afstarwen Vb. 2: Bewohner-Altm 2,318, Zauber-Ma 93 (GA-Mie), ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 11, Wb-Be. 1a. ‘sterben’,  starwen – Rda.: hei hlt w wenn ne einder afestrben is HA-Oh. – 1b. ‘(allmählich) aufhören zu leben, absterben’ – dä Boom is affestorben HA-Bee; De Kartoffel’l sin abjestorre’m, mor ken’n se langen. ‘Das Kartoffelkraut ist vertrocknet, wir können die Kartoffeln ernten.’ Wb-Ak 11. – 2. ‘gefühllos, taub werden’, von Körperteilen – mich sinn meine Finger janz abjestorm ZE-Roß.
Lautf., Gram.: afstarben HA-Oh; affschtarben Sprw-Börde; affestorben Part. Prät. HA-Bee; stärw’n aw 3. Pl. Präs. Bewohner-Altm 2,318; stärbm aff 3. Pl. Präs. Zauber-Ma 93 (GA-Mie); fschtarben Wb-Nharz 2; abstarre’m Wb-Ak 11; abjestorm Part. Prät. ZE-Roß; [aptar] Wb-Be.
Alfrde f. ‘kantige Rute eines Baumes oder Strauches’, auch ‘kantiger Stängel der Wegwarte oder der Rübenpflanze’ 2: Spr-Maa 434 (HA-Sa), 3: a.a.O. 434 (WO-Ir Ol, HA-Sü), Zauber-Ma 91 (WO-Ir) – Brauch: Mit der A. wurde das Vieh bei allerlei Krankheiten geschlagen, um es davon zu befreien. Spr-Maa 434 (HA-Sa).
Lautf.: alfrauhe; außerdem: Alp- Zauber-Ma 91 (WO-Ir). – Etym.: zu mnd. alf ‘(böser) Geist, Elf’, vgl. HWb-Mnd 1,54.
Anschrge(n) f., m. 1. ‘Stützpfahl’, bes. am Zaun, 3: verstr. elbostf. (außer sö) – de Pahl is awwe, da mott ’ne Anschrah an! HA-Bee; Besprechungsformel gegen Fieber:Anschraoe, ick klaoge dick:
Dät Fiew’r dat plaoget mick,
Voggel, daer daoroww’r flücht,
Daer ook’tat Fiew’r kricht.
Zauber-Ma 87 (HA-Alv).
Beim Sprechen der Formel berührt man mit dem Mittelfinger den abgestützten Pfahl und mit dem Daumen die A. a.a.O. 87 (HA-Alv). – 2. ‘Prellbalken, Abweiser’, zum Schutz vor Beschädigungen durch ein- und ausfahrende Fuhrwerke auf beiden Seiten der Toreinfahrt des Niedersachsenhauses angebracht, 3: Pessler 1906,200 (GA-Bös).
Lautf.: Anschrgen WA-Un; anschrn Pessler 1906,200 (GA-Bös); Anschra’e, -schre Wb-Holzl 55, Wb-We 8; -schrah HA-Bee; nschr Wb-Nharz 15; anschroage Spr-Maa 438 (HA-Alv); Anschren WE-He; [anrn] Beiträge-Nd 59 (WO-HWa); Anschraoe Zauber-Ma 87 (HA-Alv). – Gram.: auf -n auslautende Formen m., sonst f.
Blt n. 1. ‘Blut’ verbr. – ... un sahen, dasse Blut anne Backe hadde ... Wäschke 61915,34; ek hebbe mn Blaud von der Menstruation der Frau, BLA-Brau; Rda.: einen bis op et blaut arjern ‘jmdn. sehr ärgern’ Wb-Nharz 29; in Blaue sticken ‘sich sehr ärgern’ Id-Eilsb 146; De löppt de Gall to licht in ’t Blot ... ‘jmd. ist leicht reizbar’ Matthies 1903,28; et is doch sn eigen Blaut von der Blutsverwandtschaft, HA-Oh; Sprw.: Gd mkt Blt ‘eine angenehme Erscheinung und die Herkunft aus einer angesehenen Familie verhelfen leichter zu einem Ehepartner’ Hochzeit-Altm 62. – Volksgl.: Durch Besprechen mit (vorw. hd.) Segensformeln sollten Blutungen gestillt werden:Blut, steh stille mit deiner Flut,
Ich beschwöre dich durch Christi Blut.
Zauber-Ma 80 (HA-
Sü).
– 2. ‘aus beschädigten Weinreben austretender Pflanzensaft’ 4: Wb-Ak 38, Brauch-Anhalt 14.
Lautf.: Blo(o)t, Blood, blt verbr. nbrdb. w JE1; plut Mda-Sti 40; Blaut, Blaud verstr. nwaltm., verbr. elbostf.; Bluet, [blut] verstr. mbrdb., DE-Ho; Blut QUE-GrSchie, verbr. anhalt.; [plt] Wb-Be.
1Brk m. 3: vereinz. n elbostf., 4: vereinz. omd. 1. ‘Knochen- oder Eingeweidebruch’ – ich hawwe mich an Pruch jeh’m Wb-Be. – Volksgl.: Ein B. vergeht, indem man das mit Wolle umwickelte Ei eines schwarzen Huhns in den Schornstein hängt und verrotten lässt. Vk-Anhalta 286 f. (DE-Wö). Um den B. eines Kindes zu heilen, spaltet man einen Eichenbaum, um dann das Kind hindurchzustecken. Sobald der Baum wieder zusammengewachsen ist, ist auch der B. geheilt. Zauber-Ma 94 (WO-Ir), Vk-Anhalta 287 (DE-Vo). – 2. ‘Zahlenbruch’ – ... da keem mer inne Brüche, un die hedde inne Schule no nich jehatt. Wäschke 61915,91. – 3. ‘Steinbruch‘. – 4. ‘etw. Minderwertiges’ – Was de d jekft hast, is Bruch. Wb-Ak 41.
Lautf., Gram.: Brauk HA-Eil; Bruch Beiträge-Nd 75 (WO-HWa), Wb-Ak 41; Brüche Pl. Wäschke 61915,91; pruch, [pru] Mda-Sti 7, Wb-Be.
Df m. 1. ‘Dieb’ 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm., JE2-Scho, Mda-Ze (verstr. ZE), 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. omd. – d D hem’m m de jantse Äppeln eklaut JE2-Scho; Rda.: Ihr ick nich kaom, ihr wärd’r nist, sä de Def, as’r soll an Gallign hangt wär’n. Bewohner-Altm 1,326; Sprw.: Gelegenheit makt Diewe Sprw-Börde; d klein’ Dw hangt’n, de grt’n lött’n lop’n. Wb-Altm 34; het mn brauder eschtlen, sau henkt’n deif Wb-Nharz 39. – Volksgl.: Um D. zu bannen und das Diebesgut wieder herbeizuschaffen, wurden Formeln aufgesagt. Zauber-Ma 87 (GA-Mie), Vk-Anhalta 322. Die Fußstapfen eines D. wurden in einem Sack in den Rauchfang gehängt, damit er krank werde. a.a.O. 322 f. (ZE-Bra, DE-Die).  TZ: Fickenfler (Taschendieb) Frkper Ganf Gaudieb Hke(n) (jung) Inbrker (Einbrecher) Klauhans Klauschwein Mausehaken Mauseschwein Msker; weibl.: Dfsstücke, weitere Synonyme  Stldf. – 2. ‘verkohlter Teil des Kerzendochts’ 2: Wb-Altm 34.
Lautf., Gram.: De(e)f, De(e)w, [df] SA-Ku Zie, verstr. Altm.; [dp] STE-Bö, CALV-Uth; [tp] Mda-Sti 34; [d] Pl. JE2-Scho; Deif, Daif, [daif] SA-Ch Dä, vereinz. elbostf. (z.T. veralt.); [däif] verstr. nwaltm.; Dieb, Diep, [db] vereinz. ö Altm. elbostf.; Diebe Dat. Sg. Wäschke 61915,106; Diewe Pl. Sprw-Börde; [tp] Wb-Be; [dip] Mda-Ze (verstr. ZE).
Ding(s) n. 1. ‘nicht näher bezeichneter Gegenstand, nicht näher bezeichnete Sache’, z.T. auch solche, die nicht bezeichnet werden sollen oder dürfen, auch abw., verstr. – s a gabuddes Ding DE-Ca; ... det Ding wiere nich mehr zeitgemäß ... Heimatkalender-Je 1924,60 (JE2-Vie); ..., ick kann mit dei Dinger nich ummegahn! Rauch 1929,44; ... sie wollten sich naoh das aohle Dinges jaornich ummekuken ... Heimatkalender-Börde 1925,64 (CA-Sa); Verbdg.: das kost an Dink vull (viel) Jeld un ten tt’s nischt Wb-Ak 46; Rda. (z.T. auch mit Bezug zu 2.): dat Dings met ’n Fiff ‘etw. ganz Kompliziertes’ Spr-Asch 23; hasd jelei an Dingk sidsen Androhung von Prügel, CA-Ak; Sprw. (z.T. auch mit Bezug zu 2.): jd Ding an sn rd, geit alles gd in Huse frt Wb-We 96; alle guen Dinge sind ehre (ihrer) dreie Sprw-Börde; Olt un kolt un kain Vörmoejen, Dat sünt drai Dinge, dai niss ’toejen. Lieder-Ma Nr. 779 (WO-Ol). – Volksgl.: Um eine Mäuseplage im kommenden Jahr zu verhindern, darf man in den Zwölften nur von den Dingern reden. SA-Lag. – 2. ‘Angelegenheit, Ereignis’ verstr. – Ich hawwe m an Dinges arlwet ... Wb-Ak 46; det Dink wern mer schon deichseln ZE-Roß; Rda.: ’n Dink t’n Dullhse ‘eine unerhörte Angelegenheit’ HA-Oh; dat is en dum dink ‘das ist eine üble Angelegenheit’ Wb-Nharz 41; datt geit nich mit rechten Dingen tau BA-GrAls. – 3. Bezeichnung von Personen, vorw. in Verbdg. mit charakterisierenden Attr., 1: SA-Pü, 2: vereinz. Altm., ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf. – saune junken Dinger (Mädchen) HA-Oh; liddjes Dingg ‘kleines Kind’ (vgl. 5.), BE-Fr. – 4. Bezeichnung für Gespenstergestalten des Volksglaubens, 3: vereinz. w elbostf. – d geit en Ding umme Wb-We 28. – 5. auch Dim. ‘etw. Kleines, Unbedeutendes’ 2: Wb-Altm 35, Wb-Altm* 52, 3: vereinz. elbostf. – 6. ‘Stück Vieh oder Wild’ 3: Wb-Nharz 41, BLA-Brau. – 7. ‘männl. oder weibl. Geschlechtsteil’ 2: Lieder-Ma Nr. 440 (WO-Ri), 3: verstr. elbostf. – t Ding is’t beste an daen ganzen Maeken BLA-Brau. – 8. in der Verbdg.: en grauen Ding ‘noch nicht entzündeter Kohlemeiler’ 3: BLA-Brau. – 9. Krankheit – a. in der Verbdg.: dat hillige Ding ‘Wundrose’ 2: Zauber-Ma 89 (GA-Mie), 3: a.a.O. 89 (vereinz. HA), Wb-We 51 – Zauberformel zur Besprechung der kranken Stelle:Hillige Ding, ick boite dick,
Datt’u nich stickst,
Datt’u nich brickst ...
Zauber-Ma 89 (HA-Sü).
– b. in der Verbdg.: blind(et) Ding ‘(Blut-)Geschwür’ 2: vereinz. Altm., 3: Wb-Holzl 65 (WA-KlWa), Id-Quea 145. – c. in der Verbdg.: en jefäärlich Ding dass., 3: Wb-Holzl 75 (HA-Eil).
Lautf., Gram.: Ding, Dink Sg.; außerdem: [dig] vereinz. anhalt.; tink Mda-Sti 4; Pl.: Dinger; außerdem: Dingers Spr-Asch 13; Dinge vorw. (2.) und bei verblassender gegenständlicher Bed. bei (1.) vereinz. elbostf.; Nbff. (urspr. Gen.): Dings, [dis] ZE-Roß, vereinz. elbostf.; [tiks] Wb-Be; Dinges vereinz. mittleres/sw elbostf., Wb-Ak 46, Heimatkalender-Börde 1925,64 (CA-Sa).
Fer n. 1. verbr. – a. ‘Feuer’, ohne weitere Spezifizierung – Rda. (bei einem Teil der Rda. und Sprw. wäre auch eine Zuordnung zu 1b. oder 1c. möglich): Fir fengen ‘sich in jmdn. verlieben’ Sprw-Börde; Füer un Flamme ‘begeistert (sein)’ Wb-We 160; Er hat dat lopende Füer. ‘Er ist trunksüchtig.’ Bewohner-Altm 2,128; Eel int Fier geiten ‘die Situation verschlimmern’ BA-GrAls; Dät Für brännt äm up de Näwel (Fingernägeln). ‘Die Situation ist ernst, deshalb ist keine Zeit mehr zu verlieren.’ Bewohner-Altm 1,334; Datt iss ass wenn’n Fr haolt. von jmdm., der es eilig hat, wieder fortzukommen, Wb-Altm 205; hast wol fer in hindersten? ‘du hast wohl keine Ruhe?’ Mda-Weg 125; alles t’n fre rten ‘in Hast arbeiten’ Wb-Nharz 209; Datt iss jo’n Fr, datt’n Ossen braod’n kunn von einem großen Feuer, Wb-Altm 150; Dät is jo’n Für, as wenn de Köster backt un de Bur gewt Holt daoto. von einem kleinen Feuer, Bewohner-Altm 1,346; For de Arwt hat d Feier jefressen. ‘Sie arbeitet ungern.’ Wb-Ak 55; lt se fon mek se-in (sagen) wat se wiln, pot der leppel, wenn se mek man fon fre lten ‘soll nur über mich geredet werden, solange ich mich schuldlos weiß’ Wb-Nharz 209; Sprw.: wär’t Füer nödig hat, de söcht et in de Asche HA-No; Een klein Für känn ’n grod Holt (Wald) anstäken. Bewohner-Altm 1,334. – b. ‘vom Menschen kontrolliertes Feuer im Ofen, Herd oder im Freien’ – Fer in’n ben HA-Oh; Mache m Feier Wb-Ak 55; dat Fa will nich bren’n SA-Dä; Weil ’t lang’n nog all upp ‘t Füer stunn. Matthies 1903,42; Drumme rum um datt Füer staht dee Kinder ... Hbl-Ohre 1928 Nr. 18/Wöhlbier (HA-Eim); Sprw.: Wenn dät Für up’n Herd geiht ut, flüwt de Liew’ ut’n Schosteen rut. Bewohner-Altm 1,334. – c. ‘vernichtendes Feuer, Schadenfeuer, Brand’ – et is Fer t’e’brken HA-Oh; Wo is denn Feier? ZE-Roß; “Water is slimmer wie Füer, dat Füer kann ’en ut’n Wäe gahn, dat Water awer nich!” Wedde 1938,74; Leider warsch Feier ’n bißchn zu schpäte ausjebrochn ... Krause 1964,58; Äwer dät Füer harre sinen Kopp för sich un brännde nedder, wat et man krien künne. Heimatkalender-Ma 1932,47 (JE2-Vie). – Volksgl.: Damit sich ein ausgebrochenes F. nicht weiter verbreiten kann, wird es besprochen. Dies geschieht durch ein dreimaliges (Bewohner-Altm 2,304, Vk-Anhalta 322) oder siebenmaliges (Brauch-Anhalt 75, HA-Hi) Umgehen oder Umreiten des F. unter Aufsagen der Besprechungsformeln. Danach muss sich der Besprechende schnell (mit einem Pferd) entfernen und über Wasser gelangen, sonst würde er verbrennen. Bewohner-Altm 2,304, Zauber-Ma 96 (WO-Ol), Brauch-Anhalt 75 (HA-Hi), Vk-Anhalta 322. – 2. auch in der Verbdg.: dat hillige Fer ‘Wundrose’ 3: Wb-We 160, BLA-Brau.
Lautf.: Füer, [fr] vereinz. nwaltm., verstr. Altm., verbr. JE2, JE1-Bie Pa, verbr. n/w elbostf.; Fü(ü)r (nwaltm., n/mittlere Altm.: [f], SA-Dä Rist, s Altm.: [f]) verbr. nwaltm. Altm., JE2-Go Ste, vereinz. n/mittleres JE1, verstr. w elbostf. (außer sw Rand); Fieer, [fr] Dialektgeogr-Elbe/Saale Kt. 11 (verbr. s JE1 n ZE), Mda-Ze (ZE-Reu Stre), Mda-Weg 125, verstr. s elbostf.; Fiir, [fr] ZE-Gri, vereinz. ö elbostf., Wb-Nharz 209, Mda-Sti 34; Fier (anhand der Laienschreibung nicht erkennbar, ob [--] oder [--] vorliegt, aber wohl Dominanz der diphthongischen Form) WO-Sa, verstr. ö elbostf., WE-La; [fr] BE-He; [fir] Mda-Ze (ZE-Gro); Feuer ZE-Ze; Feier, [fair], [fair] Dialektgeogr-Elbe/Saale Kt. 11 (verbr. s ZE), ZE-Roß, Spr-Asch 39, BA-Ba, verbr. anhalt.
Garstenkrn n. 1. ‘Samenkorn der Gerste’ 3: Wb-Nharz 56, 4: Wb-Ak 75, Wb-Be. – 2. ‘Entzündung am Augenlid, Gerstenkorn’ 2: ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Ich hawwe an Jarscht’nkorn ns e. Wb-Ak 75. – Volksgl.: Ein G. bildet sich, wenn man seine Notdurft auf oder an einem Weg verrichtet hat. Vk-Anhalta 337: du hast wo an’n Wäch jeschissen, det de ’n Jarschtekorn jekritt hast? ZE-Roß. Die Entzündung verschwindet, wirft man drei Gerstenkörner rücklings über den Kopf (Sprw-Börde) oder in einen Brunnen (Zauber-Ma 97, Wb-Nharz 56).
Lautf.: Gastenkern HA-Oh, WE-Wa; Garscht(e)nkorn, garschten-, J- Sprw-Börde, Wb-Nharz 56, BLA-Tr, Wb-Ak 75, Wb-Be; [jardngurn] Mda-Fuhne 16 (DE-Ca); Nbf.: [jartkorn] ZE-Roß.
Gs f. 1a. TiN ‘Gans’, bes. das weibl. Tier, allg. – de Geuse snattert HA-Oh; Mine Gäuse maken sick an’t Ahrensäuken; ... Lindauc o.J. 45; Griep doch tweei Gös un mäß (mäste) se fester ... Matthies 1903,6; w willn de Jänse rupp’m JE2-Scho; Un breng uns ’ne gebrat’ne Goos ... Francke 1904,65; Rda.: dree Gös’ äin Gänt titel läut Ausdeutung des Klangs der Glocken, STE-Ho; de witte Gs brögt (brütet) ‘es fällt oder liegt Schnee’ Wb-Altm* 54; dumm wie ane Jans Vk-Anhaltc 85; w ne verflene Gaus ‘einsam und verlassen’ HA-Oh; De sleit hinn’ ut as’n laohm Gans. ‘Er kann keine großen Sprünge mehr machen.’ Bewohner-Altm 1,334; se kukke jen himmel w de jense, went dendert Mda-Weg 93; Dat is, as wenn’n Haw’r von de Gös köp’n deiht. ‘Das ist ein unvorteilhaftes Geschäft.’ Spr-Altm 83; ik will erst mal de Gaus op et Water setten ‘ich will ein Ass ausspielen’, beim Skatspiel, BA-GrAls; Sprw.: De Gos is’n leidigen Vaogel; vör eenen to veel, vör twee to wenig. Spr-Altm 83; Jung’ Gäns’ hämm grod Müler. ‘Junge Mädchen sind sehr schwatzhaft.’ Bewohner-Altm 1,334; De Gs gaon äöw’rall ba(r)ft. ‘Man findet überall Mangel und Armut.’ Wb-Altm 206. – Brauch: G. werden vom 1. Mai bis zum 16. Oktober (St. Gallen) gehütet. Brauch-Anhalt 376 (BE-GrMü). – Volksgl.: Donnert es im Frühjahr, bevor die Bäume wieder grün sind, verlieren die G. ihre Eier bzw. gibt es keine Küken. vereinz. elbostf. Die Sternbilder der Fische und des Krebses sind ungeeignet, um G. zum Brüten zu setzen. Vk-Anhalta 30 (ZE-Rie). In der letzten Woche des Brütens darf nicht gewaschen werden, da man den Küken beim Wringen den Kopf herumdrehen könnte. a.a.O. 30. Um Gänseküken (vor dem bösen Blick) zu schützen oder sie vom Beißen abzuhalten, werden sie mit neunerlei Kräutern geräuchert. Zauber-Ma 92 (WO-Ir), CA-Ak, Vk-Anhalta 31. Das Räuchern von Bestandteilen aus dem Schwanz jedes Kükens, den Nestern und den Daunen der alten G. soll Schutz vor dem Fuchs bieten. Bewohner-Altm 2,285 f. Wenn sich G. waschen, gibt es Regen. Vk-Anhalta 31.  Kinderspr.: Hielegans Hle Hlegans Plegs Tlegs. – 1b. in der Verbdg.: junge/kleine Gs/Gse ‘Gänseküken’, auch ‘junge Gans/ Gänse’,  Gössel, 2: vereinz. mittleres/sw JE1, verstr. ZE, 3: verstr. ö elbostf. (außer nö), 4: BA-Ha Schie, verstr. w/mittleres anhalt. – De Miehme Wittjen junk janzenjar ane Bach, um ihre kleen’n Gänse zu holn. Wäschke 61915,26. – 2. auch in der Verbdg.: dumme Gs ‘dummes, einfältiges Mädchen’, Schimpfwort,  Dussel, 2: Wb-Altm 68, 3: vereinz. elbostf.
Lautf., Gram.: Goos, Gs, J-, [gs], [js] vereinz. ö/s nwaltm., verbr. n/w/mittlere Altm., STE-Wei; Goas, Goas, J- vereinz. n/mittlere Altm.; Jous STE-Po; Juss OST-Ren; Gaus, J-, [gaus], [jaus] verbr. nwaltm. nw elbostf., verstr. nö elbostf., verbr. OSCH w WAn/mittleres WE, WE-Kö Lan, BLA-Ben, QUE-Nei, Id-Quea 154; Gans, -z, J-, [gans], [jans] verstr. s OST, vereinz. ö GA, verbr. STE n WO n/mittleres JE2 mbrdb. ö/s elbostf. omd.; jns Mda-Sti 9, BA-Ha; Pl.: Göse, J-, [gz], [jz] verstr. sw Altm.; Gö(ö)s, Gs, J-, [gs], [js] vereinz. ö/s nwaltm., verbr. n/w/mittlere Altm.; Geuse, Gäuse, Goise, J-, [goiz], [joiz] verstr. n/mittleres/w elbostf. (außer sw), WE-Lan; [gois] vereinz. nwaltm.; Geise WO-GrAm; [guis] verbr. nwaltm.; [gus] SA-Die; Gänse, J-, [jänz] STE-Steg, WO-Sa, JE2-Scho, verstr. mbrdb. ö elbostf., CA-Sa, Wäschke 61915,26; Gäns, Jäns, [gäns],[jäns] Bewohner-Altm 1,334, OST-Kru, verbr. STE; Gense, J-, [genz], [jenz] GA-Bo, verstr. WO, HA-NHa, Mda-Weg 93, vereinz. s elbostf., verstr. omd.; unterschiedlicher Bezug Sg.-Pl.: Goos Sg., Gäns, J- Pl. OST-Polk, STE-Peu Wa; Gaus Sg., Gös Pl. SA-Bee; Jans Sg., Göös, J- Pl. vereinz. n STE.