1del m. ‘sozial, rechtlich und politisch privilegierter Stand, begründet durch Geburt, Besitz (oder auch Leistung)’ 3: Chr-Em 430, HA-Oh, 4: Mda-Sti 16, Wb-Be – Sprw.: Adel hält op Talje, Pöbel fritt sik vull. Chr-Em 430.
afwarden Vb. dass. wie
aftwen, 2: WO-Ri, Spr-Ma
a 432 (JE1-Ziep), 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. –
ick harre dee Tiet nich affwahren können Hbl-Ohre 1928 Nr. 14/Wöhlbier (HA-Eim);
hei kan dn dch nich fwren Wb-Nharz 8; Rda.:
Affwaren un denn Tee drinken. Chr-Em 431.
anders Adv. 1: Ehlies 1960b 298, 2: verstr. Altm., Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie), verstr. ZE, 3: verstr. elbostf. (außer sö), 4: vereinz. anhalt. 1. allg. ‘verschieden, auf andere Art und Weise’ – det is je janz annerscht, wie’t där jesat hat ZE-Roß; det maken alle Liere ännersch ZE-Gri; Felix machte des andorsch. Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze); dat kann ick nich andersch maken Sprw-Börde; Awer vorr fufzig, sechzig Jahern, da war de Fastelabend jo doch noch en betchen anderscht nah oelder Mode feuert. Vk-Harz 8,30; Rda.: kein hr breit andersch ‘überhaupt nicht anders’ Wb-Nharz 70; et wert anners, awerst nich beter Wb-We 7; Hier is et anders wie bi Zanders. Chr-Em 430. – 2. spez. – a. ‘besser’ – Dät müt änders wer’n ... Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie); darum mott dat ok anders wärn mit ne HA-Bo. – b. in der Rda.: dt is nnst mät ä ‘sie ist schwanger’ STE-Schi.
anfangen Vb. verstr. 1a. ‘beginnen, seinen Anfang nehmen’ – dät fängt an to trippeln JE2-Scho; Buten vor’n Dörp, wo d’ Wischen anfangen, liet d’ Watermöll. Heimatkalender-Ma 1931,84 (Altm.); Als nu de Klocken an te lü’n fungen, ... Rauch 1929,66; ... ibb’rall waar’sch jerappelte voll, schonn ähr d’r Maarcht ebb’rhaupt anfang’n daat ... Heimatkalender-Ze 1962,90 (ZE-Ze); Sprw.: Wat anfängt mit Leigen, mot ennen mit Bedreigen. Chr-Em 429. – 1b. ‘mit etw. beginnen, etw. in Angriff nehmen’ – De meerscht’n fingen denn an mit de Bessenbin’nerei. Lautdenkmal 1937 (JE2-Gü); fangt er denn nu balle an? ZE-Roß; ... denn könnt wi woll nächste Woche mit Meihen ahnfängen! Lindauc o.J. 8; ... se konnen sek nich einigen, wer anfängen sall. Wedde 1938,26; hei het et tau dum nefongen Wb-Nharz 12; Dr hat njefangen ‘der hat einen Streit, eine Prügelei begonnen’ Wb-Ak 17; Rda.: et drop nfengen ‘es auf etw. absehen, anlegen’ Wb-Nharz 12; He fangt völ an und endigt wenig. Spr-Altm 77; Sprw.: anfengen is lichter w ophern HA-Oh; wenn dai Poch (Frosch) Eogng kricht, denn fangt an tu wuppm’m (wippen) ‘wer etw. sicher zu haben glaubt, wird übermütig’ SA-Dä; wer Geld un Got denkt to erlang’n, mütt allererst bi’t Mul anfang’n Warnung vor übermäßiger Genusssucht, Sprw-Börde. – 2a. ‘machen, tun’ – wat fenget hei nu an? HA-Oh; wat sal ek met dn bengel nfengen? Wb-Nharz 12. – 2b. in der Verbdg. mit nichts: ‘mit jmdm./etw. nichts anfangen können’ – ... doch kunne ick mit dei Dinger nist anfängen! Rauch 1929,44; mit dik is nist antefengen HA-Oh.
Anna 1. weibl. RN – Anna, Sanna Ausdeutung des Klangs der Glocke, 3: GA-Ge; Neckvers: Anna, ds dr is main lbsder Jangk 4: CA-Ak; Neckreim:Anna Kawanna,
sett ‘t Pöttken upp ‘t Füer,
koake Bohn’n,
deatt Broud is to düer. 2: Matthies 1912,26 (n GA);Anne pupanne,
slept jern bn manne,
slept jern bn saldten
un kann et nich lten. 3: Mda-Weg 86;Abzählreim:Anchen, Dännchen,
Korenkännchen,
Zucker. 3: Lieder-Ma Nr. 588 (WO-NiDo).– 2. ‘26. Juli’, Kalendertag – Bauernregel: Jakobi (25. Juli) un Ann’n is de Eren in’n ganzen Lanne. 3: Chr-Em 427. – 3. vorw. in der Verbdg.: dum alschen ‘unerfahrenes Mädchen’ 3: Wb-Nharz 10.
April m. Monatsname, verstr. –
Dei Hochtid was in’n April, ... Hausfr-Altm 1930,5 (SA-Die);
For Schawwernacksleite is dor erschte April immer ’n freedijes Ereichnis. Krause 1964,55; Rda.:
in’n april schikken ‘jmdn. necken, foppen, zum Narren halten’ Wb-Nharz 17; Reim:
’n irsten April kann’n Narren schicken wo’n (wohin)
will. Bewohner-Altm 1,319;
April, April, d kammor nfr’n wmor will Zuruf als Entschuldigung an jmdn., den man in den A. geschickt hat, Wb-Ak 25; Wetterregel:
April deit, wat hei will WE-Be;
’n drng April is nich dn Bans Will SA-Rist;
De April mag sien wie e will, aber Loof un Gras bringet e doch. Chr-Em 427. – Brauch: Bes. am ersten Tag des Monats suchten Kinder und jüngere Erwachsene einander zum Narren zu halten. Es wurde versucht, dem anderen eine unwahrscheinliche Geschichte als wahr darzustellen oder ihn zum Herbeiholen fiktiver Gegenstände (z. B.
Müggenfett,
Msefeddern) zu veranlassen. Vk-Anhalt
a 226, Wb-We 9. Der 1. A. war in den Kreisen BE, KÖ und DE der Tag, an dem die Mägde ihren Dienst antraten. Vk-Anhalt
b 64.
as I. Konj. – A. in der Verbdg. mit einem Substantiv: ‘in der Eigenschaft als’ verstr. – hai arbait b üöne als Knecht OSCH-Di; ick kenne ne als en orntlichen Kerel Wb-Holzl 54. – B. vergleichend, vgl. w. – 1. bei Bezeichnung der Verschiedenheit, im elbostf. Gebiet häufig in Verbdg. mit w, 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. nbrdb., vereinz. mbrdb., 3: vereinz. elbostf., 4: Vk-Anhaltc 103 – Fröher as süs (sonst) ... Ehlies 1960a 78; Paul, dä zwee Joahre ölder war as Max, ... Heimatkalender-Je 1927,118 (JE2-Vie); hei is gretter als w d Wb-Nharz 10; Sprw.: En half Ei is besser as en leddigen Dopp (... als eine leere halbe Eierschale), Chr-Em 429. – 2. bei Bezeichnung der Gleichheit, 1: verstr. nwaltm., 2: verbr. Altm., JE2-Gü, ZE-Hu, 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – a. ‘wie, ebenso, entsprechend’ – Dei Mäkens hadden öhn mit Kaffei un Melk ebörnt (getränkt) arn (as en) Awwenekalw ‘die Mädchen haben ihm sehr viel Kaffee und Milch zu trinken gegeben’ Spr-Maa 432 (WO-Ol); Rda.: em freert as’n Snieder ‘er friert sehr’ GA-KloNeu; diu sst iut as dai Deod SA-Dä; as wie ek? ‘ich?’, verstärkend, Wb-We 10; As’t wesst is, so schallt ok bliw’n. Spr-Altm 76. – b. in Sätzen, ein Geschehen mit einem angenommenen Geschehen vergleichend, vorw. in der Verbdg. mit of oder wenn – He dä so, as haln see ämm tumm Döschen (Dreschen) ropen Mda-Ar 53; “... Mei kümmt gerad so vör, as ob du dei schon ’n anner Brut utsocht hast.“ Heimatkalender-Ma 1931,85 (Altm.); olle Friede is mette Karre affehaut as wenn nüscht drupp wor JE2-Gü; ... ’s kukte bloß eener n annern an, als eppe den dervor vorantwortlich machen wolle, ... Wäschke 61915,96. – c. in Sätzen, in der Verbdg. mit nichts: ‘nur’ –Hier ut düt Bauk is nist te lehren,
A’r wie en bettchen “Plattdütsch” koeren, ... Gorges 1938,9;Neckreim:In Binn’ (ON Binde) is nist to finn’n
As ein’n drögen Tacken
Wo alle Binnsch Wieber
Ehr Bodderkoken van backen. 2: SA-Rie.– C. Einleitung von Temporalsätzen, vgl. w, 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. Altm., vereinz. mittleres/s JE2, 3: verstr. elbostf. – As acht Dag vägohn worn, ... Hausfr-Altm 1929,24 (STE-KlMö); as ik in Schtadt waia ... SA-Dä; As’r nu hen was bet naoh Smersau, was’r doch ganz möd’ worden ... Pohlmann 1905 ff.,115 (OST-Rö); Dät is nu all ne ganze gerume Tiet her, äs sich düsse Geschichte tuedrahn hätt. JE2-Gü. – II. Adv., Einleitung indirekter Fragesätze: ‘wie’ 2: vereinz. n Altm. – ick wett nich, as mi so is OST-Na.
wer 1. Konj., verstr. – a. Bezeichnung eines Gegensatzes ‘jedoch, dagegen’ – ... dunn reipen se. Aber Lischen antwöre nich ... Heimat-Ohre 1924/Wöhlbier (HA-Eim); dat’s doch bloß Dienstmäken, du awer bist Amme zur Rangordnung des Gesindes geäußert, BA-Re; Götsch ... musterte seine Leite ..., awwer die sahen alle eenjal aus, wie wennse an jarnischt dächten. Wäschke 61915,121; Rda.: Mannslü darwen alles äten, aber nich alles wäten OST-Gen; Danzen ahn Musik, dat is aber grad, as wenn’n drög Brot ett. Bewohner-Altm 2,135; Sprw.: op’t Lif kuckt jeder, awer in’t Lif nich ‘man sieht, was jmd. für Kleidung trägt, aber nicht, was gegessen wird’ BA-Re. – b. Bezeichnung einer Einschränkung, eines Vorbehalts ‘allerdings, freilich’ – ... öwer oft keim dät nich vör. Ehlies 1960b 297; Hle mich m anne Barne, awwer kne rosche! Wb-Ak 29; ... de Herre harre dat verb’en, wer de Junge qule sau dulle, dat’e ngf. Tiedge 1954,39 (HA-Ost); Miahnten (Ameisen) lopt sau veel rumher, aber dat sünd alles grote, dee miejet nich. Hbl-Ohre 1928 Nr. 1/Wöhlbier (HA-Eim); Dabei hatte Karl ... ’n hohen Posten, ... Awor et jibt immer welje, die vor nischt keen’n Räschpäkt ham. Heimatkalender-Ze 1964,89 (ZE-Ze); Rda.: hei ändert sich woll, awer bessert sich nich Sprw-Börde; Sprw.: Dorch Schaden ward’n klauk, awer nie rieker. WO-Gu; bi fremden Lüen is gut wanken, aber nich gut kranken ‘bei fremden Leuten lässt es sich gut leben, aber nicht gut krank sein’ WE-Dee; Wetterregel: De April mag sien wie e will, aber Loof un Gras bringet e doch. Chr-Em 427. – c. Bezeichnung eines Einwandes, einer Entgegnung – wer, wat wutt d db mken? HA-Oh; “Abber was sollen mir saohn (sagen)”, meenten de Sachsendorfschen, ... Heimatkalender-Börde 1925,6 (CA-Sa). – d. Bezeichnung der Anknüpfung, Weiterführung – ... Un nu abb’r drauß’n uff’n Viehmaarchtplatz – daa waar ärscht wat loos! Heimatkalender-Ze 1962,90 (ZE-Ze); ... Öäwer keen derft dabei van de Grotn tokikn ... Hausfr-Altm 1924,34 (Kredel). – 2. Pt., verstr. – a. Verstärkung einer Aussage – lt dat wer j sn! HA-Oh; Is das heite awwer hß! Wb-Ak 29; jetzt strahlt (regnet) et aber BA-Ba; nu awer allart! Ausruf zur Eile, WE-Oster; nu awer harre! dass., Wb-Holzl 101; sau fl kan ek wer nich betlen Wb-Nharz 19; det Perd hät awwer krumme Hessen ZE-Brä; dät Hemde st wa schn t JE2-Scho. – b. Bezeichnung der gefühlsmäßigen Anteilnahme des Sprechers, Ausdruck von Empfindungen – das is awwor nor Ausruf der Missbilligung, DE-Ca; der is awwer mäklich dass., DE-Ra; is dat wer ml en grter junge Ausruf der Anerkennung, Wb-Nharz 19; ber Fritze! Ausruf der Entrüstung, BLA-Brau; Harrejott awwer ! Ausruf des Zorns, Fluch, Wb-Be; Dunderwetter aber ok! dass., CA-Fö; nee, awwer sauwat ok, ja ja Ausruf der Überraschung und Verwunderung, BA-Op; No, wat makeste denn awer ok! Ausruf, wenn jmd. gestolpert ist oder einen Schaden angerichtet hat, Sprw-Harzvorlg 264; Rda.: dat is ower ‘das ist ärgerlich, unangenehm’ Wb-We 97; is der awwer in Brieten ‘ist der aber betrunken’ BA-GrAls. – 3. Adv., in Zuss. ‘sehr viele’ – da saßen dicke Wanschken hinner de Tapete – werhunnert un werhunnert 2: ZE-Roß.
1Backe f. 1a. ‘fleischiger Teil des Gesichtes zu beiden Seiten der Nase, Wange’, auch ‘fleischiger Teil von Früchten’ 1: SA-Dä, 2: vereinz. nbrdb., Heimatkalender-Je 1927,120 (JE2-Vie), ZE-Roß, Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze), 3: verstr. elbostf., 4: verstr. omd. – de Trnen lpt ’ne wer de Backen HA-Oh; Ich hawwe anne dicke Backe. Wb-Ak 30; d het sick Kamelle uppepackt uppe Backe JE2-Scho; Rda.: d krichst wat ande backe ‘du bekommst eine Ohrfeige’ Spr-Mab 382 (WO-Ol); dat Muul un bai’e Backen full hem’m Wb-Holzl 58; der Wind pustet durch die Backen von einem dünnen Menschen gesagt, Vk-Anhaltc 92; Se hat en paar Backen wie en Leggeheunecken. ‘Sie hat eine gesunde Gesichtsfarbe.’ Chr-Em 430; dat Mäken hat de Kerkhofsblaumen all up’n Backen ‘sie ist vom Tode gezeichnet’ WE-Be; Sprw.: Kees’ un Brod mokt de Backen rod. Bewohner-Altm 1,343; Neckreim:Wer seck in Osterwieck will redlich nehren,
Mott veel flicken un wennig vorteeren,
Mott dragen kaputte Jacken un smale Backen. Vk-Harz 3,75.– 1b. in der Verbdg.: nen Honnig/Rotz/Srop up d Backe smren ‘jmdm. nach dem Mund rden’, auch ‘sich einschmeicheln’ 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf., 4: Vk-Anhaltc 110, Spr-Anhalt 170. – 2. Pl. – a. ‘Seitenhölzer, auf denen der Sägebock ruht’ 3: Wb-Nharz 19. – b. ‘zu beiden Seiten des Spurlochs eingesetzte Pfosten’, sollen ein seitliches Ausweichen der Maste beim Legen und Richten verhindern, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 196 (WO-Ro).
Banse f.
1. ‘Raum der Scheune, in dem hauptsächlich die Garben verpackt werden’, befindet sich (beiderseits) neben der Tenne, diente z.T. auch der Einlagerung von Stroh, slt. von Heu, 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. w/mittlere Altm., verstr. ö Altm., verbr. s Altm., vereinz. mittleres JE2 w JE1 s ZE (sonst brdb.
Tass), 3: verbr. elbostf. (außer sw, dort verstr.), 4: Mda-Sti 126, verbr. anhalt. –
d gannsd ml uf de Banse jn BE-Me;
... de Eier heww’ ick in de Schüne funnen, hinnen op de Banse, ... Lindauc o.J. 13; Bauernregel:
Maimond kolt un winnig, makt de Banse vull un pünnig Chr-Em 427. (einige Benennungen nehmen Bezug auf den oberen Scheunenraum)
Balke(n) Banse(n)rm Fack 1Hamm(e) Hnebände(r) Krnbanse Krnschne Schnenbalken Schnenbanse Schnenfack Schnentass Schnenvrdel Schupp(en) Schütt Stdel Tass Vrdel, die wichtigsten Synonyme s. Kt.
– 2. ‘etw. hügelartig Angehäuftes, Haufen’, spez.
– a. ‘geschichteter großer Holzhaufen’,
Holtdme(n), 3: vereinz. sw elbostf., 4: BA-Sil.
– b. ‘(in
1.) aufgeschichtetes Getreide, Stroh oder Heu’ 1: SA-Dä, 2: OST-Schön, verstr. ZE, 3: vereinz. sw elbostf., Sprw-Börde, BE-He, 4: Mda-Sti 2, vereinz. w BE.