arbeiden Vb. ‘Arbeit leisten, verrichten’, auch ‘beruflich tätig, beschäftigt sein’ verstr. (ö der Elbe nur wenige Belege) – in Accort arbeiden BLA-Brau; w arbai’n in Aust (bei der Ernte) schw JE2-Scho; där arweet uff de Boahne CA-Sta; er hat desterwegen gearweetet DE-Kle; dai Dachloina (Tagelöhner) bait gaut SA-Dä; Arbaie dick man nichte moie. Firmenich o.J. 157 (WA-Ost); Dr arwt von fr bis inne spte Nacht. Wb-Ak 26; Richtich arweetn tate bloß, wenne Jeld brauchte. Krause 1964,79; Rda.: Arbeiten, dat de Swaorn knack’n. Spr-Altm 79; ... ahrfahjet wie’n Pärd Vk-Harz 3,46; Sprw.: “De nich arbeitn will, sall ok nich ätn.” Hausfr-Altm 1928,94 (Kredel); Reim:Wenn hei (Kantor) noch deip in’n Bedde liet,
Sin wei schon open Knooken
Un aarbäden schon lange Tied,
Dat uns dat Fell möcht rooken. Firmenich 1854,139 (BA-Ba).
Armer Dill m. PflN ‘Blutwurz’ 3: Vk-Harz 3,51, Wb-Nharz 17.
arrivren Vb. ‘unterwegs begegnen, widerfahren, zustoßen’ 3: Wb-Nharz 18, Vk-Harz 3,49.
rsklwer m. PflN 1. ‘Klebkraut’ 3: Vk-Harz 3,51, QUE-Di. – 2. ‘Horn-Labkraut’ 3: QUE-Hau.
attrapren Vb. dass. wie
attjen 2a., 3:
Lindauc o.J. 69, Vk-Harz 3,49, Wb-Nharz 19 –
... den hat vorrgistern use Pannemann (Feldhüter)
bi’t Beddeln attrapiert ... Lindauc o.J. 69.
wendbrt n. ‘Abendbrot’ verstr. – ... wi willt Ab’ndbrot eten! Lindauc o.J. 8; “Un nu mott ek man gahn, de Huse teuwet (warten) se all op et Abenbrod, ...” Wedde 1938,73; Hatter denn all ’mbrt jejessen? Wb-Ak 16; Reim:Dat Morijenbrot, dat ät ek nich,
Dat Middagesbrot verlat ek,
Dat Vesper, dat jift et nich,
Dat Abendbrot verschlap ek; Vk-Harz 3,61.– Nur an Sonn- und Feiertagen gab es zum A. Butter, Wurst und Schinken. Üblich war es, eine bestimmte Speisenfolge einzuhalten: Speck, Rotwurst, Leberwurst, Mettwurst und am Schluss Schinken. Essen-nwAltm 14. Im Unterharz aß man Pellkartoffeln mit Hering, mit Speckstippe oder mit heißem Rüböl. Unter Salzkartoffeln wurde Speckfett gemischt und Sauer- oder Buttermilch dazu getrunken. Im Sommer gab es des Öfteren saure Milch mit Zucker und Zimt. In die saure Milch wurde auch Brot gebrockt. Als Brotaufstrich wurde häufig Quark verwendet, der zuvor mit Kümmel, Zwiebeln, Milch oder Sahne vermengt wurde. Vk-Unterharza 91. – Brauch: In der w Altm. wurde die Eröffnung der Spinnstuben am Martinstag festlich begangen. Dazu wurden die Burschen von den Mädchen zu kolt Abendbrot eingeladen. Brauch-wAltm 3.
1Backe f. 1a. ‘fleischiger Teil des Gesichtes zu beiden Seiten der Nase, Wange’, auch ‘fleischiger Teil von Früchten’ 1: SA-Dä, 2: vereinz. nbrdb., Heimatkalender-Je 1927,120 (JE2-Vie), ZE-Roß, Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze), 3: verstr. elbostf., 4: verstr. omd. – de Trnen lpt ’ne wer de Backen HA-Oh; Ich hawwe anne dicke Backe. Wb-Ak 30; d het sick Kamelle uppepackt uppe Backe JE2-Scho; Rda.: d krichst wat ande backe ‘du bekommst eine Ohrfeige’ Spr-Mab 382 (WO-Ol); dat Muul un bai’e Backen full hem’m Wb-Holzl 58; der Wind pustet durch die Backen von einem dünnen Menschen gesagt, Vk-Anhaltc 92; Se hat en paar Backen wie en Leggeheunecken. ‘Sie hat eine gesunde Gesichtsfarbe.’ Chr-Em 430; dat Mäken hat de Kerkhofsblaumen all up’n Backen ‘sie ist vom Tode gezeichnet’ WE-Be; Sprw.: Kees’ un Brod mokt de Backen rod. Bewohner-Altm 1,343; Neckreim:Wer seck in Osterwieck will redlich nehren,
Mott veel flicken un wennig vorteeren,
Mott dragen kaputte Jacken un smale Backen. Vk-Harz 3,75.– 1b. in der Verbdg.: nen Honnig/Rotz/Srop up d Backe smren ‘jmdm. nach dem Mund rden’, auch ‘sich einschmeicheln’ 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf., 4: Vk-Anhaltc 110, Spr-Anhalt 170. – 2. Pl. – a. ‘Seitenhölzer, auf denen der Sägebock ruht’ 3: Wb-Nharz 19. – b. ‘zu beiden Seiten des Spurlochs eingesetzte Pfosten’, sollen ein seitliches Ausweichen der Maste beim Legen und Richten verhindern, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 196 (WO-Ro).
Bäcker m. wie Standardspr., 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm., JE2-Scho, Heimatkalender-Ze 1962,90 (ZE-Ze), 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. omd. –
De dicke Bäcker word kriedewittschen um de Neese rum ... Lindaub o.J. 7;
Dans, j mütt’n dät Brt met nn Becka n’m! JE2-Scho; Rda.:
de Bäcker hat ekneppen ‘der Bäcker hat von dem zum Backen gebrachten Teig etw. für sich zurückbehalten’ Id-Eils
a 73;
de Mäkens gt af w de warmen Semmeln bn Bäkker ‘die Mädchen sind zum Heiraten sehr begehrt’ Wb-We 125;
Datt iss ass bi’n Becker de Semmel ‘hierfür gibt es einen festen Preis’ Wb-Altm 276;
d hat der Becker seine Fraue durchjejocht von einem löcherigen Brot gesagt, Wb-Ak 33; Sprw.:
Wo de Brauer waohnt, kann de Bäcker nich waohnen. ‘Trinker essen wenig.’ Bewohner-Altm 1,321; Reim:
dr beckr unn dr millr, sinn schwestr-, braudr-kinnr. von der angeblichen Unehrlichkeit beider gesagt, Vk-Ask 159; Kinderreim:
Backe, backe Kauk’n,
Där Bäck’r het jeraup’m,
Het jeraup’m de ganze Nacht,
N.N. het kain’n Daich jebracht,
Kricht ook kain’n Kauk’n. Lieder-Ma Nr. 105 (WA-Eg);Neckvers:
Der Bäcker ist ein Schweinehund,
Der klaut von jedem Brot ein Pfund. Vk-Anhaltc 140 (DE-Ho);De Bäcker het siene Fru eschlahn
Met en Schiewer op et Lief.
Oh, wie schreich dat areme Wief! Vk-Harz 3,69.
backen 1., Brt 1., Kken 1.
Kkenbäcker; scherzh., abw.:
Backebeck Bäckerknst Backeweich Dgpe Kleisterpansch Klunsterbäcker Klunz Klunzbäcker Klunzfritze Klunzkonditor Kneter 1Knp Knper Knst Kringeldreier Krpelbäcker Luffe Luffenbäcker Luffenmker Mlhse Mlsack Mlworm Prillekenbäcker Prillekenhingst Schrippenarchitekt Semmelfoss Semmelhengst Semmelschrippe Semmeltechniker Teighengst Teigmops.
Bammelotte f. 1. vorw. im Pl. ‘Ohrgehänge, Ohrring’, auch aus einem Kirschenpaar bestehen könnend, 3: vereinz. sw elbostf. – en pr bammelotten Id-Quea 143. – 2. ‘Gewicht und Pendel an der Uhr’ 3: Vk-Harz 3,49.
Br m. 1a. TiN wie Standardspr., 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm., JE2-Fie, 3: Spr-Mab 383 (WO-Ol), verstr. w elbostf., Sprw-Börde, 4: vereinz. omd. – dai Baia danst SA-Dä; de groote Bäre Sternbild, HA-Bee; Rda.: schlpen w en br Wb-Nharz 25; brummet wie so’n Bär Vk-Harz 3,46; ... hackschig (plump, ungeschickt) as en Bär Bornemann 41827,118; He hatt Hänn’ as’n Baor ‘Er hat plumpe Hände’ Wb-Altm 13; ’n Bhren anbinnen ‘Schulden machen’ Id-Altm; Lischen, du wutt uns woll’n orntlichen Bären oppbinnen? Heimat-Ohre 1924/Wöhlbier (HA-Eim); dick hat woll de Bäre luset? zu jmdm. gesagt, der ein verdrießliches Gesicht macht, HA-Ro; hei denkt, hei hat’n Bär’n an’n Schtricke (hat besonderes Glück) Sprw-Börde; Dat is grade as wenn de Bäre Bohnen polkt. ‘Es ist nutzlos.’ Chr-Em 431; Sprw.: en ollen Bärn et Danzen leern, hält hart Sprw-Börde; for Jeld kann man en Bärn danzen seihen un sick Zucker in’n Hinderschten blasen laten a.a.O. – Bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ließen Bärenführer zu den Klängen eines Tamburins ihren B. gegen Entgelt auf der Straße tanzen. Wb-Ak 31 f. – 1b. Pl. NeckN für die Bewohner von Schadeleben, 3: Vk-Ask 167. – 2. ‘verkleidete Gestalt im Pfingstumzug’, Pingsten, 2: GA-Schw, 4: Ackerbau-Anhalt 316 (KÖ-Dro). – 3. Haschespiel, in den Verbdg.: – a. schwarzer Bär – Der Fänger hüpft beim Haschen auf einem Bein, wobei er das Knie des anderen Beins umfasst. 2: Vk-Anhalta 268 (ZE-Dee). – b. Br-Br – Der Fänger (der B.) kommt mit dem Ruf Br, Br, der le jt aus aus seiner “Höhle” und versucht, Mitspieler zu haschen. Die Opfer müssen sich an den B. hängen, so dass er mit immer länger werdendem Schwanz auf neuen Raub ausgeht. 4: Wb-Ak 32.