blau Adj.
1. Farbbezeichnung wie Standardspr., verbr. –
blaue en HA-Oh;
... denn drochten se noch schene blawe Kittels ... Vk-Harz 8,31;
An dei war ok en roes, blaues oder greunes Band e bunn’n ... Rauch 1929,15; Rda.:
blauen Dunst vörmaken ‘jmdn. belügen’ Id-Que
a 145;
sik blau erjern ‘sich sehr ärgern’ HA-Oh;
... dein blaues Wunner künneste derlämn ... ‘eine böse Überraschung könntest du erleben’
Wäschke 61915,125; subst.:
schwört et Blaue von Himmel ‘er beschwört hemmungslos Unwahrheiten’ Sprw-Börde; Regel für die Farbzusammenstellung der Kleidung:
Blau un roth
Slait sick doot. Lieder-Ma Nr. 775 (WO-HWa).– Volksgl.: Das Brautkleid darf nicht blau sein, sonst läuft die Frau dem Mann davon. Vk-Anhalt
a 162 (ZE-Bor).
– 2. ‘rot wie ein Fuchs’, bes. ‘rothaarig’ 3: Wb-Holzl 65 (HA-Um).
– 3. ‘betrunken’,
dn, verbr. – Rda.:
blau wie ne Haubitze BA-Ha;
blau w ne Hagge BE-Gü.
Bltswr n. ‘Furunkel’ 3: Lieder-Ma Nr. 43 (WO-Ol).
Börde f. ‘fruchtbare Niederung westlich von Magdeburg (Magdeburger B.)’ – Neckreim: In de Boere hemm’se groote Woere (Worte), Un de Paer’ in’n Stall sünd nich öhre. 3: Lieder-Ma Nr. 866 (WO-Ol); ... to Sehusen in der Magdeborgheschen borde ... 1372, UB Kloster Ilsenburg 1,216.
Brabant Landschaft in den s Niederlanden und im n/ö Belgien, in dem Reim:Wiehe, Wiehe, witte Bohen,
Wer will mit nach Engelland?
Engelland iss taueschlot’n
Braobant iss oppelaot’n ... 3: Lieder-Ma Nr. 569 (HA-Hak).
Brendewn m. ‘Branntwein, Schnaps’, Sluck, 1: SA-Se, 2: vereinz. Altm., JE2-GrWud, 3: verbr. elbostf. – Mit Sluck un Beier un Brennewien ... Klaus 1936,44; Reim:En bettchen Brot un Brennewien
Mot in jeden Huse sien. Vk-Harz 3,61;
Brennewien, o edle Salbe,
Moakst dän, där tau veel drink, taum Kalbe;
Uut dat Kalf doa wärt’n Schwien.
Dat moakt de liewe Brennewien. Lieder-Ma Nr. 693 (WA-Eg).
bringen Vb. allg. 1a. ‘etw. an einen best. Ort schaffen, befördern’ – de tolle Hagen hat de Schwiene na Schlanstidde brocht OSCH-Wu; w brengng k Tüffeln in Tüffellock JE2-Scho; Rda.: bei Siet bringen ‘stehlen, entwenden’ STE-Ga; was ewwern Jordn brengen ‘etw. verderben’ Wb-Ak 79. – 1b. ‘etw. zu jmdm. befördern und übergeben’ – ... ne halwe Semmel müßte hä doch för öähre kranke Wiese (Luise) met na Huse breng’n ... Heimatkalender-Ma 1930,81 (JE2-Vie); d musd de Schg noch bain Schsdor brengng DE-Ca; D’ Stork hät di’n kleinen Broder brocht. Pohlmann 1905,30; ... ich were Eich doch keen Unjlicke nich brengen! Wäschke 61915,18; Sprw.: Wer’t Klein nich acht, wärd’t Grod nich bracht’. Bewohner-Altm 1,344. – 2. ‘jmdn. an einen best. Ort begleiten’ – ... brachte awwer doch noche, wie sichs jeheert, das Mächen zu Hause. Heese 21919,45. – 3. ‘verursachen’, auch ‘mit etw. einhergehen, mit sich bringen’ – de wint brinkt rn Wb-Nharz 33; Der Winter hat Schnee un Ais jebracht. Spr-Asch 28; ... Mul- un Klauensüke, Rotlauf, Schwinsüke usw., de recht völe Sorr’nn un Not up’n Hof breng’n künn’n. Heimatkalender-Je 1923,99 (JE2-Fi); Bauernregel: De April mag sien wie e will, aber Loof un Gras bringet e doch. Chr-Em 427; kolln Ma bringkt Strou un Hou (Heu) SA-Rist; Sprw.: Höner bringen Fndschopp (weil sie im Garten des Nachbarn Schaden anrichten) Wb-Altm 278. – 4. ‘etw., jmdn. in eine best. Lage, in einen best. Zustand versetzen’ – op’n Swunk bringen ‘jmdn. antreiben’ HA-Oh; hei brochte mek rscht wedder drop ‘er erinnerte mich daran’ Wb-Nharz 33; Ick will de Sache woll tau Schick (zum richtigen Ergebnis) bringen ... Lindauc o.J. 23. – 5. in Verbdg. mit um ‘dafür sorgen, dass jmd. einen Verlust, Schaden erleidet’ –Dat se hat dän Schnied’r
Um sien bettjen Jeld ebracht. 3: Lieder-Ma 979 (WO-Ol).– 6. ‘erbringen, einbringen, Gewinn bringen’ – dat bringet vl HA-Oh. – 7. ‘aufgrund eigenen Strebens eine best. Position, Reichtum, Ansehen erreichen’ – hei het et wd ebrocht BLA-Brau; Da sall ’t dä Minsche tau wat bringen! Klaus 1936,18. – 8. in Verbdg. mit Subst. zur Umschreibung eines Verbalbegriffs – dat Heu op de Wiesche opn Hupen bringen WA-KlWa.
Ber(n)hochtt f. ‘mit großem Aufwand gefeierte Hochzeit (eines Bauern)’ 2: Wb-Altm 92, Heimatkalender-Je 1923,101 (JE2-Fi), 3: vereinz. elbostf. – ’t woar moal ’ne Buurenhochtiet, dai hatt drai Doage duurt ... Lieder-Ma Nr. 336 (WO-Ol); Rda.: Juch’n, as upp’n Brhochtd Wb-Altm 92.
Bulle m.
1a. ‘unverschnittenes männl. Rind, Zuchtstier’ verbr. –
de Koh naon Bulln brängn STE-Ri;
... wat war dat vorr’n Bulle! Lindaua o.J. 117;
... en Bulle is doch vill jreeßer wie en Mensche. Richter o.J. 9; Rda.:
As’n Bull’ sweten ‘stark schwitzen’ Bewohner-Altm 1,323;
Dor Wasserschtrahl war nich vill mehr, als was’n Bulle pißt. Krause 1964,59;
dä is gizig wi de Bulle mit der Mellek WE-Be;
Dat is sau, wie Hannechen seggt: Vader, köp’ en Bullen, denn bruke we nich de melken Sprw-Harzvorl
e 143;
dich stoßt der Bulle ‘du isst die Wurst ohne Brot’ ZE-Ro;
dats Geschmackssache seggt de Bulle, wie hei de Kauh in Arsch lickt sagt jmd., dem der gute Geschmack abgesprochen wird, Sprw-Börde; Bauernregel:
von’n groten Bullen fällt ook en grot Kalw ‘man soll große Kartoffeln pflanzen’ HA-No; Kinderreim:
Bulle, Bulle böse!
Nimm mick op de Hör’n,
Smiet’ mick in de Luft,
Dat’t recht bufft. Lieder-Ma Nr. 218 (HA-Sü).
Brummosse Bullosse Deckbulle Gemeindebulle Gemeineosse Krbulle Lümmel Osse Springbulle Sprungbulle Str Tuchtbulle Tuchtosse Tuchtstr.
– 1b. in der Verbdg.:
en jeschnenner Bulle ‘kastriertes männl. Rind’,
Osse, 3: CA-Gli.
– 2. ‘großer, kräftiger Mensch’ 3: Wb-We* 204.
– 3. ‘Mensch mit starkem Nacken’ 4: Wb-Ak 42.
– 4. in der Verbdg.:
de witte Bulle ‘Nebel’,
Nwel, 2: JE2-HSe.
Grünewalde.
Charlotte 1. weibl RN – Neckreim:Lott’ iss doot, Lott’ iss doot,
Jule liet in Starb’m.
Frei ick mick, frei ick mick,
Kann ick noch wat arb’m. 3: Lieder-Ma Nr. 993 (HA-Bü);Lot is dot,
Jule kriegt kein Abendbrot.
Dat is recht, dat is recht,
kriegt wat mit’n Stöbbelknecht. 3: Chr-Em 437. – 2. Dim. ‘unordentliche, liederliche Frau’, Schimpfwort, Slampe, 3: vereinz. w elbostf. – saun lt lotjen Wb-Nharz 120.
1Christ m. ‘Anhänger der christlichen Religion’ 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf., 4: Lieder-Ma Nr. 798 (DE) – Een’n Heiden hem wäi wegdrog’t, Un’ een’n fromm’n Christ’n breng’n wäi ju wärrer ... von den Paten gesprochene Worte bei der Übergabe des nun getauften Kindes an die Mutter, Bewohner-Altm 2,142; Rda.: dat is en bser kriste ‘das ist ein böser Mensch’ Wb-Nharz 108.