adieu Adv. Abschiedsgruß, z.T. veralt., vereinz. (außer nwaltm.) – also vor hiete see’e ich Sai Attchee OSCH-Grö; Damit schtunt der Harr Pfarre denn uf, jap’n de Hand un sase: “Hatje!” Wäschke 71913,14.
Lautf.: adiu HA-Oh; Adj Wb-Altm 2, HA-Oh, Wb-Ak 13; -s Wb-Altm 2, Wb-We 2; adscheh QUE-Di; ad HA-Oh; Atjeh, atje, atj HA-Bee Oh, Wb-Nharz 18, Heimatkalender-Be 1936,154; atjs Wb-Nharz 18; Atche, atch vereinz. s WO, HA-Oh, Id-Eilsa 49; atches a.a.O. 49; At(t)schee, atschee vereinz. w elbostf.; atsch QUE-Di; Nbff.: [hadj] Mda-Fuhne 35 (DE-Ca); Hatje Wäschke 71913,14; Hatcheh, [hat] Pohlmann 1905,33, Wb-Be; ’tche Id-Eilsa 49. – Etym.: zu frz. adieu ‘Abschied(sgruß), Lebewohl’, vgl. HWb-Frz 26.
alleml Adv. 1. dass. wie  all(e)bott 1a., 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 15, Wäschke 71913,74 – D kimmest allem zu spte. Wb-Ak 15. – 2. dass. wie  all(e)bott 1d., bes. Ausruf der Zustimmung, 2: ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – kimmsde mid? allem! DE-Ca; Rda.: was r kennt (könnt), das kenn mr allem Wb-Be.
Lautf.: allema(a)l, -ml vereinz. elbostf.; -male Chr-Em 428, BA-GrAls; -ma Wäschke 71913,74; -m, [alm] ZE-Roß, vereinz. anhalt.
ander Indefinitpron. verbr. I. allg. zum Ausdruck einer Nichtübereinstimmung: – 1a. jmd. oder etw. ist nicht identisch mit dem, dem es gegenübergestellt wird – jän- öwwer up de ändere Siete JE2-Gü; As Willem dreeuntwintig Jahr olt weer, keem Neijahr ’n anner Mad up’n Hoff: ... Heimatkalender-Ma 1931,84 (Altm.); n ännern Freint JE1-Wol; dor annere jd hinnordrch BE-Dro; dsig annere Schg n, es is madschich draußen DE-Ca; Rda.: Vor ander Lüe Dör sien Brot seuken ‘betteln’ Sprw-Harzvorld 374; anner Lü to Munn snacken ‘anderen nach dem Mund reden’ OST-Meß; Sprw.: froag nich, wat ännern moaken, acht upp dien eigen Sachen GA-So. – 1b. in Korrelation mit vorangehendem n/nerein b’t ander schtn ‘dicht stehen’, bes. von Feldfrüchten, Wb-Nharz 11; Rda.: half ein, half ander ‘zu gleichen Teilen’ Wb-We 45; ’t mihrt sick, sä jenn Mann, dunn kreeg häi een Uhrfig’ nao de änner. Bewohner-Altm 1,349; Met n Og in’t Gesicht, met ‘t änner in d’ Fick. von einem schielenden Menschen, Wb-Altm* 72; Sprw.: ’n sn Deod is annan sn Breot SA-Dä; den einen sien Uhl is den andern sin Nachtigall HA-Va. – 2. ‘anders geartet, von verschiedener Art’ – Der Wäschkenvater war awwer o an janz anderter Mauer wie die annern. Wäschke 71913,72; dat is wat andersch Wb-Nharz 11; Rda.: anderen Sinnes wren ‘seine Meinung ändern’ HA-Oh; in an’nere Umsten’ne sin ‘schwanger sein’ Wb-Ak 22; dat steit in’n ander Kapittel ‘das ist ein ganz anderes Problem, das ist noch völlig offen’ HA-Oh; Wetterregel: wenn sick de Häuner lusen, giwt et ander Wäder BA-GrAls. – II. in der Funktion eines Numerals: – 1. ‘der Nächste, Folgende’ – Dän ändern Dag wurre nu en Ploanwan turechte mockt ... Heimatkalender-Je 1927,118 (JE2-Vie); ... bet änner Woch ... Albrecht 21822 1,101; ... ‘n annern Morjen sahk der Harr Pfarre das Loch in sein’n Holzdiemn. Wäschke 61915,4; ... bet anner Jhr um düsse Tiet ... Brauch-wAltm 67 (GA-Nie); up jede Satte koam en poar Schplett, det man de ändere weder druppschtell kunne ZE-Ste. – 2. ‘der Zweite’ – ek hewwe noch en andern jungen Wb-Nharz 11; Rda.: al um’n andern Dach ‘alle zwei Tage’ Sprw-Börde.
Lautf. (ohne Berücksichtigung gram. Kategorien): ander-, [andr-] JE2-HSe, Dialekt-Ma 9/Mda-Ma 61 (JE1-Prö Walt, vereinz. ZE), Heimatkalender-Ze 1961,89 (ZE-Ze), verstr. elbostf., vereinz. anhalt.; nder- Mda-Sti 2; anner-, [anr-] vereinz. Altm., JE2-Gü Scho, ZE-Roß, Brauch-wAltm 67 (GA-Nie), Spr-Asch 22, BA-Ali GrAls, verstr. anhalt.; an’ner Wb-Ak 22; [an-] SA-Dä; [anr-] DE-Ca; [anrd-] BE-Fr KlSchie; änder-, [ändr-] vereinz. JE2, ZE-Ste; änner-, [nnr-] SA-Rist, verstr. Altm., JE2-Fi, Nd-KlWu 16, JE1-Wol, ZE-Hu; [äna] JE2-Scho; ender-, [endr-] Mda-nwJe1a 34/Dialekt-Ma 9/MdasJe1 2 (JE2-HSe, verstr. JE1, ZE-Göd, CA-Gli).
barmeln Vb. ‘klagen, jammern’ 4: Wäschke 71913,30 und 41919,108, KÖ-GrPa – De Schulzn ... schreeck un parmelte ... Wäschke 71913,30.
Lautf., Gram.: barmeln Wäschke 41919,108; parmeln KÖ-GrPa; parmelte 3. Sg. Prät. Wäschke 71913,30.
beiern Vb. 1. von der Art und Weise des Läutens einer Glocke gebraucht. – a. ‘leicht anschlagen, so dass ein summender Ton entsteht’ 3: Spr-Mab 389 f. (WO-Ol). –b. ‘nur den Klöppel der Glocke vermittels eines daran befindlichen Seils in Bewegung setzen und anschlagen’ 2: Wb-Altm 255. – c. ‘Sturm läuten’, bei Feuer im Ort, 2: Wb-Altm* 74. – 2. ‘ein Feuer am Brennen halten, indem regelmäßig Heizmaterial nachgelegt wird’ – ... de Jroßmutter saß inne Hölle ufde Hitsche , ... läte derbei ummer wedder ma an Schtickchen Holz inn Om’n un peierte, ... 4: Wäschke 71913,121.
Lautf. Gram.: beiern, -ai-; außerdem: peierte 3. Sg. Prät. Wäschke 71913,121. – Etym.: ‘mit dem Klöppel an die Glocke schlagen’, übernommen über das Wmd. (16. Jh.) aus gleichbed. mndl. beieren; zugrunde liegt wohl afrz. baier ‘anschlagen (von Hunden), läuten (von Glocken)’, vgl. Kluge 242002,104.
Bemme f. 1. ‘bestrichene Brotscheibe’,  Stulle, 2: JE1-Kö, verstr. s JE1, verbr. ZE, 3: WA-Ta, vereinz. QUE n BA, verbr. sö elbostf., 4: BA-Ha Schie, verbr. anhalt. – ... ne Bemme mit Speck ... Heese 21919,12; “Mutter mich hungert, jipp mich anne Pumme!” Wäschke 71913,74. – 2. in der Verbdg.: Pemmen schneiden ‘flache Steine so auf eine Wasserfläche werfen, dass sie mehrmals springen’,  Botterstulle, 4: CA-Chö.
Lautf.: Bemme, [bem] JE1-Kö, ZE-Jü KlLei, vereinz. sö elbostf., verbr. anhalt.; Pemme, [pem] JE1-Schor, ZE-Stra, vereinz. s ZE, WA-Ta, vereinz. n CA, verstr. n anhalt.; Bämme CA-Ba Ma, DE-Wa Wö; Bumme, [bum] z.T. veralt. vereinz. BA, Spr-Asch 25, QUE-GrSchie, vereinz. sö elbostf., verbr. anhalt. (außer ö DE); Pumme, [pum] z.T. veralt. WA-Ta, vereinz. sö elbostf. s CA BE mittleres anhalt.; Bamme verstr. ZE (außer ö), DE-Or Reh; Pamme, [pam] verstr. s JE1, verbr. ZE, DE-Vo. – Etym.: noch nicht sicher geklärt, Herleitung aus gleichbed. slaw. pomazka zu sorb. pomaza‘beschmieren’ bes. von slawistischer Seite angezweifelt, daneben wird Zusammenhang mit ndl. boterham ‘Butterbrot’ > Botteramm > rhein. Bemme, Butterbämme erwogen, vgl. Eichler 1965,23 ff., Kluge 242002,108, Wb-Obersächs 1,211.
Bges n., in der Verbdg.: Bges mken/lpen ‘schnell über brüchig gewordenes und sich biegendes Eis laufen’,  buchten, 2: verstr. ö Altm., vereinz. s Altm. sw JE2, JE1-Scha, vereinz. sw JE1, ZE-Bi Reu, 3: GA-Esch, vereinz. n CA, 4: verbr. w/s anhalt. – ... wenn an Junge pei’s Kappenieren (Zerbrechen) odder Peeismachen ninfällt, denn kreiete heeme seine Schmisse. Wäschke 71913,21.
Lautf.: Böge-i(e)s vereinz. s Altm., JE2-Red, GA-Esch; Bög-, Böj- vereinz. OST, GA-Ziep, STE-Wi; Böe- JE1-Nie; Böi- STE-Sta, JE2-Schar; Böö- vereinz. ö Altm. (außer n WO), JE2-HBe Pa, JE1-Scha; Bege-, Beje- vereinz. w JE1 ö CA; Be(h)e-eis CA-Brei Do, DE-Lau; Bee-is JE1-Ge Kö; -eis, [bais] JE1-Walt, CA-Ba, verbr. w/s anhalt.; Pee-eis(machen) Wäschke 71913,21, KÖ-Wei; Boj-is OST-GrBeu; Beug-, Beuch- GA-Da Wern; Nbff. (zu hd. biegen): Biegeeis, Bieje- JE1-Flö, ZE-Bi Reu, CA-Ca, KÖ-Ge, DE-Ma; vgl. außerdem Bgs zu nd. bgen.
bten Vb. 1a. ‘büßen, durch Buße von seiner Schuld frei werden’, auch ‘für etw. eine Strafe erleiden’ 4: Mda-Sti 40, Wb-Ak 36 – Du hast mei’n Brder vorhauet, das mußte bßen! a.a.O. 36. – 1b. ‘befriedigen’ – sin Lust bt’n 2: Wb-Altm 23. – 2. ‘Krankheiten besprechen, durch Zauberformeln zu heilen versuchen’ 2: verstr. brdb., 3: verstr. elbostf., 4: verstr. anhalt. – te Rse (Wundrose) psn Wb-Be; dat musst d beut’n lt’n HA-Oh; Da loff seine Mutter num bei de Miehme Scholln, die verschtunt sich druf, die solle’n pieß’n. Wäschke 71913,29; Bötespruch für Kinder:Böt, böt, böt;
Hoas’ heatt veer Föt,
Kreih heatt man tweei,
moarg’n deat’t nich mehr weeih.
Matthies 1912,31 (SA-
NFe).
– Volksgl.: Nur wenige Menschen beherrschen die Kunst des B. Sie sind davon überzeugt, ihre Gabe von Gott erhalten zu haben. Diese Fähigkeit kann nicht erlernt werden, sie wird von Mann auf Frau und von Frau auf Mann weitergegeben. Besprochen werden versch. Krankheiten, hauptsächlich Blutungen, Wundrose, Brand, Wundschmerzen, Gicht, Zahnschmerzen, Geschwülste, Würmer und Warzen, aber auch behextes Vieh. Die besprechende Person kommt und geht schweigend, auch im Haus des Kranken darf nicht gesprochen werden, die Besprechungsformeln werden leise aufgesagt. Um die Wirksamkeit des B. zu gewährleisten, sollte auch dem Besprecher weder gedankt noch ihm Geld gegeben werden. Als günstig erweist sich die Zeit vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang, wenn möglich bei abnehmendem Mond. Beim B. selbst wird mit der Hand über die erkrankte Stelle gestrichen bzw. darüber hinweggepustet. Dabei werden Beschwörungsworte aufgesagt, die Aufforderungen zum Vergehen der Krankheit enthalten und in christliche Formeln eingebettet sind. verstr., vgl. bes. Bewohner-Altm 2,299 ff., Vk-Anhalta 292 ff. Auch im nd. Gebiet dominieren hd. Formeln: gegen Wundrose:Jesus kam an einen Rosenstrauch,
Pflückt sich eine Rose ab,
Stach sich halb den Finger ab.
Jesus sprach: “Nun, Rose, sollst du nicht mehr blühen!”

Bewohner-Altm 2,309.
nd.: gegen Blutungen:Ick boete di in Gottes Noam’m:
Du saßt nich staek’n,
Du saßt nich braek’n,
Du saßt nich kill’n,
Du saßt nich schwill’n.
Abergl-Ma 251 (GA-Ga).
– 3. ‘Feuer anzünden’, auch ‘mit Feuer unvorsichtig umgehen oder damit spielen’,  gkeln, 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. Altm., vereinz. n JE2, 3: Wb-Holzl 68, Mda-War 68, OSCH-Di, Id-Eilsa 51 – Füer böten SA-Meh.
Lautf., Gram.: böt(e)n, bt(e)n SA-Gla, verstr. nbrdb., MdanwJe1a 38 (vereinz. nw JE1), vereinz. s elbostf.; boete 1. Sg. Präs. Abergl-Ma 251 (GA-Ga); boet, böt Imp. Sg. Matthies 1912,31 (SA-NFe), verstr. ö Altm.; [bt] Mda-Ar 38; [bd] JE2-Scho; böiten JE2-Schö; [btn] verstr. w JE1; pszen Mda-Sti 40; boiten, beuten, bäuten verstr. elbostf.; beiten, [baitn] vereinz. sö elbostf.; [buit] vereinz. nwaltm.; [btn] MdanwJe1a 38 (JE2-HSe, verstr. n JE1); büten WO-Ma; [betn] Dialekt-Ma 10 (verbr. mittleres/s JE1, ZE-Dor Göd); bieten Vk-Anhaltb 12 (verstr. ZE); bieß(e)n, bßen, [bsn] ZE-Roß, CA-Ca, Wb-Ak 36; pieß’n, [psn] Wb-Be, Wäschke 71913,29; Part. Prät.: ebott Id-Eilsa 51; ebött, eboit’t Wb-Holzl 68; jebießt Serimunt 1930 Nr. 82.
Brautschnupftuch n. ‘Taschentuch der Braut’ – ... an Zippel vons weiße Brautschnupptuch ... 4: Wäschke 71913,63.
Brtschrank m. ‘Küchenschrank, in dem Esswaren (bes. Brot) aufbewahrt werden’,  Kkenschrank, 1: SA-Bre Fa, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. nthür., verstr. mittleres/ö anhalt. – Se junk nu an’n Brotschrank un schnitte’n anne orntlije Pumme ab. Wäschke 71913,74; Rda.: in dän sinen Brotschranke vorhungert de Mus ‘er ist arm’ WE-Be; krank is dr? j, mit der nse in bretschrank von jmdm., der vorgibt, krank zu sein, aber dabei noch großen Appetit hat, Mda-Weg 89. – Die ca. 175 cm hohen und 85 oder 100 cm breiten B., die vorw. braun angestrichen waren, besaßen im Unterharz oben und unten jeweils eine verschließbare Tür und in der Mitte eine Schublade für Bestecke. Vk-Unterharzb 55.
Lautf.: Brotschrank, Brod-; außerdem: Bret-, bret- HA-Oh, Mda-Weg 89; Braut- SA-Bre; Breot- SA-Fa.