Kalender m. 1. wie Standardspr., verstr. – Mnschn steit in’n KalenderHA-Oh. – Volksgl.: In der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag wurde für das kommende Jahr der “K. gemacht”, d.h. das Wetter vorherbestimmt: dem Wetter an jedem dieser 12 Tage entspricht das Wetter in einem Monat des neuen Jahres. Brauch-wAltm 12. – 2. dass. wie  Kaldne 2., 2: JE2-Pap Tu, JE1-Mö, 3: HA-All, OSCH-Ott, WE-Wa.
Lautf.: Kalender; außerdem: Kalenner, [kalénr] BrauchwAltm 12, Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie), Wb-Be, Wäschke 31909,75; Kalen’ner Wb-Ak 83; kolender OSCH-Di, Kolenner QUE-Di, Klenner Wb-Altm 104.
Kaml n. 1. TiN wie Standardspr. – Brauch: Neben dem Erbsenbär wurde auch das K. als Tiergestalt im Fastnachtsumzug mitgeführt. 2: Brauch-wAltm 25. – 2. Schimpfwort, 3: HA-Oh, 4: Wb-Be – d eles Kaml! HA-Oh.
Kamelle f. 1. PflN ‘Kamille’ verstr. – Die getrockneten Blüten der Kamille wurden zur Teebereitung genutzt: fanne Kamelln kan’n T dringkn JE2-Scho. Daneben auch zu versch. Heilzwecken: d het sik Kamelle uppepackt uppe BackeJE2-Scho. – Volksgl.: Kamillen sollten in der Woche vor Johanni gesammelt werden. Meist gelten die am Johannistag gesammelten Pflanzen als bes. heilkräftig. Brauch-wAltm 90. In CA-Ak dürfen sie nicht nach Johanni gepflückt werden, in SA-Dä gilt: dai Kamö’n mün’n um Johannich arum plückt wrn. – 2. in der Rda.: olde Kamellen ‘alte Geschichten, bekannte Tatsachen’ 3: Wb-Holzl 115, HA-Bee.
Lautf., Gram.: Kamélle, [kamél] verbr. JE1, Wb-Holz 115, HA-Bee, Wb-Ak 83; [gamel] (veralt.) Mda-Fuhne 53 (vereinz. anhalt.); [kaméln] Pl. JE2-Scho; Kamöll’n Pl. Wb-Altm 94; [kamö] Pl. SA-Dä; Kamille, [kamíl] ZE-Roß, HA-Oh, WA-Neu, Wb-Nharz 92, Wb-Be; [gamil] Mda-Fuhne 53 (verbr. anhalt.).
Krfrdag m. ‘Karfreitag’ verstr. – Brauch, Volksgl.: Dem Charakter des Feiertages entsprechend musste man den K. in Stille verbringen. Brauch-Ma 261. Neben den allg. Beschränkungen der  Karwoche galten am K. zusätzliche Verbote: Handarbeiten wie z.B. Stricken waren nicht erlaubt; Fleisch durfte nicht gegessen werden, dafür aber Fisch, Eier und Käse. Der Verzehr von Hülsenfrüchten war ebenfalls untersagt, anderenfalls würden sich Geschwüre bilden. Brauch-wAltm 32. Durch das Schütteln der Bäume am K. vor Sonnenaufgang konnten Raupen fern gehalten werden. Vk-Anhalta 18 (KÖ-Wu). Dem Regen an diesem Tag wurden unterschiedliche Auswirkungen auf die Natur zugeschrieben: Wenn es regnet in Christi Grab, dann vertrocknet Laub und Gras. Brauch-Ma 261 (HA-Sü, WO-Ir). Musste also einerseits eine schlechte Ernte erwartet werden (vereinz. Altm.), so stand dem andererseits ein beschleunigtes Wachstum der jungen Feldfrüchte, bes. aber des Flachses, entgegen. Ackerbau-Anhalt 255 (ZE-Ke), Brauch-Rie 747.
Lautf.: Krfrdach, Krfrdach, -frdch verstr. nd.; -freitag, -freitach verstr. omd.
Karwoche f. ‘Woche vor Ostern’, vgl. Osterwoche, verstr. – Volksgl.: Viele Tätigkeiten wie z.B. Näh- und Feldarbeiten, Schlachten oder Holzhacken sollten in der K. nicht ausgeführt werden. Brauch wAltm 32. Bes. das Wäschewaschen unterlag einem strikten Verbot. Brauch-wAltm 32, Vk-Anhalta 173 (BA-Sip). Wer ein in dieser Woche gewaschenes Hemd anzog und erkrankte, musste mit dem baldigen Tod rechnen. Vk-Anhalta 173 (ZE-Bor). Ein Todesfall konnte auch eintreten, wenn in der K. Erbsen gekocht wurden. a.a.O. 173 (BA-Sip).
Kterstg m. ‘enger Gang zwischen Häusern und Gehöften’,  Gatze, 2: vereinz. nbrdb. – Rda.: auf dem Katersteig sien ‘brünstig sein’, von der Katze, JE2-Alt. – Brauch: In der Pfingstnacht wurde nicht nur Spreu vor die Tür von Mädchen gestreut, die sich im letzten Jahr unbeliebt gemacht hatten, sondern auch der K., der Weg vom Bräutigam zur heimlichen Braut, damit gekennzeichnet. Brauch-wAltm 58 (GA-Ro, CALV-Zo).
Lautf.: Katerstieg Brauch-wAltm 58 (GA-Ro, CALV-Zo); -steig JE2-Alt; Koaterstieg vereinz. nbrdb.
Kattenförtel n.(?) ‘maskierte Gestalt im Pfingstumzug, die eine Peitsche oder einen Stock trug’, häufig von einem Kind dargestellt,  Pingsten, 2: Brauch-wAltm 80 (GA-Jä).
Lautf.: Kattenvördel, -förtel. – Etym.: zu mnd. vort ‘Furz’, vgl. Brauch-wAltm 80.
Krl m. 1a. ‘Bursche, junger Mann’ 1: SA-Rist, 2: verstr. Altm., Siedler-Je § 136g, ZE-Kö, 3: OSCH-Di – n poer jung Kerls SA-Rist; Sprw.: Jung’ Kärdel, half Edelmann. ‘Einem jungen Menschen stehen viele Möglichkeiten offen.’ Bewohner-Altm 1,342. – Brauch: In der Altm. wurden die jungen Burschen nach ihrem 18. Geburtstag zum K., indem sie durch Einhänseln in die  1Koppel 3c. aufgenommen wurden (Brauch-wAltm 46f.). – 1b. ‘(kräftiger, stattlicher) Mann’ verstr. – dat is en grten krl Wb-Nharz 95; n’ smucken Kerl HA-Oh; Hei war eigentlich enn staatscher Keerl. Hbl-Ohre 1925 Nr. 7/Wöhlbier (HA-Eim); Datt iss noch’n Krl. Wb-Altm 96; dr is süss immor n lun un jn (ein lieber und guter) Krl ewest Teuchert o.J. 83 (JE2-GrMa); Rda.: dr is Karl jenuch dds ‘er ist stark genug dazu’ CA-Ak; Dat war en Keerl, de konn’ mehr wi Brot eten. Lindauc o.J. 67; Sprw.: wu kein Keerl liet, da kann ook kein Keerl oppstahn HA-No. – 1c. ‘Mann’, abw., 1: SA-Dä, 2: Wb-Altm 96, Matthies 1903,3, ZE-Roß, 3: WO-Dru, HA-Oh, Wedde 1938,62, Wb-Nharz 95, 4: Wäschke 41919,111 – ful is de Keerel WO-Dru; n’ slechten Kerl HA-Oh; … hei war en olen Stänker, en gnietschigen un köhlkanzigen (ein geiziger und mäkliger) Keerl … Wedde 1938,62; dat is an sdrainigng (sturer) Keal SA-Dä. – 2a. ‘Ehemann’ 3: vereinz. elbostf. – mien Kerel Wb-Holzl 118; mn krl is noch nich te hs Wb-Nharz 95. – 2b. ‘Liebster’, auch abw., 4: Wb-Be. – 3. ‘ Schellenober’, Spielkarte, 3: GA-Bös, WE-Il Ve. – 4. ‘die drei Eisheiligen’,  shilligen, in der Verbdg. – a. dulle Krls 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. Altm. – b. kolle Kärls 2: JE2-Par. – c. de slimmen Krls2: CALV-Uth, 3: JE1-Ca. – d. strenge Krls 1: SA-We, 2: SA-Im. – 5. in der Verbdg. – a. der böse Kerl ‘Schreckgestalt für Kinder, die angeblich im Getreidefeld sitzt’,  Roggenmme, 2: JE2-Wo. – b. Kärls un Deerns ‘ Gesinde’ 2: GA-Sche; die Karls und die Mächens dass., 4: DE-Que.
Lautf.: Keerl, Krl vereinz. Altm., verstr. elbostf.; Kerl HA-Oh, [kerl] Id-Eilsa 71; Kearl OST-Gla Schö; [keal] JE2-Scho; Krl, Kä(ä)rl, krl SA-Pü, Wb-Altm 96, verstr. s Altm., Teuchert o.J. 83 (JE2-GrMa), Siedler-Je § 136g, WA-We, Wb-Nharz 95, BLA-Brau; [krl] SA-Al, STE-Steg; [kl] verbr. nwaltm., SA-Sal, GA-Ku; [kl] SA-Dä Rist; [karl] ZE-Kö; [k(ä)rl] Siedler-Je § 136g; Ke(e)rel SA-Ma, WO-Dru, Wb-Holzl 118; Kärel OST-Go, Wb-Holzl 118 (WA-KlWa); Krel Wb-We* 218; Kerl, [kerl] vereinz. nwaltm., verstr. nbrdb., JE1-Ca; Kärl GA-Al, vereinz. mittleres STE, JE2-Par; Karl ZE-KlLei Roß, GA-Bös, WE-Il Ve, vereinz. anhalt.; [kárl] Wb-Be; Kerd(e)l, [kerdl] SA-Meh Pa, OST-Mech Werb, vereinz. s OST n STE; Keerdel STE-Ost; Kärdel Bewohner-Altm 1,342, GA-KloNeu, vereinz. s OST n STE; Kädl STE-GrMö; Kärtel OST-Na. Zuss.: zu 1.: Hgel-, Hden-, Hingst-, Hft-, Jung-, Kasten-, Ktel-, Kpen-, Knper-, Leddern-, Leinwands-, Lerkasten-, Ler-, Lumpen-, Lse-, Mai-, Manns-, Melk-, Molden-, Mords-, Msefallen-, Orgel-; zu 4.: skerls; zu 5.: Nickel-, Nicker-; sonstiges: Mai-.
Klsen n. ‘dem Hockey ähnliches Spiel’ 1: SA-KlBie Lüd Rist, 2: vereinz. w Altm. – Die Jungen oder jungen Burschen bilden unter sich zwei Parteien. Mit dem Kliesknüppel wird jeweils versucht, eine Holzkugel oder einen Lederball durch die Aufstellung der gegnerischen Partei hindurchzutreiben. Brauch-wAltm 49.
Lautf.: Kliesen; außerdem: Nbf.: Kniesen SA-Jah Lüd.
knacken Vb. 1. ‘einen kurzen, harten, hellen Ton hervorbringen’ 1: SA-Brie, 2: Beiträge-Altm 1,322, Brauch-wAltm 100 (GA-Tri), Mda-Ze (verstr. ZE), 3: vereinz. elbostf., 4: Mda-Sti 160, Wb-Ak 91f., Wb-Be – et knacket in’n Holte HA-Oh; Jk an bißchen leise, de Treppe knackt s! Wb-Ak 92; dise nacht het et eknakt von starkem nächtlichen Frost, Wb-Nharz 101; Rda.: Böm’, de oft knacken, bräken nich. ‘alte Leute, welche oft klagen, leben noch lange’ Beiträge-Altm 1,322. – 2a. ‘mit einem kurzen, harten, hellen Ton zerbrechen oder zerspringen’ 3: Wb-Nharz 101, 4: Wb-Ak 91f. – Der Zacken is jeknackt un ich bin von’n Bm jefal’l. a.a.O. 91f. – 2b. ‘etw. mit einem kurzen, harten, hellen Ton zerbrechen, aufbrechen’ 2: ZE-Roß, 3: Sprw-Börde, HA-Oh, Mda-Weg 98, Wb-Nharz 101, 4: Wb-Ak 91f. – Nötte (Nüsse) knacken HA-Oh; knacke ma’n bißchen Holz forrn Kichenoom ZE-Roß.
Lautf.: knacken, knak(ke)n; außerdem: [knak] ZE-Roß; knkken Mda-Sti 160. Zuss.: zu 1.,2.: in-.