Klocke f. 1a. ‘Glocke’, bes. die Kirchenglocke, verbr. – Der Klang der K. ist in zahlreichen Reimsprüchen nachempfunden: Bim, bam, bohler, Kost nen halben Daoler GA-Ga; Kümmt all to Kerk! Kümmt all to Kerk! OST-Sa; bimm baum, bälaumWE-Ve; Rätsel: Gät un schlät int Holt, Dag in, Dag ut: Un kümmt doch nich rut! Volksspr-Altm 93 (SA-Vi); Rda.: an de grte Klocke schlahn ‘etw. überall herumerzählen, aufbauschen’ CA-Fö; De hät de Klock lü’n hürt, weet äöwer nich wo’s’ hangen. ‘Er weiß nicht genau Bescheid.’ Bewohner-Altm 1,344; Nu weet ick, wo de Klocken hangen. a.a.O. 344; nu wettste, wat de Klocke eschlahn hat CA-Fö. – Brauch: Die K. wurde nicht nur zum Kirchgang geläutet, u.a. erinnerte das Läuten an bestimmten Tagen die Dorfbewohner an deren Ablieferungspflicht: Eier für den Pastor, Schütten (Abliefern) des Zehntgetreides, die Schüttenden bekamen Schnaps und Tabak. Brauch-Anhalt 92ff. (KÖ-Wa, DE-Ro). Am Michaelstag (29. September) läuten die Glocken Zinsen, Pachte, Swinegeld (OSCH-Krop). – Volksgl.: Die K. gilt vielfach als Vorzeichen des Todes: Vom Klang der Kirchenglocken heißt es, wenn sie singen, stirbt bald jmd. (GA-Ro). Klingt bei einer Beerdigung eine Glocke nach oder haben beim Leichenzug die Glocken einen traurigen Klang, so folgt bald ein weiterer Todesfall. Vk-Anhalta 174 (BE-Pei, KÖ-Kö Ost). Schlägt beim Trauergeläut die große Glocke zuerst an, ist das nächste Todesopfer ein Mann, bei der mittleren Glocke eine Frau, bei der kleinen ein Kind. a.a.O. 174 (BE-Pei). – 1b. ‘ Klingel an der Haustür’ 1: SA-Ah, 2: verstr. n/mittlere Altm., CALV-Calv, verstr. JE2, JE1-Mö, ZE-Wö Ze, 3: JE1-Pre, Wb-Nharz 100, BA-Rie, BE-He, 4: QUE-Frie, BA-Neu, DE-Grie Wö. – 1c. ‘kleine Glocke’, bes. für weidende Kühe und Schafe, auch am Schlitten, 2: SA-Sta, 3: Wb-Nharz 100. – 2a. ‘Uhr’, bes. die Turmuhr, 1: SA-Dä, 3: WO-Gu, Wb-Holzl 121, CA-Fö, 4: Wb-Ak 91 – uns Klock gaet to l aot ‘die Uhr geht nach’ SA-Dä. – Volksgl.: Das Schlagen der Uhren kann den nahenden Tod ankündigen: Schlägt die Turmuhr (Glocke) dem Geistlichen ins Vaterunser oder ins Amen, stirbt ein Kirchgänger. Vk-Anhalta 174 (KÖ-Ar, DE-Go). Gleiches tritt ein, wenn die Uhren vom Rathaus und vom Kirchturm gleichzeitig schlagen. a.a.O. 174 (DE-Je). Steht eine Wanduhr plötzlich still, stirbt am anderen Tag zur gleichen Stunde ein Verwandter. a.a.O. 174 (KÖ-Thu). – 2b. ‘Uhrzeit’ 2: Wb-Altm 106, Hausfr-Altm 1927,45 (STE-Ber), JE2-Scho Schön, verstr. ZE, 3: Rauch 1929,13, vereinz. HA OSCH, Wb-Nharz 100, Wb-We 67, 4: Wb-Ak 91, Wäschke 41920,8 – W hk is denn de Klocke? ‘Wie spät ist es?’ Wb-Ak 91; so umme half Klocke veiere rum OSCH-Wu; Ik ha äin Morr’n van Klock dree bet Klock nä’n Gras mäht … Hausfr-Altm 1927,45 (STE-Ber); Klocke fünwe is et doch all düster HA-Bo; … von Klockener viere bes Klockener achte …’ungefähr von 4 bis 8 Uhr’ Wäschke 41920,8. – 3a. ‘glockenförmiges, unten geschliffenes Gerät aus Metall zum Enthaaren gebrühter Schweine’ 1: SA-Roh, 3: HA-Oh, Wb-Holzl 121 (HA-Wo), QUE-Hau, 4: Wb-Ak 91. – 3b. ‘Glasglocke’, zum Abdecken von Nahrungsmitteln, 4: Wb-Be.
Lautf., Gram.: Klocke, [klok] Sg.; Klock(e)n, [klok] Pl.; außerdem: Klock SA-Ah Dä, verbr. Altm., JE2-Kam; Klöcke JE2-Schön; Glocke Sg., Glocken Pl., [glok] Pl. SA-Roh, STE-Grie, CALV-Calv, JE2-Scho, ZE-Wö, OSCH-Eils, QUE-Frie, BA-Neu, DE-Grie; Glock OST-Bre Na, GA-Jä; Jlocke, [jlok] JE1-Pre, Mda-Ze (ZE-Roß), Ldk-Anhalt 2,64 (ZE-Kö), CA-Ak, Wb-Be; Klockener Wäschke 41920,8: zur Angabe der ungefähren Zeit, Bildg. mit -er: ist ein abgeschwächtes der, ausf. vgl. der 5. Zuss.: zu 1b.: Hs-, Klinge(l)-, Klinger-; zu 3.: Kse-, Lampenglocke; sonstiges: ster-.
knallen Vb. 1. ‘ein kurzes, heftiges Geräusch hervorbringen’, bes. von der Peitsche, 1: SA-Bee, 2: JE2-Schö, Mda-nwJe1a 43 (vereinz. n JE1), Brauch-Anhalt 191 (ZE-Na), 3: HA-Oh, Wedde 1938,28, Wb-Nharz 101, 4: Wb-Ak 92, Wb-Be, Wäschke 41919,1. – Brauch: Immer, wenn ein Mann am Hause seiner Liebsten vorbeifuhr, knallte er mit der Peitsche, das ganze Jahr hindurch bis zur Hochzeit. Brauch-Anhalt 191 (ZE-Na). – 2. ‘schlagen, ohrfeigen’,  verhauen, 3: HA-Oh, Spr-Asch 17, CA-Eick, 4: Wb-Ak 92 – Ich knalle dich ane, dasse uffen Koppe stehst Spr-Asch 17. – 3. ‘Geschlechtsverkehr ausüben’,  fickendat mken let sek knaln. 3: Wb-Nharz 101.
Lautf., Gram.: knallen Wedde 1938,28, Wäschke 41919,1; knall’n JE2-Schö, HA-Oh, knaln Wb-Nharz 101, Wb-Be; [knall] Mda-nwJe1a 43 (vereinz. n JE1), knal’l Wb-Ak 92; knalle 1. Sg. Präs. Spr-Asch 17, CA-Eick; knallt 3. Sg. Präs. Brauch-Anhalt 191 (ZE-Na); knaat 3. Sg. Präs. SA-Bee. Zus.: zu 1.: in-.
Knirrkamm m. 1a. ‘Handgelenk’, vgl. Handgelenk, Pulsgelenk, 2: SA-Ra. – 1b. ‘eine falsche, mit einem Geräusch verbundene schmerzhafte Bewegung des Handgelenkes’ 2: STE-Ho. – 2a. dass. wie  Knirrbeck, 2: WO-Sa, 3: CALV-Calv, HA-Gro. – 2b. ‘aus im Kamm des Webstuhls verbliebenen Fadenresten zusammengeknoteter Faden’ 3: Brauch-Anhalt 187 und 346 (BE-GrMü). – Volksgl.: Leute mit verstauchtem, übergriffenem oder dick gewordenem Handgelenk holten sich vom Weber den K. Die Zahl der Knoten sollte ungerade sein, gewöhnlich betrug sie 21. Der Weber legte den K. abends ins Fenster, von wo man ihn sich abholte. Der K. wurde mehrfach um das betroffene Handgelenk gewickelt. Dem Weber durfte weder gedankt werden, noch erhielt er irgendeine Bezahlung, da sonst das Mittel nicht half. a.a.O. 187 (BE-GrMü).
Lautf.: Knirrkamm; außerdem: Knierkam SA-Ra.
Knufflk m. PflN 1. ‘Knoblauch’ 1: SA-Roh, 2: Wb-Altm 110, Brauch-Anhalt 188 und 217 (ZE), 3: vereinz. n/mittleres elbostf., verstr. s elbostf., 4: Mda-Sti 161, CA-Ak, Wb-Be. – Brauch: Den Schweinen wurde K. zur Mast gegeben. Grenzte der Stall an den des Nachbarn, so fraßen dessen Schweine nicht. Brauch-Anhalt 188 (ZE-Bor). – 2. ‘Schnittlauch’,  Snittlk, 3: JE1-Ca Pre.
Lautf.: Knuf(f)lk, -look, -lohk Wb-Altm 110, vereinz. elbostf.; -lek HA-Oh, -lek Id-Eilsa 73; -luok OSCH-Di; knufellk BLA-Brau; Knoflk OSCH-Ba, WE-He, Knov- QUE-Hau; Knowwelock, [knowlok] JE1-Pre, CA-Ak; [-lo] Wb-Be; Knoplk HA-Ost, WA-Un, WE-He Strö Zi; -lok QUE-Di; Knobbelock JE1-Ca; Knobloch SA-Roh; knewelauch Mda-Sti 161. Zus.: zu 1.: Lken-.
Kbold m. 1a. ‘zwergenhafter, meist helfender, auch zu Streichen aufgelegter Hausgeist’ 1: SA-Dä, 2: verstr. Altm. ZE, 3: Wb-Holzl 123 (HA-Eil, WA-See), Vk-Ask 379, Vk-Anhaltb50 (BA-Ge, BE-GrMü), 4: Vk-Anhalta 183, verstr. w anhalt., DE-Ca, Vk-Anhaltb 50 (DE-Re) – … de sa’n doch … von eene Familie, die hann’n Kowwelt, – der sitzt inne Küche … Wäschke 41919,78. – Volksgl.: Der K. kann vielerlei Gestalt annehmen, so die eines kleinen roten Männchens (Brauch-Anhalt 170 – KÖ-Wad), einer Katze (a.a.O. 170 – ZE-Bor, Vk-Anhaltb 50 – ZE-Mü), von Feuer (Beiträge-Altm 1,149, Brauch-Anhalt 170 – KÖ-Wad) oder eines hellen Streifens am Himmel (Brauch-Rie 750). Wenn jmd. aufgrund seines Fleißes und seiner Sparsamkeit zu Wohlstand gekommen ist, so heißt es von ihm, dass er einen K. habe (Beiträge-Altm 1,149, Wb-Altm 112). Der K. wohnt unter dem  kel (Wb-Altm 112), auch in einem Fass auf dem Boden (Brauch-Anhalt 171 – ZE-Bor, Vk-Anhaltb 50 – ZE-Mü), wo er etw. zu essen und zu trinken, meist Semmeln und Milch, bekommt. Wird dies ein einziges Mal vergessen, geht der K. unter Getöse aus dem Haus und lässt es in Flammen aufgehen (Wb-Altm 112). Manchmal unterscheidet man zwischen einem reich und einem arm machenden K. Letzteren wird man durch Räuchern mit neunerlei Holz wieder los (Brauch-Anhalt 170 – ZE-Bor). Bes. nützlich macht sich der K. in der Küche, weshalb behauptet wird, dass zumeist Frauen einen K. haben (Brauch-Anhalt 171). Auf Zuruf der Hausfrau ist er in der Lage, das Essen in kürzester Zeit zuzubereiten (Brauch-Rie 750f., Wb-Holzl 123, Wäschke 41919,78). Von den nicht immer lauteren Absichten des K. zeugen die Feuermale im Gesicht mancher Menschen, die von seinem Schlag herrühren sollen (Brauch-Anhalt 171 – ZE-Bor). Die Mutter lässt ihr Kind nur dann allein im Bett zurück, wenn sie zuvor ein Gesangbuch unter das Kopfkissen gelegt hat, um den K. am Vertauschen des Kindes gegen einen Wechselbalg zu hindern (Vk-Anhalta 139 – ZE-Na). Hat jmd. einen K., so kann er nicht sterben, es sei denn, jmd. anderes lässt sich bitten, den K. zu übernehmen (Brauch-Anhalt 171 – KÖ-Ho). Ein Verstorbener, der den K. hatte, soll mit dem Kopf voran hinausgetragen werden (Vk-Anhalta 183). – 1b. ‘Schreckgestalt für Kinder, die angeblich im Getreidefeld sitzt’,  Roggenmme, 4: Mda-Fuhne 184 (KÖ-Lö, jüngere Generation). – 2a. ‘kleiner Mensch’,  Knirps, 3: Vk-Ask 106. –2b. ‘stets fröhlicher Mensch’, auch ‘munterer, lebhafter Junge’ 1: SA-Dä, 4: Wb-Ak 96, Spr-Anhalt 166, Wb-Be – t hast je woll an Kowwelt in’n Laiwe a.a.O. – 2c. ‘ungezogenes Kind’,  Lümmel, 2: JE2-Scho. – 2d. ‘tobender, Lärm hervorbringender Mensch’ 2: Wb-Altm 112. – 3. in der Verbdg.: ‘n Kowwelt han ‘übermütig sein und viel lachen’ 4: Wb-Ak 96. – 4a. ‘aus Holundermark gefertigtes Stehaufmännchen’ 2: Wb-Altm 112. – 4b. Würfelspiel, 4: Brauch-Anhalt 170. – 5. ‘Pflug ohne Fahrgestell’,  Plg – dän Kobold nm’m se tum Tüffeln anpljen 2: JE2-Scho.
Lautf., Gram.: Kobold, [kobolt] Beiträge-Altm 1,149, JE2-Scho, Brauch-Rie 750, JE1-Walt, Vk-Anhalta139, Vk-Anhaltb 50, Brauch-Anhalt 170f.; Kobolden Dat. Pl. Beiträge-Altm 1,148, STE-Ho; Kobbold, -t Wb-Altm 112, OST-Mech, Wb-Holzl 123; Koppolt Abergl-Ma 244; Kowwelt, [kowlt] Spr-Anhalt 166, Wb-Ak 96, Wb-Be, Wäschke 41919,78; [gowld] Mda-Fuhne 184 (KÖ-Lö, jüngere Generation), DE-Ca; [kobd] SA-Dä; [kowwl]Vk-Ask 106 und 379; Kubbelt SA-NFe Pre, OST-Kau. Zuss.: zu 2b.: Lach-; sonstiges: Mai-.
Lichtmess f. ‘2. Februar’, urspr. kirchlicher Festtag, der an die kultische Reinigung Marias am 40. Tag nach der Geburt Jesu und an dessen Weihung im Tempel erinnerte, auch Mariä Lichtmess, verbr. – Lostag für Aussagen über den Frühlingsbeginn und die Ernte: wennt t Lichtmäss stüamt un snait, is de Somma nich ma wt SA-Rist; Lichtmissen süht de Schaper lewer ‘n Wulf in’n Stall wie de Sunne HA-No; Lichtmeß dunkel, ward de Schaper an Junker un de Bur en Eddelmann OSCH-Schw; Lichtmessen hell un klar, jibt an jutet Flachsjahr Spr-Asch 49; … jift’n guues Koarnjoar Brauch-Ma 257 (GA-Mie); ab L. werden die Tage spürbar länger und der Frühling naht: n Lichtmess nimmet jede Dch ‘n Hnenkrt (Hahnenschrei) tau HA-Oh; no Lichtmeß traut de Voß det Iß nich mehr OST-Dü;Martine
Schlachten de Leute ihre Schwine,
Lichtmessen
Hab’n sie sie wieder aufgegessen
Ackerbau-Anhalt 363
(KÖ-Wü);
Mariä Lichtmessen
Können die Herrn bei Tage essen!
Und auch die Armen
Wenn sie etwas haben
a.a.O. 280 (CA-Fro).
– Brauch: Ab L. wurde die Vespermahlzeit wieder eingenommen. Brauch-wAltm 21. In den Spinngemeinschaften bekränzten die Mädchen die Lampe, da nun kaum noch Lampenlicht bei ihren Zusammenkünften erforderlich war. Brauch-Ma 257, Mda-Ohre 355, BrauchwAltm 21f. In einigen Orten zogen die Burschen von Haus zu Haus, stäupten die jungen Mädchen mit Ruten und sammelten Eier und Würste, die dann gemeinsam bei Bier und Schnaps im Wirtshaus verzehrt wurden. SA-GrGi, Brauch-wAltm 21, JE1. Verschiedentlich fanden Feiern und Zusammenkünfte statt wie z.B. das Bauernmahl in Frose, ein festliches öffentliches Essen mit festgelegter Speisenfolge für die Honoratioren des Ortes (Ackerbau-Anhalt 281), der Bauern- und Knechteball in Biederitz oder die Gemeindeversammlungen in der Altm., auf denen die jährliche Rechnungsabnahme erfolgte. Ihnen schlossen sich meist Feiern an. (BrauchwAltm 19). L. galt als kleiner Festtag, d. h. größere Arbeiten (Feldbestellung, Spinnen) durften nicht verrichtet werden und es wurden besondere Speisen verzehrt (z.B. Tiegelbraten in Wistedt, süße Milchsuppe mit Semmeln im Drömling). Brauch-wAltm 21. Die Hirten bekamen an diesem Tag ihren Vierteljahreslohn und konnten wechseln oder wieder gemietet werden. Brauch-wAltm 20, Vk-Anhalta 38. Da der Lohn der Hirten von der Zahl der zu hütenden Tiere abhing, wurde zu L. das Vieh gezählt. Brauch-Rie 746. – Volksgl.: L. geborenes Vieh taugt nicht zur Zucht. Brauch-Anhalt 160, Vk-Anhalta 25. In der Nacht liefen die Mädchen vor das Dorf. Von dort, wo Hundegebell ertönte, sollte der zukünftige Mann kommen. Vk-Anhalta 157 (ZE-Na).
Lautf.: Lichtmes(s), -meß; außerdem: [litms] SA-Rist; Lichtmess(e)n Brauch-wAltm 19, verstr. SA, STE-Ber, verbr. elbostf., verstr. anhalt.; -misse HA-Oh; -missen verstr. w JE1, HA-No; Lechtmisse Wb-We* 223; lechtmissen Wb-Nharz 115; Lichtmäten WE-Be. – Gram.: -en Belege Dativformen.
Lseknicker m. 1a. ‘Daumen’, bes. in Reimen über die  Finger, 2: Wb-Altm 130 und 260, 3: verstr. elbostf., 4: Brauch-Anhalt 69. – 1b. dass. wie  Lseknacker, 3: HA-Oh. – 2. ‘geiziger Mensch’,  Gzhals, 2: Wb-Altm 130, 3: Wb-We 84. – 3. ‘Frucht der Herbstzeitlose’ 3: Wb-We 84.
Lautf.: Luseknicker; außerdem: Ls’knickr (2.) Wb-Altm 130, Lsk’nknicker (1a.) a.a.O. 130; Lause- Brauch-Anhalt 69.
1Mandel f. 1. ‘Anzahl von 15 (oder 16) Stück’ 1: SA-Rist, 2: vereinz. Altm., JE2-Fi, ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 110, Vk-Anhalta 20, Wb-Be – Mandel Eier ’16 Eier’ JE2-Fi; eine Mandel Böme Klaus 1936,36; de hem en ganzes Mandel Kinner CA-Fö; Hinrik Smalt hefft ghewunnen IX mandel gr. uppe Hans Smede … 1473, StB-Neuhaldenslebena 103. – 2. ‘Stand von 15 (oder 16) Getreidegarben’, vgl. Hp(en) 3b., 1: SA-Brie Dä, 2: vereinz. n GA, WO-Ri Sa, verstr. JE2 JE1, ZE-Gri, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. anhalt. – w fill Mandel’l Gorn haddor de? DE-Ca; ut de Mandel döschen Wb-Holzl 138. – Das Getreide, in einigen Gegenden hauptsächlich Gerste und Hafer (SA-Brie, n GA, WO-Ri Sa, JE2, elbostf.), wurde zum Trocknen zu M. aus 15 bzw. 16 (GA-Mie Ro, WO- Ri Sa, JE2, n JE1) Garben kegelförmig zusammengestellt. Bes. in Anhalt wurden sie auch kreuzweise übereinander gelegt. Dabei richtete man die untere Garbe so aus, dass die Ähren sich auf der Westseite befanden. Die oberste Garbe ( Hauptgarbe) diente zur Sicherung der M. gegen stärkeren Wind. Brauch-Anhalt 211.
Lautf.: Mand(e)l, [mand()l]; außerdem: [mand] WO-Mei; [mand] SA-Dä, Mda-Fuhne 134 (verstr. anhalt.); [mand] SA-Rist; [mal] Wb-Be; Mann’l Wb-Altm* 62, Man’l Wb-Ak 110; Mansel CA-Su. – Gram.: n. belegt HA-Oh, OSCH-Dee GrQue, WE-Mi, CA-Fö. Zus.: zu 2.: Krz-.
Mr(e) m., f. 1. ‘gespenstisches Wesen, das nach dem Volksgl. Albdrücken hervorruft, indem es sich auf die Brust des Schlafenden setzt’ 2: Wb-Altm 134, Albrecht 21822 3,4, Kuhn 1843 Nr. 48, 3: Wb-We 87, BLA-Brau, Id-Queb 10, 4: Brauch-Anhalt 6f. – de Mrt drücket mek Wb-We 87;Wöck sähn de Alp,
wöck sähn de Moard,
De schleek’ sick bi uns rin.
Albrecht 21822 3,4;
Besprechungsformel gegen den M.:Mrte, salst mek nich driken un nich beriken,
salst ale Halme kniken,
salst ale Bme bestjen,
salst ale Wters berden.
BLA-Brau.
Volksgl.: Der M. kann sowohl männl. als auch weibl. Gestalt annehmen. Die Augenbrauen sind zusammengewachsen. Er gelangt durch das Schlüsselloch in das Schlafzimmer. Verstopft jmd. das Schlüsselloch, während der M. einen Schlafenden drückt, so kann er nicht hinaus und muss an der Stubentür stehen. Brauch-Anhalt 6f. – 2. ‘Albdrücken’ 3: vereinz. nö QUE, CA-Fö.
Lautf.: Mare Brauch-Anhalt 6f.; Mrte Wb-We 87, BLA-Brau; Mahrt Kuhn 1843 Nr. 48, Wb-We 87, vereinz. nö QUE, CA-Fö, mrt Id-Queb 10; Maort Wb-Altm 134; Moard Albrecht 21822 3,4. – Gram.: m. belegt Kuhn 1843 Nr. 48, Id-Queb 10; f. belegt Brauch-Anhalt 6f.
Marendag m. dass. wie  Maria 3., bes. dass. wie  Maria 3a., 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. Altm., Brauch-Anhalt 201 (ZE-Bor) – Brauch: Zu Mariä Verkündigung wurde Kohl gesät (Altm.) und es begann das tägliche Austreiben des Viehs (STE-Bis). Bewohner-Altm 2,60 und 80. – Volksgl.: An den M., die keine kirchlichen Feiertage waren, durften keine alten Sachen geflickt werden, da sonst die Hühner Windeier legen würden. Gebräuche-Altm 1840,83 (verstr. SA). Auch das Spinnen sollte an diesen Tagen vermieden werden. OST-De.