Grner Donnersdag m. ‘der Donnerstag vor Ostern, Gründonnerstag’ verstr. – Gröndunnersdag namm heht sick vör, Woo’t Wäder grad so schlecht nich wer ... Francke 1904,57. – Brauch, Volksgl.: Zu Mittag wurde ein grünes Gericht auf den Tisch gebracht. Dabei konnte es sich um Grünkohl oder um die ersten sprießenden Pflanzen des Jahres handeln, wobei bes. frische Kräuter vor Krankheiten schützen sollten. verstr. Gebacken wurden Brezeln (Brauch-wAltm 34 – GA-Wal) oder Kringel, die die Kinder im Nharz. von ihren Verwandten erhielten (Vk-Harz 8,40, BLA-Hü). Als Schutz vor Blitzschlag bringt man in die Wohnräume einen Strauß Weidenkätzchen (Bewohner-Altm 2,248) oder Hartheu und Eisenhart (Vk-Anhalta 222). Trotz der Verbote der Karwoche ( Krfrdag, Karwoche) ist dieser Tag für bestimmte Handlungen segensreich. Das gilt in erster Linie für das Säen und Pflanzen, bes. von Kohl, Flachs, Bohnen, Erbsen oder Kartoffeln, denn was an diesem Tag in den Boden gebracht wird, wächst gut und erfriert nicht. verstr. Außerdem sind diese Gewächse vor Erdflöhen geschützt und wenn das Pflanzen unter Geläut passiert auch vor Raupen. Bewohner-Altm 2,248. Günstig ist dieser Termin auch für das Umtopfen von Blumen bzw. das Einpflanzen von Ablegern. a.a.O. 2,248. Hühner, die aus Eiern schlüpfen, die am G. gelegt wurden, erhalten ein buntes Gefieder, dessen Farbe wechselt. vereinz. Altm., Brauch-Ma 260 (WO-Ir, HA-Sü), Vk-Anhalta 222 (KÖ-Wu). Hexen kann man erkennen, wenn man mit einem Gründonnerstagsei nach dem 1. Mai in die Kirche geht. Abergl-Ma 242 (GA-Mie, HA-Alv). In Halberstadt wurden am G. alle während der Fastenzeit ausgestoßenen Sünder wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Vk-Harz 8,40.
Lautf.: de gräune Donderschdag Vk-Harz 8,40; greun’ Dönnersdag WE-Oster; greunen denderstch Mda-Weg 116; gräun’n Dönderdag HA-Erx; greun’ Dönderdch HA-Oh; Gröndunnersdag Francke 1904,57; sonstige Formen in der Standardspr.
Hse m. 1. TiN ‘Hase’ verbr. – d Hs kann bannich lp’m JE2-Scho; Rda.: ‘n Hsen machen ‘fliehen’ Wb-Ak 66; sau angeste w en hse Wb-Nharz 71; hei löppet duller, wie ‘n Hase löppet Wb-We 47; springet wie so’n HaseVk-Harz 3,46; dänn Haosen Solt up ‘n Stärt streuw’n ‘Unmögliches erreichen wollen’ Bewohner-Altm 1,338; Dao liggt de Haos in’n Päper. ‘das ist die Ursache der Schwierigkeit’ Spr-Altm 29; H wett, w d’ Haos löppt. ‘er kennt sich aus, hat Erfahrung’ Wb-Altm* 72; da seggt sick Haasen un Vösse gue Nacht ‘das ist eine öde Gegend’ HA-No; “ ‘t is alles en Owergang”, sä de Voss, da trecke hei den Hasen dat Fell ower de Ohren. WE-Oster; Sprw.: Väöl Hunn’ is Haosen sin Dod. Bewohner-Altm 1,338; Hos löppt ümmer wärrer hen, wo hä jung wodden is. STE-Schi; Jifft Gott dat Häseken, jifft’e ok dat Gräseken. HA-Bar; Rätsel: w leppt dr Haose iwwern Brch, wann ‘t raent? – schnell, Vk-Ask 168; wenher löpt de Has över de meisten Berge?wenn’t Feld plöht(gepflügt) is STE-Kö; wo löppt de Hoas hen, wenn e twee Joar olt is?int dritt SA-Brie; Kinderreim:Haesekn, verstick dick,
Wenn’de Jeejer kümmt, daer schütt dick.
Lieder-Ma Nr. 231
(WO-Ol)
“Fortelle, fortelle!”
“Da leip’n Jeselle,
da leip’n junk Hse –
licke mik in’n Mrse
(Arsch)!” HA-Oh;
Wetterregel: Haos braut Beer (Nebel steigt auf), morgn gift got Wärer. GA-Pe. – Volksgl.: Ein H., der plötzlich den Weg kreuzt, bringt Unglück (Wb-Nharz 71), unter bestimmten Umständen auch Glück:fan lings n rechds – wad schlechds,
fan rechds n lings – Glück bringds
GA-Da;
Ein Hase zur Linken,
thut Freude dir winken;
ein Hase zur Rechten,
wird dich was anfechten
. Brauch-Anhalt 117;
Gespenster oder Kobolde erscheinen häufig in Gestalt eines dreibeinigen H. (Vk-Anhalta 270), in Hohenwarsleben trinkt dieser die Milch aus (Abergl-Ma 244), in Grauingen bringt er Unglück, wenn am Heiligen Abend etw. auf dem Hof stehen gelassen wurde (Brauch-Ma 247). In der Garbe, die bei der Getreideernte zuletzt geschnitten wird, sitzt der H. (verstr. im gesamten Gebiet), deshalb sagt man: paß op, dat de Hase nich rutlöpt GA-Wef; nu wärd de Hoos rutjagt STE-KlMö; Mei wolln mal sein, wer den Hasen kriegt. Vk-Harz 8,78. Zum H. als Eierbringer  sterhse. – 2. Kosewort, vereinz. – mn lütje Hse HA-Oh. – 3. ‘feiger Mensch’,  Angsthse, vereinz. – 4. ‘hagere, schmächtige Frau’,  Hämp(er)ling‘t is en Hse 3: BLA-Brau. – 5. Dim. ‘Gericht vom Fleisch an Brustbein und Rippen bzw. Nacken und Schulterknochen des Schweins’ 3: HA-Som, WE-He Oster, Wb-Nharz 78. – 6. in der Verbdg.: Hse und Jger ein Spiel, 2: STE-KlSchwe, JE2-Ma – Die als H. bezeichneten Mitspieler befinden sich in einem Spielfeld. Der Jäger muss einen von ihnen mit dem Ball treffen, dann wird auch er zum H., der Getroffene wird Jäger.
Lautf.: Hse, hseZE-Nu, verstr. elbostf., Mda-Sti 16, Vk-Anhalta 62 und 278; Has OST-Zü, STE-Kö; Hoase, [hz] Heimatkalender-Je 1927,121 (JE2-Vie), JE2-Ma Wo, ZE-Roß, Lieder-Ma Nr. 231 (WO-Ol), QUE-Di, vereinz. anhalt., [haose] Vk-Ask 168; [haz] ZE-Kö; [haz] Mda-Ze (verstr. ZE); Haos, hs, [hs] SA-Brie Rist, verstr. Altm., JE2-Scho; Ho(o) s GA-So, STE-KlMö Schi; [haos] SA-Dä; Dim.: Häseken HA-Bar Som, WE-He Oster, Haesekn Lieder-Ma Nr. 231 (WO-Ol), hseken Wb-Nharz 78; Häösk’n Wb-Altm 77; hschen Mda-Sti 27. Zuss.: zu 1.: ster-; zu 2.: Ml-.
Heckedler m. ‘Münze, die sich angeblich stets erneut in der Geldbörse befindet, nachdem sie ausgegeben wurde’, vgl. Heckepennig. – Volksgl.: Den H. erhält, wer am Heiligen Abend einen Zwirnsfaden mit 99 Knoten auf den Altar legt. Auf dem Heimweg muss er jedoch schnell laufen, denn der Teufel reißt dem Betreffenden den Kopf ab, wenn es ihm gelingt, die Knoten zu lösen. 3: Abergl-Ma 245 (JE1-Ran).
Heilebr m. TiN ‘Storch’,  Stork, 1: SA-Gla We, 2: vereinz. s Altm., 3: verbr. elbostf. (außer Nharz. CA). – Kinderreim:Heilebrt du Langbein,
wennr wutt de wegflein,
wenn de Rogge ripet,
wenn de Müse pipet,
wenn de Plaug tau Felle geit,
wenn de Möle stille steit
. Wb-We 49;
Heilebert bester,
brink mik ne lüttje Swester,
Heilebert guter,
brink mik n’ lüttjen Bruder!
HA-Oh.
– Volksgl.: Wenn de Heilebart sau musselich (schmutzig) utsieht, wart et schlechtes Wäder. OSCH-NWe. Ein sehr weißer Storch kündigt einen heißen Sommer an. Feuer bricht in dem Hause aus, auf dem die Störche in einem Jahr nicht brüten (HA-Sü). Der Storch bringt dem Haus Glück, auf dem er nistet (WO-Ir). Wo ein Storchennest ausgenommen wird, droht Blitzschlag (HA-NHa). Abergl-Ma 239.
Lautf.: Heilebar HA-NHa, Wb-We 49; -bart verbr. elbostf. (außer Nharz. CA); -bert HA-Oh; -boart GA-Bo Kli Nie, WO-Me, JE1-Me, HA-Ro, OSCH-De, WE-Re, QUE-Hau; -brt GA-Hö; Helebard SA-Gla We; [hlbrt] QUE-Di; Hallebart GA-Et Sie; Nbf.: Heidelbart GA-Wef; Heide- GA-Rä.
Heister f., m. TiN ‘ Elster’ 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. Altm. (außer sö), vereinz. n JE2, JE2-War, 3: WE-Dar, Id-Quea 158 – Sprw.: De Heister leggt de Sprisseln (dünnes Reisig) erst torecht, wenn he sin Nest bu’n will. Spr-Altm 83; Rätsel: Wat flüggt öwert Schün un hädd’n Waschholt in’n Noäs? – die HeisterSA-Die. – Volksgl.: Hängt man eine im März geschossene H. im Viehstall auf, so hält man die Fliegen vom Vieh fern. Abergl-Ma 239 (GA-Mie).
Lautf.: Heister verbr. w SA w GA, JE2-Kl, WE-Dar, Id-Quea 158; Hster Wb-Altm 80, SA-Jee, STE-Schö; Hster Wb-Altm 80, OST-GrBeu; Häster, Hester verbr. ö SA OST ö GA STE, CALV-Lö Uth, JE2-Ku; Hästert STE-GrMö; Häste STE-Hü Schi; Eister WO-Ri, JE2-Kam Scha War; Äster OST-Sa, GA-Wie. – Gram.: f. belegt SA-Rist, GA-Da, STE-Buch Na, Id-Quea 158; m. belegt Spr-Altm 83, STE-Wa. Zus.: zu 1.: Holt-.
Hexe f. 1. ‘Frau, die dem Volksgl. nach über Zauberkünste (und Verbindungen zu dämonischen Wesen) verfügt und mit diesen schädigend auf Menschen, Tiere oder Gegenstände einwirkt’, häufig auch Schimpfwort und Schreckgestalt für Kinder,  Spkeding, 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm., JE2-GrWu Ki, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. omd. – toif man, de le Hexe kummet WE-Strö; Kinderreim:3 mal 3 ist 9
Mädchen um die Scheune,
Mädchen um den Ring,
Alte Hexe spring
. Lieder-Ma Nr. 623 (WO-Ol);
Morjen froih um sechse kimmete olle Hexe,
Morjen froih um sieben jait se noa de Riebm,
Morjen froih um achte jait se noa de Pachte,
Morjen froih um neune jait se noa de Scheune,
Morjen froih um zehne jait se noa de Schwaene,
Morjen froih um elve jait se int Jewelve,
Morjen froih um zwölve schpringet se in de Elve
. Lieder-Ma
Nr. 1055 (WA-Eg).
– Volksgl.: In der Walpurgisnacht reiten die H. auf Besenstielen oder Ziegenböcken zum Blocksberg. BrauchwAltm 55. Hexen trecken no n Blocksberg (STE-Schi). Dass. tun sie in der Michaelisnacht (Nacht zum 29. September). Abergl-Ma 248 (GA-Mie). H. schlagen Menschen, so dass diese sich nicht mehr oder nur unter Schmerzen bewegen können. Die Kühe schädigen sie, so dass diese rote Milch geben. Genauso können sie ihnen die Milch auch völlig entziehen oder verhindern, dass sich die Milch zu Butter verarbeiten lässt. Vk-Anhalta 124 und 211. Sie nehmen gern versch. Gestalt an, bes. die eines dreibeinigen Hasen, eines großen Frosches (Vk-Anhalta 124f.) oder nachts die einer Katze. BrauchwAltm 55f., Abergl-Ma 242 (HA-Sü). Ein Sonntagskind kann H. erkennen. Abergl-Ma 242 (WO-Ol). Trägt man beim Kirchgang zu Neujahr einen Radnagel in der Tasche, dann kann man H. daran erkennen, dass sie das Gesicht auf dem Rücken tragen. Brauch-Ma 255. Auch wenn man beim Kirchgang nach dem 1. Mai ein Gründonnerstagsei mit sich führt, kann man H. erkennen. Abergl-Ma 242 (GA-Mie). Ein in der Johannisnacht auf die Türschwelle genageltes Hufeisen bringt H. zu Fall (Vk-Anhalta 124), ebenso kreuzweise auf dem Weg liegende Strohhalme, ein quer vor der Tür liegender alter Schuh oder ein Besen. Abergl-Ma 242 (WO-Ol). Legt man sich am 1. Mai an einem Kreuzweg unter eine Egge, dann kann man die H. reiten sehen (GA-Ack). Um sich vor H. zu schützen, zieht man einen Strumpf verkehrt an oder geht nicht ungewaschen aus dem Haus (WO-Ir), in das Mieder sollte man Salz, Kreuzkümmel und Brot geben (WO-HWa). Schutz vor H. erzielt man auch durch dreimaliges Ausspucken. Abergl-Ma 242 (HA-Sü). Ebenso durch ein Gründonnerstagsei. Abergl-Ma 243 (STE-Bo). Flachs- und Kornfelder werden geschützt, indem man die Distelbüsche stehen lässt. Abergl-Ma 234 (WO-HWa). Um den Hexenzauber von der Butter zu nehmen, muss man einen Topf Milch in den Backofen schütten, man hört dann auch ein Schreien. Vk-Anhalta 124. Das Butterfass muss vor H. sorgsam verwahrt werden, in die Milch soll etw. Salz gestreut werden. Abergl-Ma 234 (GA-Fle). Das Vieh kann geschützt werden, indem man aus der Schwelle des Stalls einen Span herausschneidet (WO-Ir) oder an bestimmten Stellen Kreuzdorn anbringt (HA-Sü). Abergl-Ma 242, Wb-Altm 167. Sagt man zur H. Kumm, ick will dick miene Kauh moal wiesen, so ist die Kuh geschützt. Abergl-Ma 242 (HA-Sü). Das Kalb wird mit Salz und Dill bestreut. Abergl-Ma 234 (GA-Mie). Spruch gegen H.:Die Hexe kann hexen,
Ich führ dich an den Swanz,
Du sollst nu stoahn
Un’ nich mehr goahn,
Dat Hex’n nich mehr drieb’m
Dat schall ‘er nu verblieb’m
. Zauber-Ma 88 (GA-Mie).
–2. ‘Wassergeist als Schreckgestalt für Kinder’,  Nicker, 4: Vk-Anhaltb 46 (BE-Pob). – 3. Bezeichnung für kleinere Schmetterlingsarten, bes. auch für die Motte,  Smetterling, 2: Wb-Altm 79. – 4. in der Verbdg.: blinn’ HecksTiN ‘Eintagsfliege’ 2: Wb-Altm 20. – 5. in der Verbdg.: Häxe, wo wist’n henn ein Spiel der Kinder, 2: JE2-Schm. – 6. ‘schwacher Wirbelwind’ 4: Vk-Anhalta 124 (KÖ-KlPa).
Lautf., Gram.: Hekse, Hexe STE-Je, verstr. elbostf. omd.; Häxe JE2-Schm; Hexen Pl. STE-Schi, JE2-GrWu Ki; Hex verstr. nwaltm., GA-Schw, Hecks Wb-Altm 79; Heckze WE-Be; Nbf.: Hetsche CA-Fö. Zus.: zu 1.: Korn-.
hillig Adj. ‘göttlich erhaben, geweiht’, vorw. in Verbdg., 1: SA-Dö, 2: verstr. brdb., 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 30, BA-Gü Ha, Wb-Ak 67, Wb-Be – Rda.: dne is nist heilich HA-Oh; dat wil ek dek heilich forsichern Wb-Nharz 73; Büßespruch gegen fließendes Blut:Es waren einmal drei Mädchen,
Die gingen hillige Wege,
Die eine sprach: Blut reis’,
Die andere sprach: Blut geh!
Die dritte sprach: Blut steh!
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Abergl-Ma 251 (GA-Kas).
Lautf., Gram.: hillig, -ich verstr. elbostf.; hilg Wb-We 51; hlich QUE-Di; hailig Mda-Sti 30, heilig STE-Kre; heilich vereinz. elbostf., Wb-Ak 67; haalich QUE-Di; [hli] Wb-Be; hillige st. m. Akk. Pl. Abergl-Ma 251 (GA-Kas), OSCH-Klo-Grö; hiligen sw. m. Dat. Sg. Rauch 1929,125; sw. f. Nom. Pl.: hilligen JE1-Mö, verstr. elbostf.; hillijen HA-Ost; hillgen OST-Bi, WO-Gu, WA-Ta; heiligen vereinz. brdb., verstr. elbostf., BA-Gü Ha; heilijen, heilejen JE1-Ra, CA-Ca Salz; heilgen SA-Dö; Nbf.: hille HA-Oh, Spr-Harza 220.
hlden Vb. ‘halten’ verstr. – 1a. ‘ergriffen, gefasst haben, nicht loslassen’ – holle ma! ZE-Roß; Des Frd stt nich, das mußte h’l! Wb-Ak 64; Rda.: ick moßte mick deen Buk vorr Lachen holen Hbl-Ohre 1927 Nr. 28/Wöhlbier (HA-Eim). – 1b. ‘bewirken, dass etw. in seiner Lage, seiner Stellung bleibt, Halt hat’ – d Rjel höllt d Dre t JE2-Scho; Rda.: de ern stf heln HA-Oh. – 2. ‘anhalten, zum Stehen bringen’ – De Direktor kann de Peere nich holen, … de Linig fallt ne ut de Hand, un hei stört von’n Bocke. Lindaub o.J. 33; wenne sn lpschr kricht, isse nich te hlen Wb-Nharz 119; Rda.: helt Ml! HA-Oh; de klappe hlen Wb-Nharz 98. – 3. ‘zurückhalten, zum Bleiben bewegen’ – Rda.: Laot di holl’n ‘übereile dich nicht’ Wb-Altm 84. – 4a. refl. ‘in genießbarem Zustand bleiben’, bes. von Obst, Gemüse und Konserven – Eßwoaren hoalen sich im Summer nich DE-Que; Datt Maus mott ganz stief sien, süss hölt ett sick nich. Hbl-Ohre 1928 Nr. 27/Wöhlbier (HA-Eim). – 4b. ‘widerstandsfähig, dauerhaft sein, trotz Beanspruchung nicht entzwei gehen’ – De Twrn hölt Wb-Altm 84; de Ngel hölt, de Strick hölt HA-Oh; Rda.: Sonndachsgaoan höt nich ‘Arbeit am Sonntag bringt kein Glück’ SA-Dä; dat hölt wich un drei D HA-Oh; hei jecht (jagt), wat’t Tch heln well HA-Oh; … ek sette mek also in Drapp un lope wat et Tüg holen will Wed-de 1938,66. – 5. ‘bewahren, erhalten’ – där hollt sich nischt, där loscht alles henn ZE-Roß. – 6. ‘auf etw. besonderen Wert legen, besonders achten’ – Dat hämmse recht hailiche holl’n. Abergl-Ma 128 (WO-Ol); De heel hell’sch up Veeh, de ha’ Köh, ha’ ook Per’. Pohlmann 1905,7; dadropp hollen Wb-Holzl 105. – 7. ‘über jmdn., etw. in bestimmter Weise denken, ein bestimmtes Urteil haben’ – dat hele ik for richtich HA-Oh; Veel von einen holen Sprw-Harzvorlf 22; Rda.: op dne hew’k grete Stücke ehelen HA-Oh; tom Besten hollen ‘jmdn. necken’ JE2-Scho. – 8. ‘eine Absprache, Verpflichtung einhalten’ – hei hat sn Wert ehelen HA-Oh; Sprw.: fl lben un wennich hlen, dat sint lenne lde Wb-Nharz 118. – 9. ‘zu seinem Nutzen haben und unterhalten’ – Geuse, nten, Heunder heln HA-Oh. – 10. ‘in bestimmter Weise kleiden und versorgen’ – d hlen dn jungen recht hr Wb-Nharz 77. – 11. ‘veranstalten, durchführen, abhalten’ – frscheiten, muske, bal hlen Wb-Nharz 80; Hochtt heln HA-Oh.
Lautf.: hlen, holen verstr. elbostf.; hl’n Mda-Sti 4; heln HA-Oh, Mda-Weg 98; [hel] Id-Eilsa 68; hoalen DE-Que; [hln] QUE-Di; [hln] JE2-Scho, Wb-Be, haolnVk-Ask 375; h’l Wb-Ak 64, [h] DE-Els, haoll Mda-Ro; huolen OSCH-Di; hollen Pohlmann 1905,7, JE2-Scho, WO-Dru, Spr-Maa 437 (WO-Ol), Firmenich o.J. 157 (WA-Ost), Wb-Holzl 105 (WA-KlWa); holl’n, holln Wb-Altm 84, Abergl-Ma 228 (WO-Ol), CA-Tra; [hl] Mda-Ar 24; [hln, h, hln] verstr. JE2 JE1; [ho] vereinz. ZE, Dialekt-Ma 8 (vereinz. nö CA); [hol] Nd-Börde § 48, holl SA-Rist. – Gram.: 3. Sg. Präs.: [hlt] JE2-Scho; hölt Wb-Altm 84, Hbl-Ohre 1928 Nr. 27/Wöhlbier (HA-Eim), HA-Oh; [höt] SA-Dä; hollt ZE-Roß, holt Dialekt-Ma 8 (verstr. s JE1); helt OSCH-Har, Wb-Nharz 80, Dialekt-Ma 8 (verstr. w JE1, vereinz. nö CA); 3. Sg. Prät.: hlt Dialekt-Ma 11 (verstr. sw JE1, ZE-Dor); heel Matthies 1903,18, Pohlmann 1905,7, hl Dialekt-Ma 9 (verstr. w JE1); heilt Lindauc o.J. 42, HA-Oh, Wb-Nharz 80, [hailt] Id-Eilsa 68; hail Dialekt-Ma 9 (vereinz. nö CA), Mda-Ro; helt Dialekt-Ma 11 (verstr. sö JE1, ZE-Göd), [hilt] Mda-Ze (verstr. ZE); hlt Wb-Ak 64; huln 1. Pl. Prät. Wäschke 31919,81; heil’n 3. Pl. Prät. HA-Bee; Imp. Sg.: hlt Wb-Nharz 80; helt HA-Oh; [holt] Mda-Ze (verstr. ZE); holle ZE-Roß; [hlg] DE-Ca. Zuss.: zu 1a.: hch-, in-; zu 2.: hamm-; zu 4b.: hamm-, hen-, wer; zu 5.: hen-; zu 8.: hamm-, in-; zu 9.: hs-; sonstiges: hen-, hr-.
2Junge m. 1. ‘Kind männl. Geschlechts’ verbr. – das is a richor (richtiger) Junge DE-Ca; Rda.: Dat is en dummen Jungen sien Brauder. ‘Er ist dumm.’ Wb-Holzl 36; Junge, Junge!Ausruf der Verwunderung, des Erstaunens, CA-Ak; Sprw.: Jung’s sind Jung’s Bewohner-Altm 1,341.  TZ: Hsenmatz Hsenschter Kwer Kgel Knabe Knirps 1Kter. – 2. ‘Sohn’ 2: Wb-Altm 78, Spr-Altm 14, JE2-Gü, 3: Rauch 1929,7, Wb-Holzl 114, HA-Oh No, OSCH-Di, 4: Wb-Ak 82, DE-Ca – Fritze Müldern sn Junge HA-Oh; Unse Junge word stern komformrt. Wb-Ak 82.; Sprw.: Giwt Gott Jung’ns, so giwt hei ok Böcksen (Hosen). Spr-Altm 14. – 3a. ‘Lehrling’ 1: Hausfr-Altm 1930,7 (SA-Die), 2: Wb-Altm 93, 4: KÖ-GrPa. – 3b. ‘Schiffsjunge’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 337 (JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 337 (CA-Ak), Wb-Ak 82. – 4. ‘ Kleinknecht’ 1: SA-Pe, 2: verstr. n Altm., JE1-Scha, 3: verstr. n elbostf., CA-Löd, 4: CA-Ak – Kinderreim:Junge drief, Junge drief,
Slaah’n Witt’n oppt Lief,
Slaah’n nich int Oegelken,
Verdeinst dick kein gut Löhnek’n!
Lieder-Ma Nr. 756 (HA-
Um).
– 5. ‘Unter’, Spielkarte, 3: HA-Oh, 4: BE-Grö. – 6. in der Verbdg.: bunter Junge ‘mit grünem Laub geschmückte Gestalt beim Pfingstumzug’,  Pingsten, 1: SA-Bre, 2: verstr. SA – Brauch: Urspr. wurde der Hirte, der am ersten Pfingsttag zuletzt mit seiner Herde auf der Weide erschien, von den übrigen Hirten mit Feldblumen und Grün geschmückt und abends beim Heimtrieb von Hof zu Hof geführt:Wir bringen enen bunten Jungen int Huus,
wer em sehn will, de kom heruut.
De Blomen hebben wi vör uns geplückt,
do hebben wi uns met uutgeschmückt.
Un hödden wi uns noch eher bedacht,
so hödden wi em noch bätter gemakt.
Söß Eier, söß Dreier, ‘n Stück Speck,
so gahn wi gliks wedder weg!
Brauch-wAltm 73.
– 7. in der Verbdg.: rder/rtjackiger Junge ‘Hausgeist’ 2: vereinz. OST, Kuhn 1843 Nr. 43 (JE2-Fe), JE2-Sa Schön, 3: Bewohner-Altm 2,293 (GA-Nie), Abergl-Ma 243 (WO-Ir, HA-Sü) – Volksgl.: Der rde J. rumort im Haus und richtet kleinere Schäden an. Kuhn 1843 Nr. 43 (JE2-Fe), Abergl-Ma 243 (HA-Sü). Er bringt häufig auch Glück und Geld und muss gefüttert werden. Wird er jedoch vertrieben, bringt er Unglück. JE2-Sa.
Lautf.: Junge, [ju] verstr. s Altm. JE2 JE1 ZE elbostf. omd.; Jung, [ju] verstr. nwaltm. Altm. (außer s), vereinz. n JE2; [u] SA-Dä El Hö; Junke Wb-We 60. – Gram.: Pl.: Jungens, [juns] ZE-Roß, vereinz. elbostf. anhalt.; Jung’ns Spr-Altm 14; [jus] verstr. nwaltm. Altm., JE2-Scho; [us] SA-Hö; [ju] SA-Ah; [u] SA-El. Zuss.: zu 1.: Mkens-, Mords-; zu 3a.: Lr-; zu 4.: Hde-, Hoff- , Kälwer-, Khrden-, K-, Kler-, Lämmer-, Ossen-; zu 5.: Klein-, Krz-; sonstiges: Hunde-, Kse-, Kgel-, K-, Läute-, Lp-, Lse-.
Kalf n. 1a. ‘Jungtier des Rindes’ allg. – d Schelln jeffste d Kälwa JE2-Scho; n’ Kalf afwnen ‘ein K. der Mutter entwöhnen’ HA-Oh; dass.: wai hemm dat Kf afsett SA-Dä; Kindern, die bei Anbruch der Dunkelheit nicht vom Spielen zurück ins Haus kommen wollen, ruft man zu: das dreibeinige Kalb kommtVk-Anhaltb 49 (ZE-Pü, DE-Que); Rda.: sau dumm wn Kalf Wb-We 61; hei mket n (Augen) w en gestken Kallef WE-Be; von einem Grobian sagt man: mäncher wädd glik as en johrig Kalw geboren OST-Möl; et Kalf in de gen schln ‘die Wahrheit schonungslos (und ohne Umschweife) sagen und dadurch jmdn. beleidigen’ Wb-Nharz 91; Sprw.: hat de Dwel de Kau hlt, kann’e dat Kalf ek noch krn HA-Oh; et Kalf art na’n Ossen Sprw-Börde; von’n groten Bullen fällt ook en groot Kalw HA-No; bi Kälwer un lüttje Kinder mott’n de Maate wetten ‘Erwachsene dürfen von Kindern (und Jungtieren) nichts erwarten, was über deren Verständnis und Leistungsfähigkeit hinausgeht.’ HA-No. – Brauch und Volksgl.: Wennt Kalf in de eerste Melk blök’n deht, wart’et nich graut. Abergl-Ma 234 (GA-Mie); Kälber müssen dienstags oder donnerstags (an den Fleischtagen) abgesetzt werden. Wenn man viele weibl. Kälber bekommen will, muss die Frau des Bauern bei der ersten Fuhre Getreide das Tor selbst und ohne zu sprechen öffnen (KÖ-Dro), oder man muss die Nachgeburt der Kuh unter einem Apfelbaum vergraben (ZE-Rie). Vk-Anhalta 23.  Moses 2. – 1b. in der Verbdg.: Kälfken kumm Lockruf für Kälber,  Mtsche, 1: SA-Mel Ta, 3: verstr. w elbostf. – 2. ‘dummer, alberner Mensch’,  Dussel, auch Schelte für jmdn., der sich albern benimmt, meist auf ältere Mädchen bezogen, 2: verstr. brdb., 3: verstr. elbostf., 4: CA-Ak – bist’n Kalf Wb-Altm 94; elt Kalf! HA-Oh. – 3. in der Verbdg.: Kleenes Kälbchen TiN ‘Marienkä- fer’,  Marenkwer, 2: Vk-Anhaltb 68 (ZE-Se). – 4. ‘weiße Luftblase im Eis gefrorener Wasserflächen’ 3: OSCH-An.
Lautf.: Kalf, Kalw; außerdem: [kf] verbr. nwaltm.; Kävken Dim. SA-Mel; Kallef, [kalf] Mda-nwJe1a 41 (JE1-HZi Pa), verstr. ZE elbostf.; Kälveken Dim. verstr. w elbostf.; Kalb vereinz. ZE anhalt.; Kälbken Dim. SA-Ta; [galb] Mda-Fuhne 31 (DE-Ca); Kal(l)eb Id-Eilsa 70 (2.), Wb-Ak 83, DE-Lau; [kálp] ZE-Roß, Wb-Be; [klep] Mda-Sti 46. Zuss.: zu 1.: Hirsch-, K-, Ktz-, Mastkalb, Mtsche-, Ossen-; zu 3.: Marienkalb, Mle-, Mondkälbchen, Mtsche-, Mkälfken.