Aschenbdel m. ‘mit Asche gefüllter Beutel’ 1: SA-Dä, 2: Brauch-wAltm 4 und 5, Brauch-Ma 245 und 246 (GA-Mie, STE-Bo) – dai Klaosbiua hat an Aschenbel un’n Ra(Rute) b sik SA-Dä. – Brauch: Wenn die Kinder nicht artig waren, bekamen sie vom  Berkls einige Schläge mit dem A. verabreicht. Brauch-Ma 245 (GA-Mie).
Lautf.: Aschenbüdel Brauch-wAltm 4 und 5, -büüd’l Brauch-Ma 246 (STE-Bo); [anbl] SA-Dä.
Aschermiddewoche m. ‘Aschermittwoch’ vereinz. – ... oppen Dienstag vor Aschermiddewochen, ... Rauch 1929,13; Bauernregel: Wenn’t Aschermidwoch regent, hölt dat Land kn Frucht un wät Asch. Wb-Altm 261. – Brauch, Volksgl.: Am A. wird nicht gesponnen, da sonst der Flachs befallen wird. Brauch-Ma 259 (GA-Mie). An diesem Tag werden der Hühner- und Taubenboden gereinigt und mit Asche gegen Ungeziefer bestreut. Brauch-Anhalt 5. Einem missliebigen Mädchen wird Asche vor die Tür gestreut. a.a.O. 5 (Magdeburger Gegend). Vielfach wird versucht, das künftige Schicksal zu erfragen oder es günstig zu beeinflussen. Es werden z.B. Efeublätter in die Brunnen gelegt und jeweils die Namen eines Mädchens und eines Jungen genannt. Schwimmen die Blätter aufeinander zu, heiratet das Paar. Brauch-wAltm 22 (GA-Bö). Die ältesten, heiratsfähigen Mädchen gehen an diesem Tag zu einem Kreuzweg. Dort entledigen sie sich ihrer Oberbekleidung und ziehen andere, in Kiepen mitgeführte Sachen an. Alles erfolgt schweigend. Die Mädchen hoffen so, im darauf folgenden Jahr einen Mann zu bekommen. a.a.O. 23 (GA-Grau). Beliebt bei Kindern ist das Schlagen der Erwachsenen mit Ruten, bes. an Beinen oder Füßen ( äschern 3.). Vielfach wurden dabei Heischeverse gesungen, wofür die Kinder kleine Gaben erhielten:Ascher – Aschermittewoch!
Eine Brezel gib mich doch!
Tust du mich ’ne Brezel geben,
Wünsch ich dich ’n langes Leben.
Vk-Anhalta 219 (um ZE-Ze).
In Rietzmeck erhielt der Lehrer, wenn er geäschert war, von den Kindern eine Wurst. a.a.O. 219 (ZE-Rie). Anderenorts wurden nur die Langschläfer mit Ruten geweckt. Ackerbau-Anhalt 292 (vereinz. anhalt.).  Arfganter.
Lautf., Gram.: Aschermiddewochen Dat. Sg. Rauch 1929,13; -mittewoche f. Wb-Ak 27; -woch Vk-Anhalta 219 (um ZE-Ze); -midwoch Wb-Altm 261; -mitt- Bewohner-Altm 1,319, Ackerbau-Anhalt 291 (ZE-Ze), Serimunt 1930 Nr. 32 (KÖ-Bie).
Brtball m. ‘Ball, den junge Ehepaare der Dorfjugend, bes. zu Ostern, schenken müssen’, veralt., 2: verstr. Altm., Firmenich 1854,119 (JE2-Kam), 3: vereinz. s GA – Brauch: Der B. ist ein großer, aus bunten Lederstücken zusammengesetzter Ball, der innen mit Asche oder Sägemehl gefüllt ist (verstr. Altm.) und an dem sich auch versch. kleine Messingbälle befinden können. Bewohner-Altm 2,71/Brauch-Ma 264 (STE-Bo). Hauptsächlich zu Ostern, in einigen Orten auch am 5. Sonntag der Fastenzeit (Sonntag Judica) zieht vorw. die weibl. Dorfjugend zum Haus der im vergangenen Jahr getrauten Eheleute, um von ihnen den B. zu fordern. Dazu werden Heischeverse vorgetragen:Hier sünd wi Jumfern all,
wi willn uns haoln den Bruutball.
Will se uns den Bruutball nich gewen,
willn wi öer den Mann wegnehmen.
Tuunpaohl willn w’öer wedder gewen.
Vk-Altm 228 (GA-Rä).
Nach dem Erhalt des B. bedankt man sich durch Segenswünsche bei dem Paar. Anschließend wird so lange mit ihm gespielt, bis er zerfetzt ist. Die Teilnehmer des Spiels sind bestrebt, ein Stück davon als Glücksbringer zu erhaschen. verstr. Altm. Dieser Brauch ist später z.T. durch Geldgaben abgelöst worden. Vk-Altm 228.
Lautf.: Bru(u)tball; außerdem: Brude- Firmenich 1854,119 (JE2-Kam).
Christkl m. PflN ‘Grünkohl’ 2: JE1-Bü, Vk-Anhaltb 23 (ZE-Ned), 3: Brauch-Ma 246 (WO-Ir Ol, HA-Sü).
Dauslpe f. ‘Kranz aus grünen Zweigen, der der letzten Kuh, die beim ersten Austrieb zu Pfingsten auf der Weide erscheint, an den Schwanz gebunden wird’, veralt., 2: Brauch-Ma 270 (GA-Zi).
Lautf.: Daußlaif.
Fastelwend m. ‘letzter Dienstag vor Beginn der Fastenzeit’, vgl. Fastnacht(en), 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. w Altm., vereinz. ö Altm. JE2, Bauernwelt-Ze, 3: verbr. elbostf., 4: Mda-Sti 141 – Fasselabend – Kwasselabend Sprw-Börde; ick mot de Nahwersche noch taun Fasselam’d inlan HA-Bee; Sprw.: Wörteln und Röw’n nao Faßlaw’n un Dirns äöwer drüttig Jahr hämm bei’ dänn Gesmak verlar’n. Bewohner-Altm 1,331; Item den fastelauent eynem iewelken eyne mate mels, twe eyger, eyn half punt smoltes, fefteyn worste, intghemeyne twe grote brot, eynen iewelken eyne mate melkes. Verpflegung der Jungfrauen im Katherinenkloster zu Stendal, um 1500, Cod. dipl. Brdb. 1.15,446 f. – Brauch: Bereits um die Wende zum 20. Jh. war das reichhaltige Brauchtum zum F. (und zu  Fastnacht(en)) nur noch in Resten greifbar, einige Elemente (z.B. Heischegänge und Umzü- ge mit verkleideten Figuren) zeigen sich auch im Pfingstbrauchtum. Es war ein sehr wichtiges Fest: dai Fastlao’m wt düchdich fat SA-Dä; wat Ostern, wat Pingesten, Fasselab’nd geiht vor! QUE-Nei. Die Festlichkeiten konnten sogar 2 (Brauch-Ma 258, Vk-Anhalta 213 und 217 – ZE-Ke Kö) oder 3 Tage andauern: vom Sonntag bis zum eigentlichen F. (Brauch-wAltm 24 und 29). Im Nharz. war Mahndaach ... jemeineklich de Fastelabend vor de Arem un de Dinsdaach vor de Rieken. Vk-Harz 8,30. Gefeiert wurde F. vor allem von den Gemeinschaften der Dorfjugend, bes. die Spinnstubengemeinschaften spielten eine wesentliche Rolle. So fand zu dieser Zeit auch der letzte, feierlich gestaltete Spinnabend der Saison statt. verstr. Die Mädchen bewirteten die Burschen mit Kaffee und Kuchen, diese wiederum brachten die Würste mit, die sie am Vormittag eingesammelt hatten. Es schlossen sich Spiel und Tanz an. Brauch-Anhalt 74 (ZE-Bor), Vk-Harz 8,30, Vk-Anhalta 212 (BA-Neu). In Rietzmeck tanzte man unter einem an der Decke befestigten Spinnrad. Brauch-Rie 747. Jeder, der in Cattenstedt eine auswärtige Frau geheiratet hatte, musste den  Berndler bezahlen, der der Finanzierung des Essens diente. Wb-Nharz 35 (BLA-Ca). Wurde mehrere Tage gefeiert, fand das Kaffeetrinken der Spinnkoppeln am 2. Tag statt. Brauch-wAltm 29. Im Zerbster Gebiet luden die Frauen die Männer des Ortes ein. Vk-Anhalta 214. Gelegentlich war auch das  Bengeln Bestandteil dieser Festlichkeiten. Brauch-wAltm 24. Wesentliches Element des Fastnachtsbrauchtums waren die Heischegänge. verstr. Vor allem die Burschen zogen z.T. unter Musikbegleitung von Haus zu Haus, um Gaben einzusammeln. verstr. Häufig waren sie verkleidet (Brauch-wAltm 25, Volkstum-Ma 71, Vk-Anhalta 213), in der w Altm. trugen sie z.B. Frauenkleider. BrauchwAltm 25. Begleitet wurden sie von vermummten Gestalten wie u.a. dem  Arft(en)br (Brauch-wAltm 25, Volkstum-Ma 71, Vk-Harz 8,33, Vk-Anhalta 213 – BA), dem  Hwerbock 4. (Vk-Harz 8,33) oder dem  Kaml (Brauch-wAltm 25), verschiedentlich mussten diese Gestalten (angetrieben von Stockhieben) tanzen. Vk-Harz 8,33 (BA-Ra), Vk-Anhalta 213 (KÖ-GrBad). Um Gaben zu erheischen, sang man ( Fastelwendsingen) oder sagte Verse auf:Hüüt is Faßlm!
Unser Herrgott vergelt ju de G’m
un lt ju davör Korn wassen,
wo je nich ruutkieken könn,
un ju Tüffeln sölln wie’n Kopp dick
un de Kohlröwen wie’n Viert groot wern!
Brauch-wAltm 26
(GA-Br).
Die Wünsche nach einer guten Ernte kamen auch in dem Ausruf: Hüüt un morn is Faßlm, sau hauch sallt de Flass wassen! zum Ausdruck, der durch eine Geste begleitet wurde, die eine übertriebene Höhe anzeigte. Brauch-wAltm 26 (SA-Dä Jeeb). Zur Belohnung erhielten die Geber einen Schluck aus der mitgeführten Schnapsflasche. verstr. Die eingesammelten Würste wurden an eine Gabel oder einen Stock gehängt, damit sie gut sichtbar waren. verstr. Die ebenfalls erbeuteten Gaben wie Brot, Butter, Speck und Eier verspeiste man anschlie- ßend gemeinsam im Wirtshaus. verstr. Aber nicht nur die Jugendlichen führten Heischeumzüge durch, sondern auch (verkleidete) Kinder (Bewohner-Altm 2,244, Vk-Harz 8,34, Vk-Anhalta 214 und 216 – ZE, BA-KlAls), Bauern (Vk-Anhalta 213 – um ZE-Roß), Schmiede, die jeweils einen mit Bändern geschmückten Hammer mitführten (Brauch-Ma 257 – WO-Da, CA-Ak, Vk-Anhalta 215), Angehörige der Gilden oder Gesellen, die bei den Meistern bzw. Herren Würste einsammelten oder dort ein Essen erhielten (OSCH-GrQue, Vk-Harz 8,28 und 32, QUE-Ga). In Hasselfelde veranstalteten die Knechte ein Peitschenschlagen. Vk-Harz 8,33 (BLA-Ha). Alle Fuhrleute, die Rast im Ort machten, wurden von den Mädchen mit Sträußen und bunten Bändern geschmückt. Vk-Harz 8,29 f. (Nharz.). In Teilen des Nwaltm. und der w Altm., bes. aber im n/mittleren Elbostf. war es Brauch, dass die Burschen den Mädchen die Füße wuschen: Wiel nu awer bet Fas’lam’nd alles vordreiht ward, un luter Peiasstreiche op e stellt wern, sick de Lüe utklee’n un als andre rummlopen ... is dat ok ummedreiht un waschen ji hüte de Mäkens de Fäute. Rauch 1929,16. Dies erfolgte nur innerhalb einer Gemeinschaft. Brauch-wAltm 27, Rauch 1929,14. Die jungen Männer trafen sich im Wirthaus, steckten sich einen Strauß aus bunten Federn, getrockneten Blumen und Glasperlen an den Hut (a.a.O. 14,  Fastelwendsstrtz, Fastelstrtz) oder erhielten diesen von den Mädchen nach dem Füßewaschen (Brauch-wAltm 26) bzw. in den Orten, in denen nur Heischegänge stattfanden, während des Umzuges (Vk-Anhalta 213). Die Mädchen versteckten sich einzeln oder gemeinsam. Brauch-wAltm 27, Rauch 1929,17, HA-Oh. Waren sie aufgespürt, wurden ihre Füße mit Branntwein (Brauch-wAltm 27, vereinz. n elbostf.), Kohlrübenscheiben (Brauch-wAltm 27) oder Rosmarinstängeln (a.a.O. 27, Vk-Altm 223, Brauch-Ma 257 f. – vereinz. n elbostf.) eingerieben und anschlie- ßend mit kleinen, mit bunten Bändern geschmückten Birkenruten (vereinz. n/mittleres elbostf.) so lange leicht geschlagen, bis sie trocken waren (Brauch-wAltm 27, vereinz. n elbostf.) oder sich die Mädchen bedankten (Brauch-Ma 258 – HA-Sü). Aus Schabernack hatten sich manchmal die Mädchen die Füße geschwärzt. BrauchwAltm 28. Zum Dank erhielten die Burschen Naturalien: taun Fasselabend gift et vor de Meekens öre Fäute waschen Wost or Bodder or Eier HA-Um. In einigen Orten der Altm. mussten die Mädchen nur das Stäupen mit der Rute oder das Schwärzen des Gesichtes über sich ergehen lassen. Fast überall wurden Tanzveranstaltungen durchgeführt, entweder bereits nach dem gemeinsamen Mittagessen (Vk-Anhalta 218 – ZE-Lö), vorw. jedoch nach dem Heischegang oder am Abend (verstr.). Dabei konnte es sich auch um Maskenbälle handeln. Vk-Harz 8,31. In einem festlichen Zug führten die Burschen die Mädchen in den Tanzsaal. Brauch-wAltm 29. Die Platzknechte, die in Köselitz die Ankommenden begrüßten, ihnen Bier überreichten und die Plätze anwiesen, mussten mit jedem Mädchen tanzen, wobei sie ihre jeweilige Partnerin tanzend an den Nächsten übergaben. Ackerbau-Anhalt 283/ Vk-Anhalta 218. In der Altm. erhallte um Mitternacht der Ruf: De Schimmel kümmt! Daraufhin erschien ein Schimmel mit je einem Kopf vorn und hinten, der von Knechten dargestellt wurde, die ein Laken über sich geworfen hatten. Oben saß der Reiter, der mit seiner Peitsche auf die Umherstehenden einschlug, ebenso wie die das Pferd bildenden Knechte. Stattdessen konnte auch der bunt gekleidete  Brenleider 3b auftreten, der einen Bären herumführte und ihn versch. Possen treiben ließ. Der Tanz wurde dann bis zum frühen Morgen fortgesetzt. Bewohner-Altm 2,245 f., Brauch-wAltm 30. In Orten, in denen mehrere Tage gefeiert wurde, konnte der Tanz schon am Sonntag und der Heischegang am Montag stattfinden. SA-Han, Brauch-wAltm 24 f. und 29, Brauch-Ma 259 (GA-Et); zum weitern Verlauf  Aschermiddewoche. Zum F. musste unbedingt gebacken werden. Vk-Harz 8,30. Vorw. waren es Brezeln (JE2-Scho, Vk-Anhalta 218), Schmalzkuchen (SA-Dä, verstr. w Altm., Vk-Anhalta 218) und im elbostf. Gebiet  Prilleken: Prost, Fastelabend! Prilleken oppen Disch! Vk-Harz 8,35. Aber auch Zuckerkuchen (Brauch-wAltm 30), dreieckig geformter Kuchen (Vk-Harz 8,34 – WE-Il),  Büllenbrt 2. (Vk-Harz 8,35 – QUE-Que) oder Eierkuchen (Vk-Anhalta 218 – ZE) wurden bereitet. Zu Mittag gab es Gerichte mit Kohl (Vk-Anhalta 218), neunerlei Kräutern (Brauch-Ma 258 – HA-Sü) und vor allem Würste (verstr.). Die Kinder erhielten ein Stück Bratwurst, das sie in die Schule mitnahmen. vereinz. HA. Der nahende Frühling mit dem Viehaustrieb machte sich darin bemerkbar, dass die Verpachtung von Weideland (Vk-Harz 8,33) und die feierliche Zählung des Viehs (Vk-Anhalta 217 – KÖ-KlPa) am F. durchgeführt wurden. – Volksgl.: Espunn dorrefte ahn Fastelabende nich wäern, sist harre me Unglicke ... Vk-Harz 8,30, auch vereinz. SA, Vk-Anhalta 212. Wer es dennoch tat, musste mit Ratten, Mäusen oder Kröten im Haus rechnen. a.a.O. 212 (DE-GrKü). Bis zum F. sollte alles vom Spinnrocken abgesponnen sein. Hielt man sich nicht daran, hatte man den Bullen um den Altar zu leiten. Brauch-Ma 258 (HA-Sü). Um kein Risiko einzugehen, wurde das Spinnrad am Montag vor F. auf den Boden gebracht. Vk-Anhalta 212 (BE-Ra). Dorthin gelangte auch die Schüssel, in der zuvor das Essen aufgetragen worden war. Sie wurde umgestülpt und im Frühjahr zur Anzucht von Kohlpflanzen verwendet, die dann gut gedeihen sollten. a.a.O. 218.
Lautf.: Fastelawent Id-Quea 151; Fast(e)labend, fastelbent JE2-Go, Vk-Harz 8,31, Wb-Nharz 206 (BLA-Tr); -aowend Wb-Altm 49, OST-Sta; -aob(e)nd SA-GrGe, GA-Ziep; -aom vereinz. n GA; fstlbent Mda-Sti 141; Fastla-om, [fastlao] vereinz. nwaltm.; Fastela’nd, -ahnt Heimatkalender-Je 1923,98 (JE2-Vie), Bauernwelt-Ze; Fass(e)lawend WO-Ma, BA-GrAls; -ab(e)nd, -bent verstr. w/mittleres elbostf.; -ben OSCH-Di; -bmt, [faslabt] OSCH-Har, Id-Eilsa 60; -mbt Wb-We* 255; -ahmnd, -mnt vereinz. n elbostf. OSCH; -a’md, -t verstr. elbostf.; -ahm WE-Dee; [faslnd] QUE-He; Faßlaw’n Bewohner-Altm 1,331; Fasselan JE2-Gü; Faßlaowend STE-Ho; -oaw’n Matthies 1903,15; Fass(e)laobend, -oabend vereinz. w Altm., OST-Sto, Volkstum-Ma 71 (WO-Ir), Brauch-Ma 258 (HA-Sü); Fasslaobmt Mda-Ohre 356 (GA-Rä); [faslmt] vereinz. ö elbostf.; Fasslaom, Faßlm Brauch-wAltm 27 (SA-Dä), SA-Die, vereinz. w Altm.; Foasloam SA-Rie.
Flass m., n. PflN ‘Lein, Flachs’, auch von den Fasern, 1/2/3: verstr. nd., 4: vereinz. omd. – Min Großvater baute ok Flas an ... Heimatkalender-Ma 1930,82 (JE2-Vie); In d’ Oldmark giwt noch meanch Gemein, Wo sick de Lü eahrn Flass sülmst sei’n ... Matthies 1903,41; Wutte meck nich lesen, Sau will eck bie deck nich wesen. Ausspruch bei der Flachsernte, Lieder-Ma Nr. 382 (WE-We). – Anbau und mühevolle Bearbeitung des F. waren bereits zu Beginn des 20. Jh. im Rückgang begriffen. F. wurde häufig als Vorfrucht, bes. für Weizen, angebaut. Bauernwelt-Ze. Die Aussaat erfolgte am Marientag (25. März – Vk-Anhalta 261), spätestens am 100. Tag des Jahres bzw. bis Mitte April (verstr.), daneben gab es später ausgesäten F., der bis Mitte Juni in den Boden kam. Rimpau 1901,72. Es sollte so dicht gesät werden, dass bei der Berührung mit der Zunge neun Saatkörner daran kleben blieben. Bauernwelt-Ze. Das Feld musste dabei gänzlich ohne Unkraut sein, auch nach dem Aufgehen der Pflanzen wurde gejätet, um später bei der Bereitung nicht übermäßig viel Abfall zu haben. verstr. Der blau blühende F. war reif, wenn sich die Stängel dunkelgelb und die Samenkapseln braun färbten. Dann konnte er ausgezogen und zum Nachreifen auf dem Feld ausgebreitet werden. Anschließend wurde er gebunden, zum Anwesen gebracht und dort zum Trocknen aufgestellt. verstr. Mittels eines eisernen Kammes entfernte man die Samenkapseln ( rpeln), die getrocknet und gedroschen wurden, um aus den Samen Leinöl zu schlagen. verstr. Damit die unbrauchbaren Teile des Stängels verrotteten und sich gut ablösen ließen, kam der F. in die  Rte, d.h. die losen Bunde wurden mit Steinen beschwert und in (stehendes) Wasser gelegt. Nach 5 bis 10 Tagen (Bewohner-Altm 2,323) oder 1 bis 3 Wochen (Flachsbearb-Osch 234, Vk-Anhalta 207) konnten die Stängel aus dem Wasser genommen, gespült und zum Trocknen aufgestellt werden. Aber auch ein Ausbreiten auf einer Wiese war möglich, allerdings hatte man dann unter häufigem Wenden 3 bis 6 Wochen zu warten. Bewohner-Altm 2,323, Bauernwelt-Ze, Vk-Anhalta 207. Nach dem Ende der Arbeiten in der Landwirtschaft begann die Verarbeitung des F., vornehmlich durch die Frauen. Zur Vorbereitung auf das Brechen ( 2brken) wurde der F. in einem großen, im Garten stehenden Ofen gedörrt (Bewohner-Altm 2,273, Vk-Anhalta 207) oder mit dem  Bnebtel 1. geklopft ( bnen 1.), um dessen Umhüllung zu lockern (vereinz. OSCH). Bei der Bearbeitung mit der  2Brke wurden schließlich die Flachsfasern von den holzigen Bestandteilen befreit (verstr.) und anschließend zu  Risten zusammengefasst und zu  Flasshucken zusammengedreht (Rimpau 1901,74, Flachsbearb-Osch 234). Nach der Arbeit gab die Herrin Kaffee und Kuchen aus. Bewohner-Altm 2,273. In HA und OSCH schloss sich noch die Bearbeitung mit der  Kaude, einer feineren Breche mit stählernen Leisten, an. Rimpau 1901,73, Flachsbearb-Osch 235. Erst durch das  Swingen 2. wurden die letzten holzigen Bestandteile entfernt und die Fasern geglättet. verstr. Mit der linken Hand wurde das Flachsbüschel festgehalten, während man mit der rechten vermittels eines Bretts mit scharfer Kante bzw. Messer ( Swingebrett) an ihnen entlangschlug. verstr. Dabei wurde die  Swinghde abgesondert. Für das Brechen und Schwingen kamen zu Beginn des 20. Jh. Maschinen zum Einsatz. Zuletzt mussten die Fasern durch das  1Hkeln getrennt und geglättet werden. Durch Hindurchziehen wurden die rauen Teile festgehalten und fielen als  1Hde (auch  Warg) zur Erde, die je nach Einstellung der Zähne der  Hkel 1. grob oder fein geriet. verstr. Die zu Zöpfen zusammengedrehten Fasern bildeten den nun spinnfertigen F. (ausf. vgl. bes. Bewohner-Altm 2,323 f., Bauernwelt-Ze, Rimpau 1901,72 ff., Flachsbearb-Osch 233 ff., Vk-Anhalta 207 f., zu den weiteren Arbeitsschritten  spinnen). – Volksgl.: Ein gutes Flachsjahr ist zu erwarten, wenn man im Winter viel Schlitten fahren kann. Vk-Anhalta 207. Damit der F. gut gedeiht, werden vor der Aussaat mit der Harke drei Kreuze auf dem Acker gemacht. a.a.O. 261. Dies ist ebenso zu erreichen, wenn zu Pfingsten eine Jungfrau über das Feld rollt. Bauernwelt-Ze. Nach der Aussaat nahm der Säer das Sätuch und warf es unter fröhlichen Sprüngen und Ausrufen in die Luft, so hoch es flog, so hoch sollte der F. wachsen Ackerbau-Anhalt 253 (KÖ-Wü). Die gewünschte Höhe wird auch durch in die Erde gesteckte Holunderzweige zum Ausdruck gebracht. Brauch-Ma 265 (WO-Ir), Vk-Anhalta 207 (KÖ-Zehm).
Lautf.: Flass, [flas]; außerdem: Flachs, [flaks] Dialekt-Ma 7 (verstr. w JE1), ZE-Kö Na, vereinz. n CA, BE-Grö La; [flags] Mda-Fuhne 35 (DE-Ca); fls Mda-Sti 9. – Gram.: m. belegt: SA-Rist, vereinz. Altm., Heimatkalender-Je 1923,98 (JE2-Vie), ZE-Na, verstr. elbostf., BE-La Grö; n. belegt: vereinz. elbostf.
Grner Donnersdag m. ‘der Donnerstag vor Ostern, Gründonnerstag’ verstr. – Gröndunnersdag namm heht sick vör, Woo’t Wäder grad so schlecht nich wer ... Francke 1904,57. – Brauch, Volksgl.: Zu Mittag wurde ein grünes Gericht auf den Tisch gebracht. Dabei konnte es sich um Grünkohl oder um die ersten sprießenden Pflanzen des Jahres handeln, wobei bes. frische Kräuter vor Krankheiten schützen sollten. verstr. Gebacken wurden Brezeln (Brauch-wAltm 34 – GA-Wal) oder Kringel, die die Kinder im Nharz. von ihren Verwandten erhielten (Vk-Harz 8,40, BLA-Hü). Als Schutz vor Blitzschlag bringt man in die Wohnräume einen Strauß Weidenkätzchen (Bewohner-Altm 2,248) oder Hartheu und Eisenhart (Vk-Anhalta 222). Trotz der Verbote der Karwoche ( Krfrdag, Karwoche) ist dieser Tag für bestimmte Handlungen segensreich. Das gilt in erster Linie für das Säen und Pflanzen, bes. von Kohl, Flachs, Bohnen, Erbsen oder Kartoffeln, denn was an diesem Tag in den Boden gebracht wird, wächst gut und erfriert nicht. verstr. Außerdem sind diese Gewächse vor Erdflöhen geschützt und wenn das Pflanzen unter Geläut passiert auch vor Raupen. Bewohner-Altm 2,248. Günstig ist dieser Termin auch für das Umtopfen von Blumen bzw. das Einpflanzen von Ablegern. a.a.O. 2,248. Hühner, die aus Eiern schlüpfen, die am G. gelegt wurden, erhalten ein buntes Gefieder, dessen Farbe wechselt. vereinz. Altm., Brauch-Ma 260 (WO-Ir, HA-Sü), Vk-Anhalta 222 (KÖ-Wu). Hexen kann man erkennen, wenn man mit einem Gründonnerstagsei nach dem 1. Mai in die Kirche geht. Abergl-Ma 242 (GA-Mie, HA-Alv). In Halberstadt wurden am G. alle während der Fastenzeit ausgestoßenen Sünder wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Vk-Harz 8,40.
Lautf.: de gräune Donderschdag Vk-Harz 8,40; greun’ Dönnersdag WE-Oster; greunen denderstch Mda-Weg 116; gräun’n Dönderdag HA-Erx; greun’ Dönderdch HA-Oh; Gröndunnersdag Francke 1904,57; sonstige Formen in der Standardspr.
Hnendtslgen n. Spiel der Jugend, 3: Brauch-Ma 266 (WO-Da), 4: Ackerbau-Anhalt 320 (verstr. anhalt.). – Brauch: Das H. war urspr. vorw. zu Pfingsten üblich. Nach einem Umzug durch das Dorf wurde auf dem Anger ein Hahn in eine Grube gesetzt und ein Tontopf darüber gestellt. Mit verbundenen Augen mussten die Teilnehmer der Reihe nach versuchen, den Topf mit einem Knüppel oder Dreschflegel zu zerschlagen. Ackerbau-Anhalt 320. Teilweise wurde statt des Topfes ein Brett über die Grube gelegt, auf dem eine Flasche stand, die zu treffen war. Brauch-Ma 266 (WO-Da).
Hnenknig m. ‘Sieger beim  Hnendtslgen’ 3: Brauch-Ma 266 (WO-Da).
Lautf.: Hoahn’nkönig.