Kk m. ‘Pranger, Schandpfahl’ – Am K. wurden im Mittelalter vor allem Meineidige und Ehebrecher (bes. Frauen) ausgestellt (und gestäupt), woran sich häufig auch die Vertreibung aus der Stadt anschloss. Das Wort ist als bekannt belegt in 3: WE-Oster, Wb-We 60, Id-Queb 1, 4: Mda-Sti 156, tradiert durch Platz- und Straßennamen sowie das gleichnamige Spiel. Daneben in hist. Quellen: dat bleck bime cake 1330/49 StB-Neuhaldensleben 68; dat hus jegen dem kake 1457 a.a.O. 554; … und wyl forder dath gmelth schoppenrecht und juw segel und breve und wue ghi de holden und watt ghi vor lude syn, wedder und vorth an forsten- und hernhoven und in steden an rathuesze, kerken, kake und boddelien und hoerhueszer allenthalven lathen ansln, damydde juwe unloflike geruchte jedermenniglichen moghe tho wetten werden und frome lude sick vor jw wetten tho warende … Brief eines Magdeburger Bürgers an den Rat von Zerbst 1508, UB Magdeburg 3,792; kleine wieseflegk beym Kack gelegen … Amt Köthen 1563, Landreg-Anhalt 1,242;Ho ho dar hef wy dat Spel gaen
Sed Rhebarg stech den kack henaen.
Rollenhagen 41614.
Kk spelen ein Spiel der Knaben, bei dem mit einem Stein nach der Spitze einer aufgetürmten Steinpyramide geworfen wird, Wb-We 60 – Das Spiel erinnert an das Bewerfen des am Pranger Ausgestellten. Eine Variante dieses Spiels übten bis ins 16. Jh. die Halberstädter Domherren zur Eröffnung der am Sonntag Laetare (3. Sonntag vor Ostern) beginnenden Verkaufsmesse auf dem Domplatz aus. Augustin 1872,3.
Kiste f. 1. ‘rechteckiger, meist hölzerner Behälter’, dient zur Lagerung oder zum Transport von Gegenständen, verstr. – Rda.: kisten un kasten ful Wb-Nharz 97; Kisd’n ufmachen ‘schlechte Neuigkeiten übermitteln’ CA-Ak; dat kümmt ut de kist oder de blade ‘es ist egal, aus welcher Kasse etw. bezahlt wird’ Id-Quea 144; … ene kesten, icht se welwet is (wenn sie gewölbt ist); … 1353, StB-Osterwieck 2; Der Roloffeschen synt gewoldyget III kesten, II grapen (Töpfe), II degel, eyn kettel unde eyn bedde. 1479, StB-Neuhaldenslebenb 140. – 2. ‘kräftiges Gesäß einer Frau’,  rs, 2: ZE-Roß.
Lautf.: Kiste, [kist]; außerdem: Kist vereinz. Altm., Id-Quea 144; Keste QUE-Di. Zuss.: zu 1.: Häckerlings-, Häcklings-, Häcksel-, Hafer-, Ml-; sonstiges: Kse-.
Lgel n. 1. ‘kleines Holzfass’, veralt., 2: verstr. Altm. ZE, 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 171. – Im L. wurden hauptsächlich zur Erntezeit Getränke (Wasser, Bier) mit auf das Feld genommen. Im Kreis Zerbst besaß es zwei einfache Füße, die ein Wegrollen verhinderten. Mit einem an einem Faden befestigten Holzpflock wurde die Öffnung verschlossen, ein Mundbrett erleichterte das Trinken (Bauernwelt-Ze). Das mit einem derben Strick versehene Fässchen konnte zum Transport auf dem Rücken getragen oder an den Erntewagen gehängt werden. – en Leggel Brännwien Albrecht 21822 2,75; Henningk Kruse het gewunnen 1/2 stovekens (Flüssigkeitsmaß) leggelen 1479 StB-Neuhaldenslebenb 141; III lechelen Inventar Klosterhof Aderstedt 1498, UB Kloster Ilsenburg 2,448. – 2. ‘ein bisschen, ein wenig’, veralt.,  bten, 3: Wb-Holzl 133.
Lautf.: Legel STE-Ho; Ll Bauernwelt-Ze; ljel Mda-Sti 171; Leggel Albrecht 21822 2,75; Lechel verstr. Altm. elbostf.; [l] Mda-Ar 25; Nbf.: lecheln Wb-Nharz 115. – Etym.: entlehnt aus lat. lagoena ‘Flasche mit engem Hals und weitem Bauch’, vgl. Kluge 231995,499.
lütt Adj. 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. Altm., verstr. JE2, vereinz. JE1, ZE-KlLei, 3: verbr. elbostf. (außer s WA, CA belegt nur CA-Löd), 4: Wb-Ak 107, BE-Fr 1. ‘von vergleichsweise geringer Ausdehnung, geringem Umfang’,  kleinlittchen Hoff ‘kleine Bauernwirtschaft’ Beiträge-Nd 65 (WO-HWa); düt lütje Bauk Klaus 1936,III; der lüttje Finger QUE-West; sik ne lüttje Wost snurren (erbetteln) HA-Oh; dät Schwn is lütt as Frkng JE2-Scho; Hannjochen hare sick en lütgen witten Spitz opetreckt … Rauch 1929,70; det is mann rechtn lüttjen Mda-nwJe1a 36 (JE1-Ih); in mda. Benennungen der ON statt standardspr. Klein-: Littjen Garmslä ‘Klein Germersleben’, Littjen Wanzlä ‘Klein Wanzleben’ Wb-Holzl 137; Lüttchen Möringen ‘Klein Möhringen’ STE-KlMö; … eyn hus … in der lutken straten … 1471, StB-Neuhaldenslebena 91. – 2. ‘von vergleichsweise geringer Zeitdauer’ – tf’n lüttj ‘warte ein wenig’ Wb-Altm 130; Bi lütgen (nach und nach) har et an e fänget … Rauch 1929,71; Rda.: dat dert ne lüttje wichkeit! ‘das dauert aber lange!’ HA-Oh. – 3. ‘jung, noch nicht erwachsen’ – liddjes Dingg ‘kleines Kind’ BE-Fr; ein lüttjeck Kind OSCH-Ba; lüttje Oanten ‘junge Enten’ SA-Stei; De litje Rosel von Schulzens … Spr-Asch 24; dat Kint is noch tau lüttich HA-Oh; Sprw.: Lüttje Lü’e owerloopt laicht mid Zorn Wb-Holzl 34.
Lautf., Gram: lütt verstr. nwaltm., verbr. Altm., verstr. JE2, JE1-Kra, Id-Queb 9; lütte (wohl vorw. attr. sw. Nom. Sg., aus Belegen nicht ersehbar, ob attr. oder präd. Verwendung, gilt auch für die nachfolgenden -e Formen) vereinz. mittleres/s JE2; Lütt m. Wb-Altm 130; Lütten m. Akk. Sg. WO-Gli; Lüdden m. Akk. Sg. STE-Osth; (bei) litt’n Wb-Ak 107; lüttig, -ich vereinz. n elbostf. OSCH; luttich OSCH-Di; lüttk, [lütk] verstr. nwaltm., Wb-Altm 130; lüdk SA-Böd; lüttg Wb-We 84; lütkt SA-Pe; lüttge (wohl vorw. attr. sw. Nom. Sg.) JE2-Go, vereinz. n/w elbostf., QUE-Su; Lüttgen m. Akk. Sg. OSCH-KlQue; lüttj, lüttch vereinz. Altm. n elbostf., OSCH-Eil, Wb-We 84; lüttje, lüttche (wohl vorw. attr. sw. Nom. Sg.) vereinz. SA OST, verstr. s Altm., vereinz. JE2 JE1, ZE-KlLei, verbr. elbostf. (außer s WA, CA belegt nur CA-Löd); Lüttje, Lüttchen. CALV-Calv, JE2-Alt, verstr. n elbostf., vereinz. OSCH WE; Lütsche n. WO-Col; lüttjet (st. n. Nom. Sg.) JE1-Re, verstr. elbostf.; [lit] Beiträge-Nd 65 (WO-HWa), littch Wb-Holzl 135; litsch QUE-Tha; lit(t)je, littche (wohl vorw. attr. sw. Nom. Sg.) GA-Esch, WO-GrAm, WA-Sche, WE-Ost, Wb-Nharz 118, BA-Re, Spr-Asch 24; [lidjs] st. n. Nom. Sg. BE-Fr; litje m., n. Wb-Nharz 118; Littchen m. Akk. Sg. WE-Ost; Litsche n. GA-Bo; lüttgig, lüttchig, -jig, -ich SA-Im, verbr. n elbostf., Id-Eilsa 77, OSCH-Ho, WE-Is Rho; luttjich OSCH-Be; littjig, litjich HA-Va, Wb-Nharz 118; lüttjek st. n. Nom. Sg. OSCH-Ba Schl, verstr. WE; lüttjekes st. n. Nom. Sg. OSCH-Eils; lutjek st. n. Nom. Sg. OSCH-Di; littchek st. n. Nom. Sg. QUE-Su; lüttchen JE2-Za.
Magd f. 1. ‘Dienstmädchen, Landarbeiterin in einer Bauernwirtschaft’ verbr. – d Mut dnt bain Ban JE2-Scho; dor had drai Gnechde un anne Md DE-Ca; ik will mik an Maocht main’n (mieten) SA-Dä; de Mäde un Knechte bleimn oo nich heeme Alt-Cöthen 60; de Moacht steiht an Heerd SA-Bee; Sprw.: Gode Magd werd gode Fru. Spr-Altm 14; Lied:Wat ick daue, dat is Recht,
Du bist Maot, un ick bin Knecht.
Lieder-Ma Nr. 770 (WO-
Ol);
Hans Wardenberch het bekant Annen, syner maghet, ore lon unde eyn pyltz, to betalen … 1472, StB-Neuhaldenslebena 96. – Eine Rangfolge unter den M. ergab sich aus dem Dienstalter: Grote Maat ‘die dienstälteste M.’, Lüttje Maat ‘die jüngste M.’ Wb-Holzl 139. Zu den Aufgaben, die eine M. zu erledigen hatte, gehörten das Melken der Kühe, die Versorgung des Viehs, Feldarbeiten wie hacken, jäten, Mist streuen, dreschen und Hausarbeiten wie abwaschen, stopfen oder weben. Knechte-nwAltm 24ff. – Brauch, Volksgl.: Um die neue M. an den Dienst zu gewöhnen (SA) und um ihr die Zeit nicht lang werden zu lassen (ZE-Rie), bestand die erste Aufgabe nach Dienstantritt darin, eine Tracht Wasser zu holen. Zugleich sollte damit bewirkt werden, dass sie die neue Stellung nicht vorzeitig verlässt (KÖ-Tre). Dies galt ebenso für den Brauch, sie dreimal um den Herd zu jagen (SA, anhalt.). Die Berührung des Herdes sicherte ihr zudem die Gunst des darin wohnenden Kobolds (anhalt.). Gebräuche-Altm 1840,93 (SA), Vk-Anhalta 35.  Dnstmagd Dnstmken Drn Mken 1Metze; scherzh., abw.: Dnstbolten Dnstklter Dienstspritze Sprütte. – 2. ‘Mädchen, junge Frau’,  Drn, 3: Wb-We 85. – 3. ‘Tochter’ 3: Wb-We 85.
Lautf.: Magd vereinz.; Maogd vereinz. SA; [mt] HA-NHa; [md] vereinz. BE; Moacht, [mt] vereinz. mittleres/sö nwaltm., verbr. mittlere/ö Altm., WO-HWa; [md] vereinz. BE; [maot] vereinz. nw/mittleres nwaltm.; Mocht, [mxt] SA-Rist, JE1-Pre; Mget Rauch 1929,23, WO-GrAm, Wb-We 85; [mgt] Mda-Ma 67 (JE1-Ran); [mgd] CALV-Uth Zo; [md] WO-Col Mei; Morit JE1-Pre; [mvt] Mda-Ma 67 (JE1-Ran); Mohet Firmenich o.J. 169 (CA-Bie); Met Wb-We 85; [mut], [mt] STE-Je KlSchwa, Teuchert o.J. 83 (JE2-GrMa), JE2-Scho; [mod] verstr. STE; [mat] Mda-Ze (ZE-Gro); [mud] WO-Zi; [mud] WO-Zie; Ma(a)d, Ma(a)t, [md], [mt] Kredel 1929,19, verstr. OST, STE-Ro, verstr. mittleres/s JE2 JE1 ZE, vereinz. elbostf., Mda-Sti 38, Wäschke 61920,40, Lieder-Ma Nr. 1021 (DE); Maot, [mt], [md] JE2-Wa, ZE-Buk Kö Roß, vereinz. s WO, verstr. anhalt.; Mt Wb-We 85. – Gram.: Pl.: [md] BE-Nie Scha; [mt] STE-Sa, vereinz. WO; [mt] SA-Rist; [mit] STE-Je; [mit] vereinz. STE; Mäde, [md] Mda-Ma 67 (vereinz. sö JE1 nö CA), ZE-Göd, vereinz. KÖ, DE-Or; [md] BE-Am Gier Il; [mr] Mda-Ze (ZE-Reu Stre); [ml] a.a.O. (ZE-Gro), DE-Ca; [mz] DE-Els. Zuss.: zu 1.: Handsch-, Klein-, K-.
1Mandel f. 1. ‘Anzahl von 15 (oder 16) Stück’ 1: SA-Rist, 2: vereinz. Altm., JE2-Fi, ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 110, Vk-Anhalta 20, Wb-Be – Mandel Eier ’16 Eier’ JE2-Fi; eine Mandel Böme Klaus 1936,36; de hem en ganzes Mandel Kinner CA-Fö; Hinrik Smalt hefft ghewunnen IX mandel gr. uppe Hans Smede … 1473, StB-Neuhaldenslebena 103. – 2. ‘Stand von 15 (oder 16) Getreidegarben’, vgl. Hp(en) 3b., 1: SA-Brie Dä, 2: vereinz. n GA, WO-Ri Sa, verstr. JE2 JE1, ZE-Gri, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. anhalt. – w fill Mandel’l Gorn haddor de? DE-Ca; ut de Mandel döschen Wb-Holzl 138. – Das Getreide, in einigen Gegenden hauptsächlich Gerste und Hafer (SA-Brie, n GA, WO-Ri Sa, JE2, elbostf.), wurde zum Trocknen zu M. aus 15 bzw. 16 (GA-Mie Ro, WO- Ri Sa, JE2, n JE1) Garben kegelförmig zusammengestellt. Bes. in Anhalt wurden sie auch kreuzweise übereinander gelegt. Dabei richtete man die untere Garbe so aus, dass die Ähren sich auf der Westseite befanden. Die oberste Garbe ( Hauptgarbe) diente zur Sicherung der M. gegen stärkeren Wind. Brauch-Anhalt 211.
Lautf.: Mand(e)l, [mand()l]; außerdem: [mand] WO-Mei; [mand] SA-Dä, Mda-Fuhne 134 (verstr. anhalt.); [mand] SA-Rist; [mal] Wb-Be; Mann’l Wb-Altm* 62, Man’l Wb-Ak 110; Mansel CA-Su. – Gram.: n. belegt HA-Oh, OSCH-Dee GrQue, WE-Mi, CA-Fö. Zus.: zu 2.: Krz-.
Martinsdag m. dass. wie  Martn, 1: SA-Rist, 2: Wb-Altm 132, 3: Gesch-Ro 108, 4: Vk-Anhalta 191 – … darvor schal he Gose gheven I gulden alle jar uppe sinte Mertensdach. 1479, StB-Neuhaldenslebenb 143.
Lautf.: Martinstag Gesch-Ro 108, Vk-Anhalta 191; Märtensdag Wb-Altm 132; [mdnsda] SA-Rist.
Metz(er) n. ‘Messer’, vgl. Knf, Kuttich, verbr. – Mets un Gw (Gabel) SA-Die; das Metz hat ne Plemme (Klinge) JE1-Scha; stick dat Mest in de Ficke (Tasche) HA-Oh; w willn d Metsan schlp’m JE2-Scho; Rda.: dat Mest snitt wi Gift ‘das Messer ist sehr scharf’ WE-Dee; Upp dat Metz kann n nao Rom rd’n un krigt kn Wulf. ‘Das Messer ist sehr stumpf.’ Wb-Altm 137; da kann’n oppe n’n Blocksbarje rn dass., HA-Oh; ‘s jrße Messer inne Ficke han ‘eingebildet, großsprecherisch sein’ Wb-Ak 112; He hät’n grot Metz un schnitt gefährlich upp. dass., Spr-Altm 77; … darumme dat he hadde geworpen eyn metz dor sinen husswant na siner eliken husfrowen 1462, StB-Neuhaldensleben 604; … dat keyn borger edder hantwerckesman … up der strathen edder in beyerhuser mit langhen metzern … nicht gaen schullen, … nach 1500, Baurdinge-Que 12. – Volksgl.: Liegt ein M. mit der Schneide nach oben, wird man ausgeschimpft. Wer seinen Kaffee mit dem M. umrührt, bekommt Bauchschmerzen. CA-Lö.
Lautf.: Metz, [mets] verstr. nwaltm. Altm., vereinz. w JE2, JE2-HSe Rog, verstr. w/s JE1, ZE-Göd Ned, verstr. ö HA ö elbostf.; Metzk SA-Dan; [mts] Mda-Ar 25, Mtz Wb-Altm 137; Mest verbr. w elbostf. (außer s WE BLA); Mess OST-Sa, STE-Da, vereinz. n elbostf., WE-Asp Ri Si, QUE-Wi; [ms] Mda-Ar 25; Metze GA-Ber La, JE2-Reh Schö, WA-KlWa; Metzer, Metser, [metsr] verstr. ö/s nwaltm. Altm. JE2 JE1, ZE-Nu, vereinz. ö elbostf.; [metsa] JE2-Scho, [mets] SA-Rist, GA-Le; [mets] verstr. nwaltm. Altm.; Mätzer OST-Har; Messer, [mesr] verstr. mittlere/ö Altm., JE2-See, vereinz. n JE1, verbr. s JE1 ZE elbostf. omd.; [mesr] Mda-Ze (verstr. ZE); [mesr] QUE-Hau, verstr. BE; [mes] vereinz. s Altm., HA-NHa; [mes] OST-Kru, STE-Ro, WO-Zi Zie; [mez] SA-Die; [msr] ZE-Kö; maszer Mda-Sti 12. Zuss.: Hacke-, Kse-, Klappmetz, Küchenmesser.
1Mudder f. 1a. ‘Frau, die ein oder mehrere Kinder geboren hat’, bes. im Verhältnis zu ihrem Kind, allg. – mne Mudder HA-Oh; ‘ne fremme Mutter ‘Stiefmutter’ Wb-We 92; Murra kp m ne Tüte Boms (Bonbons) JE2-Scho; Von de Diewesgrund hät uns Vals Mutter in Viesen männigmoal in de Schummeringe gruselige Geschichten vertellt. Heimatkalender-Ma 1930,81 (JE2-Vie); van orem vader unde van orer mutter 1484, StB-Neuhaldenslebend47. – Volksgl.: wer sne Mudder sleit, dne wasset de Hand t’n Grwe HA-Oh. – 1b. ‘Ehefrau, Frau des Hausherren’, auch Anrede für Frauen, 2: vereinz. Altm., 4: Wb-Be – wi jts tenn, Mutter Mattsn? Wb-Be; mohrn Ohmt gohn wie to Sängerball, da wätt ollig en affpädt (getanzt) mätt Muddern OST-Los. – 2. ‘Großmutter’,  Grtmudder, 3: HA-Scha, QUE-Co, CA-Ca, 4: DE-Kle. – 3a. in der Verbdg.: Mutter, Mutter darf ich ein Spiel, 2: OST-GrBa. – 3b. in der Verbdg.: Mutter, in Keller brummt et ein Spiel, 3: QUE-Di. – 4. ‘Hebamme’, scherzh.,  Hfamme – a. in der Verbdg.: Mudder Grpsch 2: verstr. OST, GA-KlEn, STE-Beel Bül, WO-Sa, JE2-Scha, JE1-Bü, 3: HA-NHa Uep, OSCH-Grö. – b. in der Verbdg.: Griepschens Mutter 2: GA-Qua. – c. in der Verbdg.: Mudder Grp 1: SA-Ku, 2: SA-Ben, OST-Ca Spä Zie. – d. in der Verbdg.: Mutter Storch 2: JE2-Wa. – 5. ‘Gebärmutter der Frau’, auch ‘Scheide der Frau’,  Mse, 3: HA-Bee Oh, Wb-Nharz 130 – de Mudder is nich in Ornung HA-Oh. – 6. ‘(für die Zucht geeignetes) weibl. Schaf’ 3: WE-Ro. – 7. ‘Schraubenmutter’ 3: HA-Oh, Wb-Nharz 130, 4: CA-Ak.
Lautf.: Mudder; außerdem: Mudda, [mud], [mud] SA-Dä, vereinz. s Altm., JE2-Scho; [mud] verstr. nwaltm. Altm.; [md] Mda-Ar 37; [mudr] Mda-Fuhne* § 255 (verbr. anhalt.); [mura] JE2-Scho; [mur] SA-Da Rie; Mutt(e)r, [mut() r] vereinz. nd., verstr. omd.; [mut] STE-Buch Steg, WO-HWa Zi; [mut] WO-Zie; Modder SA-Ah, GA-KlEn; Moder, Mohger Id-Altm. Zuss.: zu 1a.: Hochzeitsmutter, Mit-; zu 2.: Klsmudders, Ölder-, Öldern-; zu 4.: Kinder-; sonstiges: Kornmutter, Lausemutter, l-.
Nwer m. ‘jmd., der in jmds. unmittelbarer Nähe wohnt’ verbr. – ik j rüm bain Nwa JE2-Scho; dor Nabbor hilfd uns schonn mid DE-Ca; … sau komm’n wie mit keine Nahwers in Striet. Rauch 1929,4; Sprw.: Jeder frei sin Naowers Kind, dänn weet hei, wat hei finn’t. Bewohner-Altm 1,333; köp Nahwers Rind un frie Nahwers Kind, da warst du selten bedragen WO-Gu; en gun Nawer is besser als en slechten Vorwandten WE-Be; En Nawer bi de Hand is besser wie en Fründ öwwer Land. Sprw-Harzvorld 374; … tho synes neybers huss … 1443, StB-Neuhaldensleben 481.
Lautf.: Na(h)wer, [nwr] vereinz. nwaltm. SA n OST s Altm., JE1-Zep, verbr. n elbostf. OSCH, verstr. s/ö elbostf.; Nawor OSCH-Wu; Na(h)ber SA-Hen, vereinz. Altm., JE1-Mö Ro, verstr. w elbostf., verbr. WA, vereinz. sö elbostf., QUE-Frie; Na(h) bar STE-Ba, vereinz. elbostf.; Na(h)bor JE1-Try, WE-Mi Sa, BA-GrAls; Nabe WE-Be; Nao(h)wer, [nvr] verstr. nwaltm. Altm., vereinz. n elbostf., WE-Re, QUE-Di, CA-Eick; Naowär HA-Uep; Naowor OST-Id; [nwa] JE2-Scho; Naowe, [nv] SA-Dre We, vereinz. Altm.; Nao(h)ber vereinz. nwaltm., verstr. Altm., JE2-Go Scha, JE1-Bü Da, verstr. s GA, WE-Re, QUE-Hau, CA-Egg; Nao(h)bar SA-Ost, STE-Ga; Naohbaor OST-Drü Hö, OSCH-Nei; [naow] SA-Dä; No(h)wer vereinz. nwaltm., verstr. n/mittlere Altm., JE2-Schö, JE1-Gü; Nowär SA-Pe; Nowe GA-La; No(h)ber vereinz. mittlere/ö Altm., JE2-Fi NeuWa Wu; Nobar JE2-Red; Nobe JE2-Kl; Napp(e)r, [nap()r] verstr. sw JE1 ZE, vereinz. sw elbostf., verstr. sö elbostf., vereinz. nthür., verstr. anhalt.; Nappor, [napr] ZE-Buk Kö, KÖ-Wö; Nabber JE1-Ho, verstr. ZE, CA-Ca, BE-KlMü, vereinz. anhalt.; Nabbar JE1-Lei, BA-Ba; Nabbor, [nabr] ZE-Dü, BE-He, verbr. anhalt.; npper Mda-Sti 36; Nachbar vereinz. nwaltm. Altm., verstr. JE2, JE1-Wer, vereinz. w JE1 elbostf., CA-Lö Sa; Nachba JE2-Scho; Nachbaor vereinz. Altm. n JE2, verstr. s JE2 JE1, HA-Hi, QUE-Co, CA-Eick Salz; Nachbor OST-Fle, GA-Mie, WO-Ri Ütz, JE2-Reh See, vereinz. JE1; [nabr] BE-Gü, Nachborr WE-El; Nachboer STE-Je; Nachber DE-Bo; Naochbar JE2-Mö, JE1-Wo; Naochbaor vereinz. s Altm.; Nachwer HA-Sie.