Flass m., n. PflN ‘Lein, Flachs’, auch von den Fasern, 1/2/3: verstr. nd., 4: vereinz. omd. – Min Großvater baute ok Flas an ... Heimatkalender-Ma 1930,82 (JE2-Vie); In d’ Oldmark giwt noch meanch Gemein, Wo sick de Lü eahrn Flass sülmst sei’n ... Matthies 1903,41; Wutte meck nich lesen, Sau will eck bie deck nich wesen. Ausspruch bei der Flachsernte, Lieder-Ma Nr. 382 (WE-We). – Anbau und mühevolle Bearbeitung des F. waren bereits zu Beginn des 20. Jh. im Rückgang begriffen. F. wurde häufig als Vorfrucht, bes. für Weizen, angebaut. Bauernwelt-Ze. Die Aussaat erfolgte am Marientag (25. März – Vk-Anhalta 261), spätestens am 100. Tag des Jahres bzw. bis Mitte April (verstr.), daneben gab es später ausgesäten F., der bis Mitte Juni in den Boden kam. Rimpau 1901,72. Es sollte so dicht gesät werden, dass bei der Berührung mit der Zunge neun Saatkörner daran kleben blieben. Bauernwelt-Ze. Das Feld musste dabei gänzlich ohne Unkraut sein, auch nach dem Aufgehen der Pflanzen wurde gejätet, um später bei der Bereitung nicht übermäßig viel Abfall zu haben. verstr. Der blau blühende F. war reif, wenn sich die Stängel dunkelgelb und die Samenkapseln braun färbten. Dann konnte er ausgezogen und zum Nachreifen auf dem Feld ausgebreitet werden. Anschließend wurde er gebunden, zum Anwesen gebracht und dort zum Trocknen aufgestellt. verstr. Mittels eines eisernen Kammes entfernte man die Samenkapseln ( rpeln), die getrocknet und gedroschen wurden, um aus den Samen Leinöl zu schlagen. verstr. Damit die unbrauchbaren Teile des Stängels verrotteten und sich gut ablösen ließen, kam der F. in die  Rte, d.h. die losen Bunde wurden mit Steinen beschwert und in (stehendes) Wasser gelegt. Nach 5 bis 10 Tagen (Bewohner-Altm 2,323) oder 1 bis 3 Wochen (Flachsbearb-Osch 234, Vk-Anhalta 207) konnten die Stängel aus dem Wasser genommen, gespült und zum Trocknen aufgestellt werden. Aber auch ein Ausbreiten auf einer Wiese war möglich, allerdings hatte man dann unter häufigem Wenden 3 bis 6 Wochen zu warten. Bewohner-Altm 2,323, Bauernwelt-Ze, Vk-Anhalta 207. Nach dem Ende der Arbeiten in der Landwirtschaft begann die Verarbeitung des F., vornehmlich durch die Frauen. Zur Vorbereitung auf das Brechen ( 2brken) wurde der F. in einem großen, im Garten stehenden Ofen gedörrt (Bewohner-Altm 2,273, Vk-Anhalta 207) oder mit dem  Bnebtel 1. geklopft ( bnen 1.), um dessen Umhüllung zu lockern (vereinz. OSCH). Bei der Bearbeitung mit der  2Brke wurden schließlich die Flachsfasern von den holzigen Bestandteilen befreit (verstr.) und anschließend zu  Risten zusammengefasst und zu  Flasshucken zusammengedreht (Rimpau 1901,74, Flachsbearb-Osch 234). Nach der Arbeit gab die Herrin Kaffee und Kuchen aus. Bewohner-Altm 2,273. In HA und OSCH schloss sich noch die Bearbeitung mit der  Kaude, einer feineren Breche mit stählernen Leisten, an. Rimpau 1901,73, Flachsbearb-Osch 235. Erst durch das  Swingen 2. wurden die letzten holzigen Bestandteile entfernt und die Fasern geglättet. verstr. Mit der linken Hand wurde das Flachsbüschel festgehalten, während man mit der rechten vermittels eines Bretts mit scharfer Kante bzw. Messer ( Swingebrett) an ihnen entlangschlug. verstr. Dabei wurde die  Swinghde abgesondert. Für das Brechen und Schwingen kamen zu Beginn des 20. Jh. Maschinen zum Einsatz. Zuletzt mussten die Fasern durch das  1Hkeln getrennt und geglättet werden. Durch Hindurchziehen wurden die rauen Teile festgehalten und fielen als  1Hde (auch  Warg) zur Erde, die je nach Einstellung der Zähne der  Hkel 1. grob oder fein geriet. verstr. Die zu Zöpfen zusammengedrehten Fasern bildeten den nun spinnfertigen F. (ausf. vgl. bes. Bewohner-Altm 2,323 f., Bauernwelt-Ze, Rimpau 1901,72 ff., Flachsbearb-Osch 233 ff., Vk-Anhalta 207 f., zu den weiteren Arbeitsschritten  spinnen). – Volksgl.: Ein gutes Flachsjahr ist zu erwarten, wenn man im Winter viel Schlitten fahren kann. Vk-Anhalta 207. Damit der F. gut gedeiht, werden vor der Aussaat mit der Harke drei Kreuze auf dem Acker gemacht. a.a.O. 261. Dies ist ebenso zu erreichen, wenn zu Pfingsten eine Jungfrau über das Feld rollt. Bauernwelt-Ze. Nach der Aussaat nahm der Säer das Sätuch und warf es unter fröhlichen Sprüngen und Ausrufen in die Luft, so hoch es flog, so hoch sollte der F. wachsen Ackerbau-Anhalt 253 (KÖ-Wü). Die gewünschte Höhe wird auch durch in die Erde gesteckte Holunderzweige zum Ausdruck gebracht. Brauch-Ma 265 (WO-Ir), Vk-Anhalta 207 (KÖ-Zehm).
Lautf.: Flass, [flas]; außerdem: Flachs, [flaks] Dialekt-Ma 7 (verstr. w JE1), ZE-Kö Na, vereinz. n CA, BE-Grö La; [flags] Mda-Fuhne 35 (DE-Ca); fls Mda-Sti 9. – Gram.: m. belegt: SA-Rist, vereinz. Altm., Heimatkalender-Je 1923,98 (JE2-Vie), ZE-Na, verstr. elbostf., BE-La Grö; n. belegt: vereinz. elbostf.
Flassfatt n. ‘Fass zur Aufbewahrung des spinnfertigen Flachses’ 3: Flachsbearb-Osch 236.
Lautf.: Flaßfaat.
Flasshucke f. ‘kleines Flachsbund, das nach dem Brechen aus zehn  Risten zusammengedreht wird’ 3: Wb-Holzl 86 und 162, Flachsbearb-Osch 236.
Hackhde f. ‘holzige Bestandteile enthaltender Flachsabfall, der beim ersten, groben Hecheln entsteht’ 3: Flachsbearb-Osch 235.
Haspel m., f. 1. ‘Gerät zum Abwinden des Garns von der Spinnradspule’, häufig mit Zähleinrichtung, 1: SA-Rist, 2: Matthies 1903,15, 3: verstr. elbostf., 4: CA-Ak, Wb-Be – Die sechsarmige H. hat einen Umfang von 2,4 m, über ein Zahnradgetriebe wird ein Hammer getrieben, der 60 durchlaufene Umdrehungen – ein Schock Garn – durch ein Klopfen anzeigt: et hat eklappet. Kinder bedienten deshalb gern den H. Flachsbearb-Osch 236. – 2. ‘der von der Haspel genommene Faden’ – tas is awwer an kortscher Haspel 4: Wb-Be. – 3. ‘Kurbel am Drehbrunnen’,  1Krickel, 4: BE-Sa.
Lautf.: Haspel, [haspl]; außerdem: [hasbl] BE-Sa; [hasb] SA-Rist. – Gram.: verbr. m.; f. belegt SA-Rist, Wb-Holzl 101, CA-Ak.
Haspelsticken m.(?) ‘Handhabe, auf die die voll gesponnene Spindel beim Haspeln gesteckt wird’ 3: Flachsbearb-Osch 236, Id-Eilsa 67.
Hocke(n) m., f. 1. ‘Hügel’,  Barg, 3: HA-Ro. – 2. ‘Maulwurfshügel’,  Mollbarg, 3: HA-Ma. – 3. ‘hü- gelartig Angehäuftes’ 1: SA-Ah Hen, 2: verbr. nbrdb., verstr. w JE1, 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 152 – ne hukke wet Wb-Nharz 82; … anne dichdije Hucke Holz … Spr-Asch 39; dett Krut wärt in kleine Hukkens tosammesmetten HA-Neu; Nu wies mick doch mal den groten Hucken Geld, den du dick mit diene nieen Moden vorrdeint hast. Rauch 1929,112; Rda.: ne Hucke drupp ‘randvoll, übervoll’, von einem Tragekorb voll Gras, JE2-Par. – 4. ‘(kleiner) Heuhaufen auf der Wiese’,  Heuhocke(n), 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. Altm., vereinz. JE2, verbr. w JE1, JE1-Wo, 3: WO-HWa, vereinz. w JE1, verstr. HA, OSCH-Osch, WA-Dom KlWa, WE-La Wa, BE-Gü, 4: vereinz. BE – d müt dät Höi wen’n un in Huckng mkng JE2-Scho; Heu in Hucken bringen HA-Oh;Denn kann se sick upt Heun
So gor to leidig freun,
Wo wuppt ör da de Rock!
Un Huckn baut se flidig
Vö Ownd ümmer tidig,
Oft mehr noch as fif Schock
. Kredel 1929,19.
– 5a. ‘Stand von 6 bis 10 Getreidegarben’ 3: OSCH-De, WE-He Wa. – 5b. ‘Stand von 15 Getreidegarben’ 3: BA-GrAls. – 5c. ‘ein Arm voll Getreide’ 2: GA-Sche. – 6. ’10 Bündel bearbeiteten Flachses’ 3: Flachsbearb-Osch 236, OSCH-Schl.
Lautf., Gram.: Hocke f. HA-Oh; [hog] f. BE-Sa; [hok] SA-Dä Ku Pü, Hock Wb-Altm 83, Wb-Altm* 56; Hocken m. OST-Poll; HockenSA-Han Hen Le, vereinz. n Altm., GA-Vo; [hok] m. SA-Rist; [hok] verstr. nwaltm., vereinz. nw Altm.; [hok] Pl. verstr. n nwaltm. n SA, OST-Bi; Hucke, [huk] f. JE2-Be De Scho, JE1-Mö Wo, WO-HWa, OSCH-Wu, Wb-Nharz 82, Spr-Asch 39, Mda-Sti 152; Hucke, [huk] WO-Co Gli San, verstr. s JE2 w JE1, JE1-Grü, WE-Da, Wb-We 54, Wb-We* 216; [hug] f. vereinz. BE; Huck Wb-Altm* 56; Hucken, [hukn] m. STE-Ho, vereinz. n elbostf., Wb-Nharz 82, QUE-Di; Hucken, [hukn] SA-Ah, verstr. w Altm., verbr. ö Altm., verstr. JE2 JE1, verbr. n elbostf., vereinz. WE QUE, CA-Atz El Salz, BE-GrMü; Hucken Pl. JE2-De, JE1-Ca, HA-Oh; Huckn Pl. Kredel 1929,19; [huk] SA-Kal Vie, verstr. s OST, GA-Fau Le Schw, verstr. STE, WO-Col Zi Zie, HA-NHa; [huk] Pl. GA-Bo, JE2-Scho; Huckens, [hukns] Pl. WO-HWa, HA-Neu Ro. Zuss.: zu 2.: Moll-, Mollworms-, Molt-, Mlworms-, Mlworps-; zu 4.: Heu-, Lde-; sonstiges: Kompost-, Migmten-.
Kaude f. ‘Gerät zum Glätten und Säubern des zerkleinerten Flachses’ – Die K. ähnelt der Flachsbreche, besitzt aber stählerne anstatt hölzerner Leisten. 3: Rimpau 1901,73 (OSCH-Schl), Flachsbearb-Osch 235 (OSCH-Schw), Id-Eilsa 70.
Lautf.: Kaue Rimpau 1901,73 (OSCH-Schl), Flachsbearb-Osch 235 (OSCH-Schw); Kau Id-Eilsa 70. – Etym.: wohl Bezug zu mnd. kder ‘Flachsabfall’, vgl. HWb-Mnd 2,697, Kauder, Kuder auch in den obd. Mundarten, vgl. DWB 5,306f., sich daran anschließend in Gaunerspr. kauern ‘Flachs brechen’, vgl. Wb-Rotw [2529].
kauden Vb. ‘Flachs auf der  Kaude bearbeiten’ 3: OSCH-Schl, Flachsbearb-Osch 235 (OSCH-Schw).
Lautf.: kauen.
Middelhde f. ‘holzige Bestandteile enthaltender Flachsabfall, der beim zweiten feineren Hecheln entsteht’ 3: Id-Eilsa 79, Flachsbearb-Osch 235.
Lautf.: Middelhee.