Hundefleutke f. dass. wie  Hundefidipse, 3: Mda-Ohre 350 (GA-Rä), Rauch 1929,55, Wb-Holzl 108 (WA-KlWa), WE-Dee – Fritze, ne Nachtigall, da boben in’n Beerboom! – Olle Hunnefläutge, awer keine Nachtigall. Rauch 1929,55.
Lautf.: Hunnefläutge Rauch 1929,55; hunnefloitje Mda-Ohre 350 (GA-Rä), Wb-Holzl 108 (WA-KlWa); Hunnefleitge WE-Dee.
jiffjaff Laut des kläffenden Hundes, auch von den Hunden des wilden Jägers gesagt, 3: Mda-Ohre 361 (GA-Rä), Wb-Nharz 61.
Johann ohne Genus ’24. Juni’ verstr. – dai Kamö’n (Kamillen) mün’n um Johannich arum plückt w’n SA-Dä; Jhannich mott de Pachte betlt wern HA-Oh; Der Tag gilt als einer der längsten des Jahres: üm Johann blifft ümma schummrich ra msikngjrau JE2-Scho; Rda.: sau lank w de Dch forr Jhannich ‘sehr lang’ HA-Oh; Bauernregel: f Jhannich bitt um Rng, nh kümmt he ungelng SA-Rist. – Brauch: Zu J. wurde nicht gearbeitet (Wb-Altm 264, Volksfeste-Altm 296), z.T. fiel die  Hgelfer auf diesen Tag (Brauch-wAltm 90). Anderenorts wurde bei einem Umzug unter Musikbegleitung die  Johanniskrne durch das Dorf getragen, dies konnte mit einem Heischegang verbunden sein. Volksfeste-Altm 290 (STE-Osth), Brauch-Ma 273f. (STE-Bo, WO-Ol), JE1-Pre, Vk-Anhalta 257 (CA-Zu). Die Krone konnte an der Spitze eines Mastes (Vk-Anhalta 257), einer Tanne (Vk-Harz 8,64) oder der stehen gebliebenen Pfingstmaie (Brauch-Rie 748) befestigt werden. Die Tanne wurde auch mit Esswaren geschmückt (WE-El, BLA-Ta), die Kinder tanzten um die Johanniskrone (BLA-Rü So). Vk-Harz 8,65. Auch Tanzveranstaltungen der Jugend waren üblich. Diese wurden häufig von den Mädchen ausgerichtet (verstr. ZE, verbr. anhalt.)  auch Johannisdanz, Mädchenjohann, Mädchentanz. Nur in der ö Altm. und in JE2 waren  Johannisfer üblich. In Radegast wurde ein Brunnenfest gefeiert, vereinz. wurden von Mitternacht bis spätestens Sonnenaufgang die Brunnen gereinigt (Vk-Anhalta 257). Der Johannistag war Tag des Dienstwechsels für das Gesinde. JE2-Ki, WO-Ba, CA-GrRo, ADVk Nr. 150 (JE1-Gra, BA-Ba). – Volksgl.: Die Nacht des Johannistages eignet sich für Liebesorakel ( auch Johannisnacht). So kann ein Mädchen im Traum den zukünftigen Mann sehen, wenn es zu J. zwischen 11.00 und 12.00 Uhr unter strengstem Stillschweigen neun Arten Blumen sammelt, sie zum Kranz windet und unter ihr Kopfkissen legt. Brauch-Ma 273 (WO-Ol). Den zu J. oder am Vorabend gesammelten Pflanzen wird bes. starke Heilkraft zugeschrieben. Vk-Altm 239, Brauch-wAltm 89f., Vk-Anhalta 257f., Wirth 1928,34. Z.T. ist auch hierfür die Zeit zwischen 11.00 und 12.00 Uhr vorgeschrieben (GA-Wer). Zum Schutz vor Hexen, Unholden und anderem Unheil nagelt man in der Johannisnacht ein Hufeisen auf die Türschwelle, anderenorts bricht man zu J. zwischen 11.00 und 12.00 Uhr Zweige des Faulbaums und hängt sie im Stall auf (DE-Go). Vk-Anhalta 258. Über der Tür befestigt man Eschenzweige, um das Haus zu schützen. Vk-Harz 8,66 (QUE-Ga). Auch die  Johanniskrne (dort ausf.) wird zum Schutz vor versch. Unheil angebracht. Wer zu J. an Blumen riecht, bekommt Blut- oder Nasenkrebs. Brauch-Ma 273 (HA-Sü), Mda-Ohre 360 (GA-Rä). Am Johannistag badet man nicht, weil das Wasser ein Opfer sucht.Vk-Anhalta 257 (ZE-Ze, BA-GrAls, KÖ-Kö, DE-De). Die Flüsse Bode und Holtemme fordern Opfer (Vk-Harz 8,66), ein Tümpel in Neuhaldensleben rief mit menschlicher Stimme nach einem Opfer (Brauch-Ma 273).
Lautf.: [johan] JE2-Scho, Johanni BE-Grö; [johani] SA-Dä Sta, Johannich HA-Oh, Chr-Em 427, WE-Dee; [jhani] SA-Rist; Johannig WE-Oster; [johanij] Nd-Börde § 57; Jhnnije Mda-Sti 127; Jehanne Wb-Ak 77; Jehannig Wb-Altm 264; Jehannich Zauber-Ma 95 (GA-Mie), Wb-Holzl 112, Id-Eilsa 69, QUE-Di. Zus.: Knechte-.
Klabunsch (Genus?), nur in der Rda.: Klabunsch schaitn ‘Purzelbaum schlagen’,  Kobolz, 3: Mda-Ohre 351 (GA-Rä).
klunkklankern Vb. ‘schaukeln’ 3: Mda-Ohre 351 (GA-Rä).
Lautf.: klunklankern.
Knittergold n. ‘Rauschgold, sehr dünn ausgewalztes Messingblech’ 2: Wb-Altm 109, 3: Mda-Ohre 356 (GA-Rä), Mda-Weg 103, Wb-We 70 – n unsen wnachtsbeme wr immer ne fne t knittergolt Mda-Weg 103.
2kren Vb. 1. ‘erzählen, schwatzen, Nichtiges reden’,  nlen, 2: STE-Po, 3: GA-Et, Mda-Ohre 351 (GA-Rä), verstr. nw elbostf. (außer s GA), Vk-Ask 245 – Ick woll mit keinen Minschen kören, ok nich mit de lüttjen Meekens … Lindaub o.J. 41; Rda.: de köärt wie de Gäuse mit’n Hawer HA-No; Sprw.: wu’t wat te frn (heiraten) jifft, jifft’t ek wat te köärn HA-Oh. – 2. ‘unverständlich, undeutlich sprechen’,  1nusseln, 2: Wb-Altm 98, 3: OSCH-Ad – dat Kindken käört all so schön von einem Kind, das gerade zu sprechen anfängt, Wb-Altm 98. – 3. in der Verbdg.: anderen n dem Ml/Mund kren ‘anderen nach dem Mund  rden’ 3: GA-Beh, WO-Dru, verstr. HA, OSCH-Ad Ham Ott.
Lautf., Gram.: kör(e)n, köörn STE-Po, GA-Et, vereinz. w WO ö HA, verstr. sw HA w OSCH, Wb-We* 221; [khörn] Mda-War 90; köär(e)n, käör(e)n, [krn] Wb-Altm 98, verstr. n elbostf., Id-Eilsa 73; krnVk-Ask 245; koären HA-No; koirn GA-Bel; kähr(e)n, kähr’n, kär(e)n verstr. ö HA, WA-See; ker(e)n, krn HA-GrSa, Wb-We* 221; kern Beiträge-Nd 64 (WO-HWa); 3. Sg. Präs.: köärt Wb-Holzl 33, HA-No; köert OSCH-Wu; kärt HA-Ack; 3. Sg. Prät.: köähre Hbl-Ohre 1925 Nr. 7/Wöhlbier (HA-Eim); Part. Prät: ekört Lindauc o.J. 23; eköährt Hbl-Ohre 1925 Nr. 7/Wöhlbier (HA-Eim); koert Gorges 1938,45 (HA-KlSa). – Etym.: mnd. kren ‘schwatzen, plaudern, sprechen’, vgl. HWb-Mnd 2,638. Zus.: zu 1.: n-.
Lichtmess f. ‘2. Februar’, urspr. kirchlicher Festtag, der an die kultische Reinigung Marias am 40. Tag nach der Geburt Jesu und an dessen Weihung im Tempel erinnerte, auch Mariä Lichtmess, verbr. – Lostag für Aussagen über den Frühlingsbeginn und die Ernte: wennt t Lichtmäss stüamt un snait, is de Somma nich ma wt SA-Rist; Lichtmissen süht de Schaper lewer ‘n Wulf in’n Stall wie de Sunne HA-No; Lichtmeß dunkel, ward de Schaper an Junker un de Bur en Eddelmann OSCH-Schw; Lichtmessen hell un klar, jibt an jutet Flachsjahr Spr-Asch 49; … jift’n guues Koarnjoar Brauch-Ma 257 (GA-Mie); ab L. werden die Tage spürbar länger und der Frühling naht: n Lichtmess nimmet jede Dch ‘n Hnenkrt (Hahnenschrei) tau HA-Oh; no Lichtmeß traut de Voß det Iß nich mehr OST-Dü;Martine
Schlachten de Leute ihre Schwine,
Lichtmessen
Hab’n sie sie wieder aufgegessen
Ackerbau-Anhalt 363
(KÖ-Wü);
Mariä Lichtmessen
Können die Herrn bei Tage essen!
Und auch die Armen
Wenn sie etwas haben
a.a.O. 280 (CA-Fro).
– Brauch: Ab L. wurde die Vespermahlzeit wieder eingenommen. Brauch-wAltm 21. In den Spinngemeinschaften bekränzten die Mädchen die Lampe, da nun kaum noch Lampenlicht bei ihren Zusammenkünften erforderlich war. Brauch-Ma 257, Mda-Ohre 355, BrauchwAltm 21f. In einigen Orten zogen die Burschen von Haus zu Haus, stäupten die jungen Mädchen mit Ruten und sammelten Eier und Würste, die dann gemeinsam bei Bier und Schnaps im Wirtshaus verzehrt wurden. SA-GrGi, Brauch-wAltm 21, JE1. Verschiedentlich fanden Feiern und Zusammenkünfte statt wie z.B. das Bauernmahl in Frose, ein festliches öffentliches Essen mit festgelegter Speisenfolge für die Honoratioren des Ortes (Ackerbau-Anhalt 281), der Bauern- und Knechteball in Biederitz oder die Gemeindeversammlungen in der Altm., auf denen die jährliche Rechnungsabnahme erfolgte. Ihnen schlossen sich meist Feiern an. (BrauchwAltm 19). L. galt als kleiner Festtag, d. h. größere Arbeiten (Feldbestellung, Spinnen) durften nicht verrichtet werden und es wurden besondere Speisen verzehrt (z.B. Tiegelbraten in Wistedt, süße Milchsuppe mit Semmeln im Drömling). Brauch-wAltm 21. Die Hirten bekamen an diesem Tag ihren Vierteljahreslohn und konnten wechseln oder wieder gemietet werden. Brauch-wAltm 20, Vk-Anhalta 38. Da der Lohn der Hirten von der Zahl der zu hütenden Tiere abhing, wurde zu L. das Vieh gezählt. Brauch-Rie 746. – Volksgl.: L. geborenes Vieh taugt nicht zur Zucht. Brauch-Anhalt 160, Vk-Anhalta 25. In der Nacht liefen die Mädchen vor das Dorf. Von dort, wo Hundegebell ertönte, sollte der zukünftige Mann kommen. Vk-Anhalta 157 (ZE-Na).
Lautf.: Lichtmes(s), -meß; außerdem: [litms] SA-Rist; Lichtmess(e)n Brauch-wAltm 19, verstr. SA, STE-Ber, verbr. elbostf., verstr. anhalt.; -misse HA-Oh; -missen verstr. w JE1, HA-No; Lechtmisse Wb-We* 223; lechtmissen Wb-Nharz 115; Lichtmäten WE-Be. – Gram.: -en Belege Dativformen.
Löfte f. ‘Verlobung’, auch die Verlobungsfeier, veralt., 1: verbr. nwaltm., 2: verstr. Altm., 3: Mda-Ohre (GA-Rä), Sprw-Harzvorlg 254 –Ok ick mütt gratoleern
To düs Löft un fro Fest:
Mücht’ noch ju Glück vömehrn,
Düt wer dät Allerbest.
Kredel 1929,167.
– Brauch: Zur L. kamen die beiden Familien zusammen, um zunächst Mitgift und Besitzverhältnisse zu regeln. Anschließend wurde der Termin für die Hochzeit festgelegt. Einigte man sich nicht, kam die Verlobung nicht zustande. Durch ein deutliches Jawort und einen Kuss der Verlobten, nur slt. auch durch das Wechseln von Verlobungsringen, wurde der Bund besiegelt. Eine gemeinsame Mahlzeit beschloss die L. Hochzeit-Altm 12f., Hochzeitsbrauch-Altm 349.
Lautf.: Löfte Mda-Ohre (GA-Rä), Sprw-Harzvorlg 254; Löf(f)t verbr. nwaltm., verstr. Altm., Lövt Hochzeitsbrauch-Altm 349; [lft] Mda-Ar 30. Zus.: Hand-.
Matthias ’24. Februar’, Kalendertag des Heiligen, 2: Hochzeit-Altm 6ff., 3: Mda-Ohre 356 (GA-Rä), Wb-Nharz 124 – Wetterregel: matts brikt s, fint’e nischt, sau mkt’e wat Wb-Nharz 124. – Brauch, Volksgl.: Die Bräuche zu M. waren von vielfältigen Orakelspielen geprägt. In der  Matthiasnacht erschien den Mädchen der Zukünftige im Traum (GA-KlEn Rä), wenn sie vorher ein Groschenstück in einen Pantoffel legten, beim Zubettgehen darauf traten und anschließend rückwärts ins Bett stiegen (GA-Rä). Mda-Ohre 356, Brauch-wAltm 22. Die Mädchen einer Spinngemeinschaft versammelten sich um einen Tisch, auf dem sich ein ererbtes Gesangbuch und eine darauf gestellte Öllampe befanden. Ringsherum lagen in Papier gewickelte Gegenstände. Mit verbundenen Augen mussten die Mädchen jeweils einen Gegenstand greifen, der Rückschlüsse auf den Beruf des späteren Ehemannes zuließ. Hochzeit-Altm 6f. Einem mit dem Bauernhof vererbten Ganter wurde Branntwein eingeflößt. Danach bildeten die Mädchen einen Kreis und stießen das mit Bändern und Flittergold geschmückte Tier herum. Das Mädchen, vor dem er einen Haufen setzte, würde nicht mit dem Kranz, also unehrenhaft, getraut. Mda-Ohre 356 (GA-Rä).
Lautf.: Matthies Hochzeit-Altm 7, Mda-Ohre 356 (GA-Rä), matts Wb-Nharz 124.