gn Vb. allg. (abweichende Verbreitung oder Häufigkeit wird bei den jeweiligen Bed. extra aufgeführt). – 1a. ‘sich zu Fuß fortbewegen’ – jocht mal uten Weg JE2-Hü; Un wie se nu so alle dreie jehn, fangt de Neering’n widder von de Schpukjeschichte ... an. Heimatkalender-Ze 1961,90 (ZE-Ze); goat up de Teien (Zehen) ZE-Mü; hai get doch tau diuknackich (gebückt) SA-Dä; ... un können nich mehr jrade jahen. Gesch-Un 44; Verbdg.: dat larnt jehn ‘es wird gelingen’ ZE-Roß; Rda.: w me geit un schteit ‘so, wie man gerade ist’ Wb-Nharz 55; He geit as d’ Flg in d’ Bottermelk. ‘Er hat einen schwerfälligen Gang.’ Wb-Altm* 72; Sprw.: dei langsam geit, kummt k Wb-We 37. – 1b. ‘sich (zu einem bestimmten Zweck, mit einer bestimmten Absicht) an einen bestimmten Ort, irgendwohin begeben’ – na Hs gn SA-Mol; ... un gung no de Kirchhofsecke ... Heimatkalender-Je 1923,100 (JE2-Fi); amol war de Mutter ins Holz jejehn BA-Ha; jg m bain Flschor DE-Ca; danzen gn HA-Oh; Uff ’n Schwoof jehen ‘zum Tanz gehen’ Vk-Anhaltc 11 (BA-Ha); Ens woll Nanu moal jagt’n goah’n ... Matthies 1903,9; Rda.: ower’n Jordan gaan ‘verschwinden’ Wb-Holzl 94; t de Welt gn ‘sterben’ HA-Oh; ins Wasser jn ‘sich ertränken’ Wb-Ak 77; der jeit vor de Hunne ‘er stirbt’ JE2-Schm. – 1c. ‘regelmäßig besuchen’, auch ‘in einem bestimmten Bereich beruflich tä- tig werden’ – n’n mren gn Wb-Nharz 55; uf Arwt jn Wb-Ak 77; er “jeht bei de Ochsen” ‘er wird Ochsenknecht’ Serimunt 1932 Nr. 65; ik wett noch ganz genau, wie ick datt erste Joahr nah Schaule junk HA-Eim; die Dierns gingen früher alle Ahnde spinnen JE2-Bu. – 2. bes. in Verbdg. mit Vb. wie liggen, sitten, stn eine Bewegung auf einen anderen Zustand hin bezeichnend, 2: vereinz. Altm. – gao sitt’n! ‘setz dich hin!’ Wb-Altm 62; In’n Anfang dänn ging d’ Spök still an d’ Dör staohn ... Pohlmann 1905 ff.,125 (OST-GrRo). – 3a. ‘einen Ort verlassen, weggehen’ – wiste schont jehen? DE-Ho; denne kann’k ja wer gn HA-Oh; Rda.: einen gn lten ‘einen Darmwind entweichen lassen’ a.a.O.; d gans wil ek gn lten ‘die Gans soll zur Zucht gehen’ Wb-Nharz 55. – 3b. ‘ein Dienstverhältnis beenden, aufgeben’ – uten Deinst gohn GA-Beh. – 4. ‘sich lösen, abfallen’ – Rda.: aus en Leim jn Wb-Ak 77. – 5. ‘sich an etw. zu schaffen machen’, bes. um unerlaubt etw. zu entwenden – an wat nich jehn ZE-Roß. – 6. ‘in einer bestimmten Weise gekleidet sein’ – nietmodisch soll se gahn wie ne Eddelfrue HA-Bo. – 7. ‘mit jmdm. ein Liebesverhältnis haben’ – mit eene jehn ZE-Roß; hast du denn diene Öldern schon e seggt, dat du mit mick geihst? HA-Bo. – 8. ‘trächtig sein’, von Tieren, 3: vereinz. w elbostf. – de Kau geit noch feier Wochen ‘in vier Wochen wird die Kuh kalben’ HA-Oh. – 9a. ‘sich durch etw. hindurch bewegen’ – Rda.: dorch de lappen gn ‘sich entgehen lassen’ Mda-Weg 105; De Kunne von Greitchens Dod war wie’n Loopfüer dorch’t lütge Dörp e gahn; ... Rauch 1929,66; dat mott’k mik mal dorch’n Kopp gn lten HA-Oh. – 9b. ‘in Bewegung sein, sich bewegen’ – de Wint geit wer de Hwersteppel a.a.O.; in’n Wind jn ld’n ‘das Steuer so drehen, dass das Segel mehr Wind fasst’, Schifferspr., Elbschifferspr. 356 (JE2-Mi). – 9c. ‘in Betrieb sein, funktionieren’ – Rda.: geiht et denn, oder knipt de Hose? (auch Bezug zu 10a. möglich) Sprw-Börde; Rätsel (auch mit Bezug zu 1a.): wat geit un geit un kümmp nich wer? – die Uhr, STE-Wa. – 9d. ‘aufgehen, treiben’, vom Hefeteig,  upgnmn Dch jait all JE2-Scho; der Deich is scheen ejehn CA-Gli. – 10a. ‘(in bestimmter Weise) vonstatten gehen, ablaufen’, auch ‘gelingen’ – dat geit swer HA-Oh; ..., düttmal hat’t noch gut ’egahn ... Lindauc o.J. 17; t wier doch janz hibsch jejehn ZE-Hu; ... kann doch nischt schief jehn. Krause 1964,18; Rda.: Et gait wi an’n Bimmfa’mt etreckt. ‘Es geht sehr gut, ohne Probleme.’ Wb-Holzl 36; dat jeht wie’s Brezelbacken dass., Vk-Anhalta 69; Sprw.: Wat nich will gahn, Lat schtahn! Vk-Harz 3,60. – 10b. ‘sich in bestimmter Weise entwickeln’, bes. von Geschäften – Wie jeht denn eier Laden? ZE-Roß. – 11. unpers. ‘ergehen’ – Mäi is dät ok so gohn. Hausfr-Altm 1927,41 (STE-Ber); Die jehts wo wie’n Harr Kanter seine? Wäschke 61915,103. – 12a. ‘sich machen lassen, möglich sein’ – Dat geiht doch nich, Vaoder ... Heimatkalender-Ma 1931,85 (Altm.); Rda.: ’t geiht woll, äöwert’ geiht nich. ‘Es ist zwar theoretisch möglich, aber praktisch nicht durchführbar.’ Bewohner-Altm 1,334. – 12b. ‘einigermaßen akzeptabel, erträglich sein’ – ’s Himne jt noch ‘das Hemd kann noch getragen werden’ Wb-Ak 77. – 13. ‘sich erstrecken, reichen’ – de rok geit bis op de kn Wb-Nharz 55. – 14. ‘in etw. passen, Platz, Raum finden’ – dr Korb jt nich mr in dn Sack Wb-Ak 77; Sprw.: gedüllich Schaop gaon fae (viele) in ’n Schtall SA-Dä. – 15. ‘eine bestimmte Richtung haben, in einer bestimmten Richtung verlaufen’ – d geit kein Wch HA-Oh; Von da jeht de Schossee linksch raus nah Tornau ... Heese 21919,33. – 16. ‘sich einem bestimmten Zeitpunkt nä- hern’ – et geit op achte Wb-Nharz 55; Dat is nu Nacht, geiht stark op Oelwe ... Klaus 1936,28. – 17. ‘sich in einem bestimmten Zustand befinden’ – w (wie) geit et? Wb-Nharz 55. – 18. ‘den Vorrang haben’ – Rda.: Geit doch nicks äöw’r de Rännlichkeit! seggt jenn’ Fru, un kert all Sündag Morgen är Hemm’ ümm. Wb-Altm 172; Sprw.: Nahwerschaft geiht vör Vadderschaft. Bewohner-Altm 2,20. – 19. ‘sich nach jmdm., etw. richten’ – dn geit et nich HA-Oh.
Lautf., Gram.: Inf.: gahn, gaan, j-, [gn], [jn] vereinz. w mbrdb., verbr. elbostf. (außer sö, dort verstr.), CA-Lö; gaen, gen, j- WA-Ste, WE-Oster, BLA-Brau; gahen, j- JE1-Walt, HA-Ro, vereinz. mittleres elbostf., WE-Velt, vereinz. n CA; g(a)ohn, goahn, j-, [gn], [jn], [--] verbr. nwaltm. nbrdb., verstr. JE1, ZE-Gri, verstr. elbostf., QUE-Frie; [gn] SA-Ah Rist; gaohen CALV-Uth, STE-Sto; [gon] verstr. n nwaltm.; goa(h)n, j-, [jan], [jan] verbr. n/mittleres mbrdb., vereinz. n/mittleres ZE; gehen, j- JE1-Schor Wö, vereinz. ZE, QUE-We, BE-KlMü, vereinz. omd.; gehn, j- JE1-Pa Wö, verbr. ZE, WE-Schau, verstr. sö elbostf., verbr. omd.; jaen Mda-Sti 26; [jn] veralt. Mda-Fuhne 75 (vereinz. s KÖ); 3. Sg. Präs.: gei(h)t, -ai-, j- [gait], [jait] vereinz. nwaltm., verstr. w Altm., verbr. ö Altm. JE2 JE1 elbostf. (außer sö, dort vereinz.); [gäit], [jäit] OST-Bi, vereinz. mittlere Altm.; [get] verstr. n nwaltm.; gaht, gaat, j- ZE-Li, vereinz. w elbostf., QUE-Di; g(a)oht, j- vereinz. w SA, WO-El; goat, [jat] vereinz. ZE; [jast] 2. Sg. Präs. Dialekt-Ma 12 (vereinz. sw JE1, ZE-Göd); geht, j-, [jt] verstr. ZE, vereinz. sö elbostf., verbr. omd.; gäht, j-, [gt], [jt] SA-Fa Jah Jü, vereinz. ö SA, OST-Ar, GA-Fau Ku; [jit] Nd-KlWu 24; Imp. Sg.: ga(h), j- verstr. elbostf.; gao(h), j- vereinz. Altm. elbostf.; gaach, gch vereinz. w elbostf.; gaoch OSCH-Har, QUE-Di; joch JE2-Jer Ni Za, verstr. JE1, QUE-Wa; [j] Dialekt-Ma 8 (verstr. w JE1, vereinz. nö CA), BE-Gü; jk, [jk], [jg] ZE-Roß, verbr. omd.; [jg] veralt. vereinz. s KÖ; 1./3. Sg. Prät./1./3. Pl. Prät.: ging, -nk, j-, [gik], [jik]/gingen, j-, [gin], [jin] (nwaltm., Altm.: [gi], [ji]) verstr. nwaltm., verbr. Altm. JE2 JE1, verstr. ZE, verbr. elbostf. omd. (bes. ZE elbostf. omd. neben älteren u-Formen); ging, [gi], [ji]/ verstr. nwaltm.; güng 1./3. Sg. Prät. Wb-Altm 61; gung, -k, j-, [guk], [juk]/gungen, j-, [gun], [jun] Wb-Altm 61, vereinz. n SA, STE-GrMö, Heimatkalender-Je 1923,100 (JE2-Fi), verstr. ZE, verbr. elbostf., verstr. omd. (bes. ZE elbostf. anhalt. neben jüngeren i-Formen); 3. Pl. Prät.: junken BLA-Be; gangen DE-Lin; junkten Vk-Harz 3,24 (BLA-Be), BLA-Hü; jinkt 3. Sg. Prät. GA-Wern; Part. Prät.: egahn, -gaan, -j- verstr. elbostf.; egen BLA-Brau; g(a)ohn, j- verstr. nwaltm. Altm.; e-, [jn] JE2-Scho, OSCH-Har, QUE-Di; degn WA-HDo; [gaon] SA-Dä; ejoahn, [jan] JE2-GrWu, ZE-Göd; [j-] Mda-Ze (ZE-Reu Stre); ejehn CA-Gli Pö; je- verstr. ö ZE, vereinz. n CA, verstr. nthür.; -jangen, [jjan] Mda-Ze (ZE-Roß), verstr. anhalt.
Grdendr n. ‘Gartentor’ 3: HA-Oh, 4: Wäschke 61915,127 – ... heckerten (kletterten) ewwer Deißnärsch Jartnthor ... a.a.O. 127.
Lautf.: Grender HA-Oh; Jartnthor Wäschke 61915,127.
Grdenwand f. ‘Gartenmauer’ 3: Sprw-Börde, 4: Wäschke 61915,59 – Rda.: ewwer de Garnwand hilpen ‘jmdn. zurechtweisen’ Sprw-Börde.
Lautf.: Garnwand Sprw-Börde; Jartn- Wäschke 61915,59.
Gaststwe f. ‘Gaststube in einem Wirtshaus’, auch dass. wie  Gasthoff, 1: Ehlies 1960a 79, Hausfr-Altm 1930,6 (SA-Die), 2: STE-Bö, Heimatkalender-Je 1927,118 (JE2-Vie), ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Damit junke inne Jastschtowwe. Wäschke 61915,17; ... sette sek in de Gaststuwe an’n Disch ... Wedde 1938,22.
Lautf.: Gaststuwe, -stwe HA-Oh, Wedde 1938,22; -stuw Ehlies 1960a 79, Hausfr-Altm 1930,6 (SA-Die); Gasstuwe, gasschtwe Sprw-Börde, Wb-Nharz 56; Gaststube Lindauc o.J. 43, HA-Dö; -stue Heimatkalender-Je 1927,118 (JE2-Vie); [jastt] STE-Bö; Jaschtuwwe ZE-Roß; Jaststubbe Richter o.J. 19; -schtowwe Wäschke 61915,17; Jaschtowwe Wb-Ak 76.
Gedanke m. verstr. 1. ‘das von jmdm. Gedachte, Überlegung’, auch ‘das Denken an etw.’ – ek dachte in mnen jedanken Wb-Nharz 57; Mariechen schtand awwer noch in Jedanken. Wäschke 61915,74; ... denn kommt’e uff annere Jedanken. Spr-Asch 22; Noa ’n ganz Tied erst ha’n sick besunn’n Un eah Gedanken wearrer fun’n. Matthies 1903,44; Verbdg.: kein jedanke ‘überhaupt nicht’ Mda-Weg 93; Rda.: Da hewwe’k mit keinder Gedanke an edacht. ‘Ich habe es vergessen’ Sprw-Harzvorld 382; Sprw.: De Jesun’ un de Kranken Het unglieke Jedanken. Vk-Harz 3,60. – 2. ‘Einfall, Idee’ – Rda.: Wie ’n Blitz fäjetn ’n Jedanke dorchn Nischel. Krause 1964,36.
Lautf., Gram.: Gedanke, J- ZE-Roß, vereinz. elbostf. anhalt.; -n Pl. verstr.; f. belegt Sprw-Harzvorld 382, Wb-Nharz 57.
Gefr f. ‘Gefahr’, vgl. Fr, 2: Kredel 1927,57, Heimatkalender-Je 1924,60 (JE2-Vie), 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. omd. – bringe dik nich in Jefer HA-Oh; ... wenn ... Not odder Gefahr in’n Dorfe odder in’n Lanne is ... Wäschke 61915,26.
Lautf.: Gefahr, jefr; außerdem: Jefer HA-Oh; Gefr Kredel 1927,57; -foahr Heimatkalender-Je 1924,60 (JE2-Vie).
Gefl n. 1. ‘körperliches Empfinden’ 3: HA-Oh, Wb-Nharz 57, 4: Wb-Be – hei hat gr kein Jefel in de Hant HA-Oh. – 2. ‘seelisches Empfinden’, auch ‘innere Anteilnahme’ 3: vereinz. w elbostf., 4: Wäschke 61915,143 – ... lak da dernemn ... hadde nich de Schpur von Jefiehl. a.a.O. 143. – 3. ‘gefühlsmäßiger Eindruck, Ahnung’ 2: Berufe-Altm 252, 4: Krause 1964,25 – Rda.: Mien Gefööl na hatt de Mann recht, see de Afkaat, as em ener en Goldstück in de Hand schööv. Berufe-Altm 252.
Lautf.: Gefööl Berufe-Altm 252; jefeul (1.) Wb-Nharz 57; Gefühl HA-No; Jefel HA-Oh; Jefiehl, jefl Wb-Nharz 57 (2.), vereinz. anhalt.
Gefrge n. ‘ständiges, als lästig empfundenes Fragen’ 3: vereinz. w elbostf., 4: Wäschke 61915,55.
Lautf.: Jefra’e Wb-Holzl 112, Wb-Nharz 57; -fra, -fr HA-Oh, Wb-Nharz 57, Wäschke 61915,55.
geher Adj., nur in der Verbdg.: nicht (ganz) geher ‘unheimlich, unbehaglich’, auch ‘verdächtig’ 2: Wb-Altm 63, Heimatkalender-Ma 1930,82 (JE2-Vie), ZE-Roß, Heimatkalender-Ze 1961,89 (ZE-Ze), 3: Sprw-Börde, 4: vereinz. anhalt. – det is mich nich jeheier ZE-Roß; ... un ’s kamp’n jar nich jeheier mit’n vor. Wäschke 61915,7.
Lautf.: gehr Wb-Altm 63; -heuer, j- Heimatkalender-Ma 1930,82 (JE2-Vie), Sprw-Börde; jeheier, [jhair] ZE-Roß, Heimatkalender-Ze 1961,89 (ZE-Ze), vereinz. anhalt.
Geist m. 2: Heimatkalender-Je 1923,100 (JE2-Fi), 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. omd. 1. ‘Bewusstsein, Verstand’ – Rda.: en jeist opjben ‘sterben’ Wb-Nharz 58. – 2. ‘Mensch, Person’, im Pl. ‘Kinder’ – ... damit et nich te lad (spät) vor jüch Geister word ... Rauch 1929,61. – 3a. ‘geistiges Wesen’ – de hailje Gaist Wb-Holzl 95. – 3b. ‘Spukgestalt, Gespenst’,  Spkeding... wenns Schpeekedinger jiwwet, denn sins Jeister, un die sin ewwerall. Wäschke 61915,125.
Lautf., Gram.: Geist, -ai-, J-; außerdem: Gst QUE-Di; Pl. (2., 3.): Geister, J- Heimatkalender-Je 1923,100 (JE2-Fi), vereinz. elbostf., Wäschke 61915,125.