.; [rkarwe] Wb-Be.
bansen Vb. 1. ‘Garben in der  Banse 1. verpacken’, auch allg. ‘etw. gut aufschichten’ 1/2/3: verbr. nd., 4: verstr. omd. – Cathrin banns’t in de Schüün ... Albrecht 21822 1,106; noau ward (das Erntefuder) noare Schiene jefoarn, afjelott un in Tass (Banse) jebanst ZE-Gri; de Gol’l in Gellor missen noch jebansd worn DE-Ca; Die kossetter legen und bansen es (das Heu) in der hovescheun zurecht. Amt Dessau und Lippehne 1547/49, Landreg-Anhalt 1,80.  packen stadeln tassen, s. Kt. – 2. ‘übermäßige Vorräte anhäufen’ – ban’s di man nich so völ up de Sid 2: JE2-Neu.
Lautf., Gram.: bans(e)n, [banz()n]; außerdem: ban’s Imp. Sg. JE2-Neu; banns’t 3. Sg. Präs. Albrecht 21822 1,106; jebanst Part. Prät. ZE-Gri; -banset Part. Prät. Spr-Asch 40; ebanset Part. Prät. WE-Elb Mi; [banz] SA-Rist; banesen ZE-Gö; pansen, [panzn] vereinz. w omd.; panzen (oder sth. -s-?) DE-Bo; pnsen Mda-Sti 126.
1Bwer m. 1. TiN ‘Biber’ 2: ZE-Roß, 3: HA-Oh, 4: vereinz. omd. – Wer biber fehet, der muß der herschaft das biberrecht dovon geben, das ist der schwanz und die 2 ... fues ... Raguhn, Amt Dessau und Lippehne 1547–49, Landreg-Anhalt 1,153. – 2. Pl. NeckN für die Bewohner – a. von Hötensleben – de Hoitensleschen sünd de Bwers 3: HA-Oh. – b. von Wackersleben, 3: a.a.O.
Lautf.: Bwer HA-Oh; Biwer, [bwr] ZE-Roß, HA-Oh, Wb-Ak 36; pwer, [pwr] Mda-Sti 48, Wb-Be.
Bermeister m. ‘Ortsvorsteher’, veralt., 3: QUE-GrSchie, 4: Vk-Anhalta 58, Vk-Ask 89 (BE-Me) – Jan Burmester von Damsendorp ... 1366, StB-Neuhaldensleben 204; Geven de burmestere scult enem beckere, dat sin brot to kleyne si ... 1353, StB-Osterwieck 2; Der pauermeister Veit Wagener hat haus un hoff zu Popitz ... Amt Nienburg 1563, Landreg-Anhalt 1,397.
Lautf.: Bauermeister. – Etym.: mnd. brmister ‘Dorfschulze, Vorsteher der Bauernschaft, Bürgermeister’, vgl. HWb-Mnd 1,375. Die Bezeichnung B. ist sächsisch und findet sich seit dem 12. Jh. häufig zwischen Harz und Elbe. Er war von Bauern gewählt und leitete das dörfliche Niedergericht. Im N ging das Wort nicht über die Ohre (dort fanden sich eingesetzte  Schulten), im S nicht über Helme und Unstrut hinaus. Im Mittelalter wurde es von ostsächsischen Siedlern mit über die Elbe genommen (z.B. ist es im Burger Landrecht aus dem 13. Jh. erwähnt) und musste dort erst im 15. Jh. endgültig dem Schulzen weichen. Studien-Elbostf 30 ff., Spr-Elbe/Saale 44 und 196 f.
Elbe f. 1a. ‘Fluss Elbe’ – Roggen lat dee ewwerde Elwe in’n Sand saien, da wasst wieder nischt, wie Roggen un Kienholz, ... sagt der Bördebauer über das Land ö der E., 3: Firmenich o.J. 158 (WA-Ost); Wist wom n de Ellewe jn un kken, ob se noch tlwärts lft scherzh. zu einem Spaziergänger, 4: Wb-Ak 51; Rda.: Der is von ewwer de Elbe ‘Er ist geistig beschränkt’ 4: Vk-Anhalta 86; he schrait as op de Ellewe brennet ‘er macht viel Lärm um nichts’ 3: Vk-Ask 156; schmiet et in de Elwe, denn härste wennjestens plumsen zu jmdm. gesagt, der jmdn. trotz einer aussichtslosen Situation finanziell unterstützen möchte, 3: Sprw-Börde; Allbott (jede Kleinigkeit) helpt wat, seggt de Mesk un spuckt in de Elw. 2: Spr-Altm 83; Sprw.: Weck an Gallign hangen sall, de fällt nich in El’w. 2: Bewohner-Altm 1,334; Rätsel:t’ wer eml n Mann,
de harre einen Kamm,
den smeit’e in de Elwe,
da warent ganze twölwe – 11+1
HA-Oh; Das Rätsel basiert
auf dem Sprachspiel mit der Klanggleichheit von Elbe und elf
im Nd.;
Junken Männekn op unsen Hoff,
Hat’n krietewitt Owertoch,
Will de ganze Welt bedeckn,
kann nich öwer de Elbe reckn.
– der Schnee. 3: Lieder-Ma
Nr. 376 (WO-Ol);
Die Elbe aber ist jedermann frey zu fischen und fahen, was er kan. Amt Dessau und Lippehne 1547-1549, Landreg-Anhalt 1,20. – 1b. in der Verbdg.: Alte Elbe ‘Elbarm’, vereinz. in Elbnähe, auch Name eines toten Havelarms, 2: Siedler-Je § 269 (bei JE2-Mo). – 2. ‘Elbe-Dampfschifffahrts-AG’ – Dr is Kapitn uf ’n (einem Dampfer) vonne Ellewe 4: Wb-Ak 51.
Fenn n., m., f. ‘bewachsenes Sumpfgebiet’, auch ‘sumpfiges Wiesen- und Weideland’,  2Brk, 2: Id-Altm, JE2-Me, vorw. in FlN für ein kleineres Sumpfgebiet, vgl. ausf. Bathe 1939,182-194, Kt. in FlN-Ma/Anhalt 68, 2: vereinz. ö SA, verstr. ö Altm., verbr. JE2 n JE1, verstr. w JE1, ZE-Lus Ste; Die einwoner diß dorfes haben auch im Venn 29 morgen wiesewachs ... Nedlitz, Amt Lindau 1536, Landreg-Anhalt 3,217.
Lautf., Gram.: Belege vorw. aus Bathe 1939,185 ff. (dort werden auch die Lautf. im Einzelnen aufgeführt) und den Messtischblättern der Historischen Kommission für Sachsen und Anhalt: Fenn, Fänn vorw. n. STE-Grä, vereinz. s OST, verbr. JE2 n JE1, verstr. w JE1, ZE-Lus Ste; Fenne, Fänne f. (f. Formen wohl urspr. Pl.) STE-Bir Li, vereinz. n/ö JE2, JE1-Wa Wo; Fennen, Fännen Pl. SA-Pa, vereinz. STE s JE2, JE1-Ka; Fennt, Fännt n. JE2-Cab Schön, JE1-Nie; Finn m. JE1-Go; Finne f. STE-Grie, JE2-Jer; Fähn, Fehn n. Id-Altm, vereinz. ö SA, verstr. ö Altm., JE2-Sa; Fähne f. OST-Le. – Etym.: Es handelt sich um ein ndl. Siedlerwort, mndl. vene, veen, ags. fenn, as. fen(n)i ‘Sumpf, Moorland’, der Gegensatz zwischen den Formen mit Kurzvokal (vor allem ö der Elbe) und denen mit Langvokal (in der ö Altm.) scheint darauf hinzudeuten, dass die Siedler aus versch. Gegenden stammten, vgl. Kluge 242002,285, Bathe 1939,194, Teuchert 21972,188, Nd-Elbe 26, Spr-Elbe/ Saale 190.
Gemeine f. 1. vgl. Meine 1. und 2., 2: vereinz. Altm., Heimatkalender-Je 1927,117 (JE2-Vie), 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. omd. – a. dass. wie  Gemeinde 1a. – b. dass. wie  Gemeinde 1b.... de ganz Gemeein ... Matthies 1903,32; De gröttste Deil von de Jemeine Is vorr de Hochtiet op de Beine. Gorges 1938,41. – 2. dass. wie  Gemeinde 2., vgl. Meine 3., 2: Wb-Altm 63, 3: Wb-Nharz 59 – dat Holt iss in d’ Gemein Wb-Altm 63; ... ein gehulz ... heist die heinunge, und ist ir gemeine. Amt Dessau und Lippehne 1547/49, Landreg-Anhalt 1,74. – 3. dass. wie  Gemeinde 3., 2: Wb-Altm 63.
Lautf.: Gemeine, -ai-, J- Heimatkalender-Je 1927,117 (JE2-Vie), vereinz. elbostf., Mda-Sti 30; -mein vereinz. Altm.; Gemeein Matthies 1903,32; Jimne QUE-Di; Jemeene, [jmn] vereinz. anhalt.
Gottesacker m. ‘Friedhof’,  Kerkhoff, 2: JE1-Gö, vereinz. n ZE, verstr. s ZE, 3: vereinz. WA, BLA-Ta, verstr. sö elbostf., 4: verstr. nthür., verbr. anhalt. – dor ld uffen Joddsaggor BE-Al; ... uf n Jottsacker vor ihr Jrab ... Wäschke 61920,42; dor Joddsaggor is bai uns ne Grche DE-Ca; Hinder den thum an der stadtmauren liget der gottesacker ... Amt Coswig 1566, Landreg-Anhalt 3,38.
Lautf.: Gottesacker, J- vereinz. ZE, WA-Tha Wa, vereinz. sö elbostf. anhalt.; sonst: Gotts-, Jotts- (anhalt.: [jodsagr]).