1Aber n. ‘Bedenken, Einwand (aus Aberglauben)’ 3: Wb-We 27, 4: Brauch-Anhalt 7, Wb-Ak 29, Wb-Be – D jiwwet’s nu kn wer! Wb-Ak 29.
Lautf.: Aber Wb-We 27, Brauch-Anhalt 7; wer Wb-Ak 29; [wr] Wb-Be.
Andreas 1. männl. RN – Kinderreim:Andrees – gif en Pärn Rees,
gif n’ en Bund Hawerstroh,
un morgen makst’e ’t wedder so.
3: BA-Re;
Neckreim:Andrees,
Der Brei is heeß,
Die Suppe is warm,
Dass Gott erbarm.
3: Lieder-Ma Nr. 890 (BA-GrAls).
– 2. Name des heiligen Andreas, einer der 12 Apostel Christi, sowie des Kalendertages (30. November), 2: Hochzeit-Altm 8, Brauch-Anhalt 223 f. (ZE-Bra), Vk-Anhalta 195 f. (vereinz. ZE) – Brauch:  Andreasnacht. – 3. ‘träger, langsamer, schwacher Mensch’, abw.,  Trntte, 4: Wb-Be. – 4. TiN ‘Sperling’,  Spatz, 2: JE2-Fi Scho – d is Andrs a wärra mangkt Hünnafurra JE2-Scho. – 5. in der Verbdg.: d grte Andreas ‘große Zehe’,  2Tn, 3: HA-No, 4: Wb-Ak 22 – hei arbeit ower’n grooten Andreis scherzh. Äußerung, wenn jmd. mit einwärts gerichteten Fußspitzen geht, HA-No.
Lautf.: Andreas Hochzeit-Altm 8, Brauch-Anhalt 223 f. (ZE-Bra), Vk-Anhalta 196 (ZE-Na), Vk-Anhaltc 115; Andres Id-Eilsa 48; Andreis vereinz. w elbostf., QUE-Nei; Andre(e)s, Andrs Bewohner-Altm 2,159, JE2-Fi Scho, vereinz. w/sw elbostf., Lieder-Ma Nr. 890 (DE-De); Anderes Vk-Anhalta 196 (ZE-Bra Roß); Anrs Wb-Ak 22; Kurzformen: Dres, Dres, [drs] HA-Oh, Id-Eilsa 48 und 58; Drees, drs ZE-Ned, vereinz. elbostf. anhalt.; [trs] Wb-Be.
Andreasnacht f. ‘Nacht vom 29. zum 30. November’ 2: Hochzeit-Altm 8 f., vereinz. ZE, 4: Vk-Anhalta 196 (KÖ-Ar, DE-Die) – Brauch: In der A. hoffen die Mädchen, ihren zukünftigen Bräutigam zu sehen. Sie schauen um Mitternacht in den Spiegel, um ihn dort zu erblicken (Vk-Anhalta 195 – vereinz. ZE) oder essen abends ein Käsebrot, damit ihnen der Liebste im Traum erscheint (a.a.O. 196 – KÖ-Ar). Auch wird der heilige A. in Beschwörungsformeln, die in den Belegen durchweg hd. erscheinen, angerufen:Bettspond’, ich trete dich,
Sanct Andreas, ich bitte dich,
Laß doch erscheinen
Den Herzallerliebsten meinen.
Wie er geht und steht,
Und wie er mit mir zur Kirche geht.
Hochzeit-Altm 8.
Vor und nach der Anrufung klopfen die Mädchen jeweils drei Mal; beim Sprechen des ersten Verses treten sie gegen das Bettgestell. a.a.O. 8. In Brambach deckt das Mädchen für zwei Personen den Tisch, isst daran und bittet: Heiliger St. Andreas – Laß mich erkennen – den will ich nennen – Der mein Herzallerliebster soll sein. Brauch-Anhalt 223 f. (ZE-Bra). Erscheint der Zukünftige und nimmt Wein zu sich, ist er reich. Trinkt er Wasser, ist er arm. Kommt er im Leichentuch, wirft die Gläser um und stellt eine Sanduhr auf den Tisch, stirbt er noch vor der Hochzeit. Hochzeit-Altm 9.  Andreastag.
nen Vb. 1. ‘etw. (Unangenehmes) voraussehen, etw. im Gefühl haben’ 2: vereinz. nbrdb., 3: vereinz. w elbostf., 4: vereinz. omd. – ek heb’ et ent BLA-Brau; tas hawwich toch jlai jent, tas t nischt traus wurre Wb-Be; m het doch s wat all nt JE2-Scho. – 2. (refl.), in der Rda.: et nt (sik) (wat) von seltsamen, unerklärlichen Geräuschen und Erscheinungen gesagt, die nach dem Volksgl. Unheil ankündigen, auch ‘es spukt’ 2: Bewohner-Altm 2,213, Spr-Altm 33, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Volksgl.: Wenn der Sor (Zeiger der Uhr) uf m stn bleiwet, nt sich was. Wb-Ak 16. Die Tischler merken am Klang der Sägen oder am Fallen von Brettern, dass jmd. im Sterben liegt. Bewohner-Altm 2,213. Geräusche im Haus ohne erkennbare Ursache deuten auf einen bevorstehenden Unglücksfall in der Familie oder Verwandtschaft hin. Wb-Nharz 12. Poltert es auf der Bodentreppe oder klinkt die Tür von selbst, stirbt bald jmd. aus der Familie. Brauch-Anhalt 3. Geräusche nach dem Tod eines Angehörigen werden dessen umgehendem Geist zugeschrieben, es kündigt sich weiteres Unheil an. Sprw-Börde.
Lautf., Gram.: ahnen, nen vereinz. w elbostf., Brauch-Anhalt 3; ahn’n Krause 1964,48; ’n Mda-Sti 3 und 16; ’n, [], [], [] Beiträge-Nd 59 (WO-HWa), JE2-Scho, Wb-Ak 16, Wb-Be; 3. Sg. Präs.: a(h)nt, nt Bewohner-Altm 2,213, Spr-Altm 33, Sprw-Börde, BLA-Brau, BE-Gö; oahnt, [nt] Matthies 1903,1, QUE-Di; ahnt Part. Prät. Francke 1904,81.
anfechten Vb. 1. ‘Einspruch gegen etw. erheben’ – D han’s Testement njefocht’n. 4: Wb-Ak 18. – 2a. ‘bekümmern, beunruhigen’, auch ‘etw. anhaben können’ 3: HA-Oh, Wb-Nharz 12, 4: Brauch-Anhalt 117 – den Jungen ficht nist an HA-Oh; dat ficht ne nischt n ‘das schadet seiner Gesundheit nicht’ Wb-Nharz 12. – 2b. refl., in der Rda.: sik wat nicht anfechten lten ‘sich etw. nicht anmerken lassen’ 3: vereinz. elbostf.
Lautf., Gram.: anfechten; außerdem: n- Wb-Nharz 12; nfecht’n Wb-Ak 18.
Antog m. 2: vereinz. nbrdb., Heimatkalender-Je 1927,120 (JE2-Vie), Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze), 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. 1. ‘aus Hose und Jacke (z.T. auch mit Weste) bestehende Kleidung (für Männer), Anzug’ – Uff jede Seite von’n saß’n Schäffe (Schöffe), ooch in’n schwarzen Anzuch. Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze); de Anzuch is op Tauwass emket ‘der Anzug ist so groß gearbeitet, dass er nach einer Gewichtszunahme seines Trägers immer noch passt’ HA-Oh. – 2. ‘Beschleunigungsvermögen’ – dae Paere hebben keinen Anzug, dat ht, sei kennen nich feste antrecken BLA-Brau. – 3. ‘feierliche Bewirtung der Dorfbewohner’, bes. durch neu Zugezogene – Brauch: Kam eine junge Frau in ein anderes Dorf, wurde A. gefeiert. Vk-Anhaltb 45. Die im abgelaufenen Jahr in die Gemeinde Gezogenen gaben Geld oder Bier. Ein Brautpaar, das außerhalb geheiratet hatte, lud zum A. ein. Brauch-Anhalt 3.
Lautf.: Antog, antoch Wb-Altm 6, Spr-Maa 440 (STE-Scher, WO-Ol), Rauch 1929,158; Anzock Vk-Anhaltb 45; nzok, -zoch Wb-Ak 24; Anzug, -zuch Heimatkalender-Je 1923,101 (JE2-Fi), a.a.O. 1927,120 (JE2-Vie), Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze), vereinz. elbostf.; -zuck Richter o.J. 92; Aanzuch Wb-Holzl 56 (HA-Wo); oonsu Mda-Ro.
Appel m. 1. ‘Frucht des Apfelbaums’ allg. – d ln an bor Ebbel’l DE-Ca; w ... krjen Äppeln af ‘wir ernten Äpfel’ JE2-Scho; Eppel un Bern (Birnen) t ik jern HA-Oh; tr Appel is jantz hotzelich (verschrumpelt) Wb-Be; de goldene Appel ‘letzter Apfel, der nach der Ernte am Baum verbleibt’ Wb-Holzl 56 (HA-Eil); Rda.: det is’n Appel! ‘das ist selbstverständlich’ ZE-Roß; Das hauet dn awwer inne Eppel. ‘Ihm ist schwerer Schaden, ein großer Verlust entstanden.’ Wb-Ak 24; daen maoket mr kn appl vrn ai vor ‘er lässt sich nicht täuschen’ Vk-Ask 152; in den sren Appel bten ‘etw. Schwieriges oder Unangenehmes beginnen’ BLA-Brau; Sprw.: der beste Appel word ok ful ‘auch dem umsichtigen Menschen kann ein Fehler unterlaufen’ Sprw-Börde; wenn de Appel ripe is, sau fällt hei ‘man soll eine Sache heranreifen lassen’ Wb-We 9; Reim:de Appl fällt nich wiet van’n Stamm;
sou ast Scho-ap is, is ouk’t Lamm
OST-Schön;
Wiegenlied:Heichen Putteichen hat Eppel jekocht,
stn inne Rre un quackern noch.
Wb-Ak 24.
– Brauch, Volksgl.: Zu Weihnachten oder Neujahr wurden die Bäume angefasst, um eine reiche Obsternte zu bekommen:Bömeken wk up,
Neujahr is km,
saßt gaut Appel un Bäärn dragen!
Brauch-wAltm 12 (SA-Ta).
Schält ein Mädchen einen Apfel, so soll die Schale ein einziges langes Band bilden. Diese wirft es sich über den Kopf und liest aus ihr den Anfangsbuchstaben des künftigen Geliebten heraus. Brauch-Anhalt 6. Geht man beim Empfang des Abendmahls um den Altar, muss man in einen Apfel beißen, dann bekommt man keine Zahnschmerzen. Dies gilt vor allem beim ersten Abendmahl bei der Konfirmation. Die Äpfel müssen aus dem Pfarrgarten gestohlen sein. Abergl-Altm 16 (vereinz. OST). – 2. in der Verbdg.: wilder Apfel PflN ‘wilder Apfel’, auch die Frucht,  Holtappel (n.Z.), 4: BE-Dro, DE-Ho. – 3. ‘Samenträger der Kiefer’,  Knappel, 3: OSCH-Weg, QUE-West. – 4. Pl. ‘rundliche Kotstücke des Pferdes’ 3: Vk-Ask 185. – 5. in der Verbdg.: Appel, Bure, Cruskopp ... Ballspiel der Kinder, ausf. vgl. Abe-Babe, 3: HA-Bee.
Lautf., Gram.: App(e)l, [ap()l] (anhalt.: [ab()l]); außerdem: ppel, [pl] Mda-Sti 9, BA-Ha; [apa], [apo] vereinz. n nwaltm.; Abb(e)l, [ab()l] verstr. Altm.; Abba, [aba], [ab], [ab], [abo] verstr. nwaltm.; [abä] SA-Ch; Pl.: Äpp(e)l, Äbbel, E-, [äp()l], [eb]; außerdem: Appel Brauch-wAltm 12 (SA-Ta); eppele Wb-Nharz 17; auf -n: vereinz. nwaltm., JE2-Scho.
Arfsltel m. ‘geerbter Hausschlüssel’ 2: Vk-Anhalta 323 (ZE-Bra Stri), 3: vereinz. w elbostf., 4: Vk-Anhalta 323, Brauch-Anhalt 54 – Brauch, Volksgl.: Der A. wurde auf versch. Weise verwendet, um einen Dieb zu ermitteln. Er wurde so zwischen die Seiten einer  Arfbbel gesteckt, dass der Schlüsselring sichtbar blieb. Nachdem das Buch verschnürt war, hob der das Orakel Befragende es am Schlüsselring empor und nannte nacheinander in formelhaften Wendungen die Namen der Verdächtigen. Bewegte sich das Buch, war der Schuldige gefunden. Der A. konnte auch neben einem Glas an einem langen Faden hängend Auskunft geben. Schlug er bei einer gestellten Frage an das Glas, galt diese als bejaht. Vk-Anhalta 323. Silvester wurde durch den Schlüsselring des A. Blei ins Wasser gegossen, um aus den so entstandenen Gebilden die Zukunft vorherzusagen. BLA-Brau.
Lautf.: Arfslöttel HA-Oh; -schlettel Wb-Nharz 17, BLA-Brau.
Arfte f. PflN 1. ‘Erbse’, bes. die Frucht, verbr. – Erften utpaalen Id-Altm; dick Erften met Speck Mittagsgericht, OST-Ost; wie äten hüte Arften JE1-Scha; kannste mich inne rwessen a Schticke Wurscht rinschneiden? BE-Grö; “Up mine Heimoathen hewwe ick ens Erwten ’esät, ...“ Heimatkalender-Je 1923,94 f. (JE2-Vie); Rda.: klappert, wie de Arfte in Potte von jmdm. gesagt, der redegewandt seine Ware feilbietet, Sprw-Börde; hei is bange w de Arfte in’n Potte ‘er ist sehr ängstlich’ BLA-Brau; Sprw.: ne blinne dwe fint k ne arfte Spr-Maa 441 (WO-Ol); dree Arften in de Schöttel makt mehr Lärm as wenn se vull is HA-NHa; Rätsel: wo (wie) kümmt’n Ärvt wer’d Woater? – rund, STE-Wa;Hans Pralle
Fällt von’n Stalle,
Will ween’n,
Un hat keen Oegelkn.
– die Erbse, Lieder-Ma Nr. 394 (HA-Sa);
Kinderlied:Plück, plück Ärften
Wenn de Panmann km
Un slg uns um de Bn,
Ach wo woll’n wi wn.
Wb-Altm 7.
– Volksgl.: Um ein Aufpicken frisch gelegter Samen der A. durch Hühner oder Tauben zu verhindern, nimmt man vor dem Legen, das schweigend erfolgen muss, drei Samen in den Mund, die am Ende der Arbeit in ein offen gelassenes Loch gespieen werden müssen. Bewohner-Altm 2,288. A. sollen zwischen elf und zwölf Uhr gelegt werden, um Maden fern zu halten. Brauch-Anhalt 59 (HA-Hi). – 2. in der Verbdg.: wille arfte ‘Bärenschote’ 3: Wb-Nharz 17.
Lautf., Gram.: Arfte, [arft] Sg., -(e)n, [-()n] Pl. OST-Bert, vereinz. n WO, verstr. JE1, vereinz. ZE, verbr. elbostf., Mda-Sti 125; arft Spr-Mab 399 (WO-An); Arwten Pl. STE-Ja Wa, JE1-Ge, verstr. elbostf.; Arrefte, Arft OSCH-Di, QUE-Di; A(r)fk(e)n Pl. SA-HDo Mel; [arwst] verstr. ZE; Arwesse, -weße, [arws] Sg., -n, [-n] Pl. vereinz. ZE, QUE-Asch, Dialekt-Ma 4 (CA-We), vereinz. omd.; Arrewesse Wb-Ak 26; Arbse Sg., -n Pl. JE1-Flö Pre, ZE-Buk Jü, vereinz. CA; Arbesse vereinz. CA; [ftn] Pl. SA-Dä; [rwz] vereinz. DE, [rwesn] Pl. Vk-Ask 374; hbsen Pl. BE-La; Aorwessen Pl. CA-Lö, DE-Kle; rweßen Akk. Pl. BE-Grö; Ä(r)ft, [rft] SA-Rist, vereinz. Altm.; Ä(r)ften, [ärftn] Pl. SA-Dre, vereinz. ö Altm. JE2, JE1-Wo; Ä(r)wten Pl. vereinz. nwaltm. ö Altm., JE2-GrMa; Ärfk Sg., -n Pl. vereinz. nwaltm.; Äwgnen Pl. SA-Fa; E(r)ften Pl. vereinz. nwaltm., verbr. nbrdb. n mbrdb., vereinz. elbostf.; E(r)wten Pl. vereinz. nbrdb. n mbrdb., HA-Ack; Erfk Sg., -en Pl. vereinz. nwaltm., OST-GrGa Har; Erbesse WA-We; Erwesten Pl. ZE-Brä Sta; Erpis veralt. JE2-Pa; [rft] Pl. JE2-Scho; Ääften Pl. SA-Kun Stö; Äerften Pl. OST-Ze; Eärften Pl. SA-Stei; Eaften Pl. STE-Kre.
Arft(en)br m. ‘Erbsenbrei’ 2: Mda-nwJe1a 41 (vereinz. nw JE1), verstr. ZE, 3: vereinz. w elbostf., 4: Wb-Be – Dä Arwtenbri war grade gar, ... Klaus 1936,34. – Brauch, Volksgl.: A. wurde zur Hochzeit oder zur Taufe gegessen. Als ‘quellender’ Speise wurde ihm (ebenso wie Hirse und Reis) die Wirkung zugeschrieben, Geld und Wohlstand zu vermehren. Brauch-Anhalt 59 (ZE-Bor), Vk-Anhaltb 44 (ZE-Cob).
Lautf.: [arftbrai] Mda-nwJe1a 41 (vereinz. nw JE1), Mda-Ze (verstr. ZE); Arftenbr, arften-, Arwtenbri vereinz. w elbostf.; [arwsprai] Wb-Be.