Nikolaus 1. männl. RN – Bastlösereim:Niclos, Niclos,
Mache mir mein Pfeifchen los!
4: Vk-Anhaltb 76 (KÖ-Kö).
– 2. m. ‘(vermummte) Gestalt, die in der Vorweihnachtszeit (bes. am 6. Dezember) oder am Weihnachtsabend umhergeht und die Kinder beschenkt’, in Anlehnung an den heiligen N. von Myra,  Wnachtsmann, verstr. (außer nwaltm., n/w Altm., dort vereinz.). – Brauch: Der N. geht in der Nacht zum 6. Dezember um (ADVk Kt. 57 – verstr. sö elbostf. anhalt.) und füllt die in den Fenstern oder Hausfluren stehenden Schuhe oder Pantoffeln der artigen Kinder mit kleinen Geschenken (Nüsse, Äpfel, Lebkuchen). Vk-Anhalta 196. Direkt erscheint er den Kindern als verkleidete Gestalt in der Vorweihnachtszeit (ADVk Kt. 57 – vereinz. brdb.) oder zu Weihnachten (vereinz. Altm., ADVk Kt. 37 (Einzelbeleg ZE), verstr. w elbostf.). – 3a. m., n. ‘widerspenstiger, streitsüchtiger Mensch’, bes. von Frauen,  Stänker, auch ‘ungezogenes, garstiges Kind’, Schimpfwort,  Lümmel, 2: OST-Sa, 3: Beiträge-Nd 66 (WO-HWa), HA-Bee Oh, CA-Fö. – 3b. ‘unordentliche, liederliche Frau’,  Slampe, 2: Wb-Altm 146. – 3c. ‘hochmütiges Mädchen’,  Lickrs, 4: Wb-Be.
Lautf.: Nikolaus; außerdem: [niklaos] CALV-Uth Zo; nikkelwes Wb-Nharz 135 (BLA-Tr); [niklaos] vereinz. ö Altm.; Niklas Bewohner-Altm 2,236; Niclos Vk-Anhaltb 76 (KÖ-Kö); Nick(e)l (3.) Wb-Altm 146, OST-Sa, Beiträge-Nd 66 (WO-HWa), HA-Bee Oh, CA-Fö; [niklt] (3.) Wb-Be.
nippe Adv. 1a. ‘genau, zielgerecht’ 2: SA-GrGe, STE-Wa – nipp toufaten SA-GrGe. – 1b. ‘auf eine geringe Furchenbreite gestellt’, vom Pflug, 2: Vk-Anhalta 21 (ZE-Na), 3: Wb-Holzl 146 (OSCH-Osch). – 1c. ‘genau, scharf, deutlich’, auch ‘aufmerksam’, vom Sehen und Hören, 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. n/mittlere Altm., vereinz. s Altm., JE2-Scho, 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 181 – npe henkken HA-Oh; Nu hört mal niepe tau, wie wi dat maken willt! Lindauc o.J. 28. – 2. dass. wie  nipper, 2: Wb-Altm 147, STE-GrMö, 3: Id-Queb 13. – 3. ‘wenig’ 2: JE2-Scho.
Lautf.: nippe, [nip] vereinz. s Altm., JE2-Scho, Vk-Anhalta 21 (ZE-Na), Rauch 1929,49; nip, [nip] verbr. nwaltm. n/mittlere Altm., Beiträge-Nd 66 (WO-HWa); niepe, [np] verstr. elbostf., Mda-Sti 181; [np] STE-Sa. – Etym.: zu mnd. np, nippe ‘genau, aus der Nähe’, vgl. HWb-Mnd 2,1103f.
1nsen Vb. 1. ‘niesen’ vereinz. – Volksgl.: Einmal Niesen schit wat, zweemal Niesen bedit wat. Sprw-Börde. Niest man mehrmals morgens auf nüchternen Magen, erfährt man an diesem Tag etw. Neues. Sprw-Börde, CA-Lö, Vk-Anhalta 338 (KÖ-Tre). Es kann auch bedeuten, dass sich Besuch einstellt (ZE-Cos) oder dass man ein Geschenk erhält. (BA-Fro). Vk-Anhalta 338. Niest jmd. am Sonntagmorgen, stirbt bald eine nahe stehende Person. Abergl-Altm 26. – 2. dass. wie  2 nseln, 1: SA-HLa, 2: STE-Osth, JE1-Grä.
Lautf.: niesen [-z-]; außerdem: nß(e)n, [ns()n] OST-Ko, ZE-Roß, Wb-Ak 121, Wb-Be; nissen SA-HLa. – Gram.: nus st. 3. Sg. Prät. DE-Ro.
Nixenhaar n. ‘im Wasser schwimmende fadenartige Wasserpflanzen’,  Nickelmannshre, 2: Vk-Anhalta 111 (ZE-Mühl).
noch 1. Adv. verbr. – a. zur Bezeichnung der Fortdauer eines Geschehens, Zustands (mit absehbarem Ende) – w gt n nich n Hs HA-Oh; d Lampe wurre no nich annebt (angezündet) JE2-Scho; hei haust (hustet) noch sau dulle GA-Wie; hä humpelte je immer noch a Heppchen Alt-Cöthen 6. – b. zur Bezeichnung eines zukünftigen Geschehens – hei kummet noch HA-Oh; mor kreien noch was uff de Mitze ‘es wird bald regnen’ Vk-Anhalta 68. – c. zur Bezeichnung einer Hinzufü- gung, Wiederholung – Nu wollmer noch een nähm … ZE-Roß; det Korn wurre nochmol met ne engere runne Handsäu (Handsieb) dörch’esäut JE2-Gü. – d. in Verbdg. mit Kompar. zur Bezeichnung eines höheren Grades – noch hater (heißer) QUE-Di; das Haus is noch hgor DE-Ca; un nun junk et noch dulder, … Vk-Harz 3,24. – e. zur Kennzeichnung eines Restes – bitken hat noch öwer bläbn SA-Ost. – 2. Pt. verstärkend, verstr. – W ofte soll ich tich tenn tas n noch aussenn klamsern! Wb-Be; forrflucht noch ml Fluch, HA-Oh. – 3. Konj. zum Anschluss weiterer Glieder einer Negation, verstr. – Rda.: Dao krei’t wädder Hund noch Haohn noa. ‘Das ist völlig unwichtig.’ Bewohner-Altm 1,340.
Lautf.: noch, [no]; außerdem: noche, [no] adv. OSCH-Di, Mda-Weg 106, Mda-Ro, Wb-Be, BE-Il; nch Mda-Sti 15; in der Verbdg. mit nicht: noch nich, [no ni] SA-Dä, HA-Bee, BLA-Brau, BE-Gü; [no ni], no nich, nonnich verstr.; [nni] Beiträge-Nd 66 (WO-HWa); na nich vereinz. n elbostf.; [na ni] DE-Ca.
Ntfer n. ‘Feuer zur Heilung von Viehkrankheiten’ 2: verstr. Altm., 3: vereinz. s GA, Wb-Nharz 136, 4: Vk-Anhalta25. – Volksgl.: Noch bis zur Mitte des 19. Jh. wurde das Vieh bei Auftreten von Seuchen durch das N. getrieben. Die heilende Wirkung erzielte das N. nur dann, wenn es durch Reibung eines mit Lappen umwickelten und mit Teer bestrichenen Seils an zwei Torpfosten entzündet wurde (verstr. Altm. s GA). Diese Aufgabe hatten drei Brüder (WO-San) oder Zwillinge (GA-Sie) zu erfüllen. Einige ausgewählte Jungen gleichen Vornamens liefen mit dem Seil zum Ortsausgang, um damit einen dort aufgeschichteten großen Strohhaufen in Brand zu setzen. Bewohner-Altm 2,128f., BrauchwAltm 43.
Ndel f. 1. ‘bandförmig geschnittene Eierteigware’ 2: JE2-Scho, ZE-Roß, 3: HA-Oh, Wb-Nharz 136, 4: verstr. anhalt. – d Wnschpse schmeckt jt, d wn Ndeln to mkt JE2-Scho. – 2. ‘daumendickes Röllchen aus Getreideschrot und Mehl zur Gänsemast’ 4: Wb-Ak 122, Vk-Anhalta 31. – 3. ‘Blüte des Hasel- und Weidenstrauchs’,  Katte, 2: STE-Stei. – 4. ‘lächerlicher Mensch’,  Clown, 4: Wb-Ak 122.
Lautf., Gram.: Nudel, [ndl]; außerdem: [nd] Pl. ZE-Roß, Mda-Fuhne 145 (verstr. anhalt.); ndle Wb-Nharz 136; N’l Wb-Ak 122; [n], [n] Pl. Mda-Fuhne 145 (verstr. anhalt.).
1ndeln Vb. ‘Gänsen zur Mast Röllchen aus Getreideschrot und Mehl in den Hals stopfen’ 2: ZE-Roß, 3: HA-Oh, Wb-We 94, Wb-Nharz 136, 4: vereinz. anhalt. – … se hann dochema … Jänse nudeln wolln … Wäschke 41919,106; Rda.: ick bin wie jenudelt ‘ich bin völlig satt’ ZE-Roß. – Volksgl.: Vor dem N. zieht man den Gänsen Steißfedern aus. In das erste Röllchen wird ein Pfennigstück gesteckt, damit es zu einem 10-Mark-Stück wachsen kann. Vk-Anhalta 31.
Lautf.: nudeln, ndeln; außerdem: ndlen Wb-Nharz 136; n’l Wb-Ak 122, [n] Mda-Fuhne 29 (DE-Ca).
2Nuppel m. TiN ‘Kaninchen’,  Karnickel, auch Lockruf für Kaninchen, 4: Wb-Ak 122, Vk-Anhalta 33.
Oberwagen m. ‘Oberbau des Ackerwagens’, vgl. werwgen, 4: Vk-Anhalta 21, Wb-Be.
Lautf.: Oberwagen Vk-Anhalta 21; [wrwn] Wb-Be.