Knochengalgen m. ‘eine mit Knochen behängte, zuvor zurechtgestutzte Tanne’ 2: Gebräuche-Altm 88f., Bewohner-Altm 2,65, Brauch-wAltm 54 – Brauch: Am Karfreitag oder Ostermontag zogen die Jungen des Dorfes aus, um die Pfingstweide auszustecken.  Hgegraststken. Diejenigen, die zum ersten Mal Pferde hüten sollten oder die neu in den Ort gekommen waren, mussten Knochen heranschaffen. Die anderen holten eine Tanne, deren Äste gekürzt wurden. Der älteste und stärkste Junge wählte einen Hügel in der Nähe der Pfingstweide, stellte dort die Tanne auf und schmückte sie mit den gesammelten Knochen. Die Spitze des K. zierte ein Pferdeschädel. Gebräuche-Altm 88f.
Magd f. 1. ‘Dienstmädchen, Landarbeiterin in einer Bauernwirtschaft’ verbr. – d Mut dnt bain Ban JE2-Scho; dor had drai Gnechde un anne Md DE-Ca; ik will mik an Maocht main’n (mieten) SA-Dä; de Mäde un Knechte bleimn oo nich heeme Alt-Cöthen 60; de Moacht steiht an Heerd SA-Bee; Sprw.: Gode Magd werd gode Fru. Spr-Altm 14; Lied:Wat ick daue, dat is Recht,
Du bist Maot, un ick bin Knecht.
Lieder-Ma Nr. 770 (WO-
Ol);
Hans Wardenberch het bekant Annen, syner maghet, ore lon unde eyn pyltz, to betalen … 1472, StB-Neuhaldenslebena 96. – Eine Rangfolge unter den M. ergab sich aus dem Dienstalter: Grote Maat ‘die dienstälteste M.’, Lüttje Maat ‘die jüngste M.’ Wb-Holzl 139. Zu den Aufgaben, die eine M. zu erledigen hatte, gehörten das Melken der Kühe, die Versorgung des Viehs, Feldarbeiten wie hacken, jäten, Mist streuen, dreschen und Hausarbeiten wie abwaschen, stopfen oder weben. Knechte-nwAltm 24ff. – Brauch, Volksgl.: Um die neue M. an den Dienst zu gewöhnen (SA) und um ihr die Zeit nicht lang werden zu lassen (ZE-Rie), bestand die erste Aufgabe nach Dienstantritt darin, eine Tracht Wasser zu holen. Zugleich sollte damit bewirkt werden, dass sie die neue Stellung nicht vorzeitig verlässt (KÖ-Tre). Dies galt ebenso für den Brauch, sie dreimal um den Herd zu jagen (SA, anhalt.). Die Berührung des Herdes sicherte ihr zudem die Gunst des darin wohnenden Kobolds (anhalt.). Gebräuche-Altm 1840,93 (SA), Vk-Anhalta 35.  Dnstmagd Dnstmken Drn Mken 1Metze; scherzh., abw.: Dnstbolten Dnstklter Dienstspritze Sprütte. – 2. ‘Mädchen, junge Frau’,  Drn, 3: Wb-We 85. – 3. ‘Tochter’ 3: Wb-We 85.
Lautf.: Magd vereinz.; Maogd vereinz. SA; [mt] HA-NHa; [md] vereinz. BE; Moacht, [mt] vereinz. mittleres/sö nwaltm., verbr. mittlere/ö Altm., WO-HWa; [md] vereinz. BE; [maot] vereinz. nw/mittleres nwaltm.; Mocht, [mxt] SA-Rist, JE1-Pre; Mget Rauch 1929,23, WO-GrAm, Wb-We 85; [mgt] Mda-Ma 67 (JE1-Ran); [mgd] CALV-Uth Zo; [md] WO-Col Mei; Morit JE1-Pre; [mvt] Mda-Ma 67 (JE1-Ran); Mohet Firmenich o.J. 169 (CA-Bie); Met Wb-We 85; [mut], [mt] STE-Je KlSchwa, Teuchert o.J. 83 (JE2-GrMa), JE2-Scho; [mod] verstr. STE; [mat] Mda-Ze (ZE-Gro); [mud] WO-Zi; [mud] WO-Zie; Ma(a)d, Ma(a)t, [md], [mt] Kredel 1929,19, verstr. OST, STE-Ro, verstr. mittleres/s JE2 JE1 ZE, vereinz. elbostf., Mda-Sti 38, Wäschke 61920,40, Lieder-Ma Nr. 1021 (DE); Maot, [mt], [md] JE2-Wa, ZE-Buk Kö Roß, vereinz. s WO, verstr. anhalt.; Mt Wb-We 85. – Gram.: Pl.: [md] BE-Nie Scha; [mt] STE-Sa, vereinz. WO; [mt] SA-Rist; [mit] STE-Je; [mit] vereinz. STE; Mäde, [md] Mda-Ma 67 (vereinz. sö JE1 nö CA), ZE-Göd, vereinz. KÖ, DE-Or; [md] BE-Am Gier Il; [mr] Mda-Ze (ZE-Reu Stre); [ml] a.a.O. (ZE-Gro), DE-Ca; [mz] DE-Els. Zuss.: zu 1.: Handsch-, Klein-, K-.
Marendag m. dass. wie  Maria 3., bes. dass. wie  Maria 3a., 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. Altm., Brauch-Anhalt 201 (ZE-Bor) – Brauch: Zu Mariä Verkündigung wurde Kohl gesät (Altm.) und es begann das tägliche Austreiben des Viehs (STE-Bis). Bewohner-Altm 2,60 und 80. – Volksgl.: An den M., die keine kirchlichen Feiertage waren, durften keine alten Sachen geflickt werden, da sonst die Hühner Windeier legen würden. Gebräuche-Altm 1840,83 (verstr. SA). Auch das Spinnen sollte an diesen Tagen vermieden werden. OST-De.
1Ms f. 1. TiN ‘Maus’ verbr. – d lfd ne Maus DE-Ca; dai Ms gnauan (knabbern) an dat Breot SA-Dä; Uffen Bon’n hammer ville Meise. Wb-Ak 112; Rda.: de Müs pissen ‘es regnet fein’ OST-Sta; dat is Muus wi Maus ‘das ist einerlei’ Wb-Holzl 144; ‘t is Ms as Mn (Muhme) dass., Wb-Altm 139; hei st t w en pott vull mse ‘er sieht mürrisch, unzufrieden aus’ Id-Queb 12; H kickt ass ‘n Ms t ‘n Dunk Hd (Haufen Werg). ‘Er trägt eine zu große Kopfbedeckung.’ Wb-Altm 142; sitten w de ms in der falle ‘keinen Ausweg mehr wissen’ Wb-Nharz 130; dat hilpt for de Müse, sää de Bure, dunn stok’e sine Schüne an HA-No; Sprw.: Mse hecken Mse BA-Re; De Mus lett dat Nasch’n nich. Spr-Altm 82; mid Speck fängd man Ms GA-Da; lüttge Müse hett ook Swänze HA-No; de Miese, de morjens danzen, kriegt’n Abend de Katze WA-West; is de Katte nich te Hs, danzet de Mse op’n Dische HA-Oh; wenn de Müse dicke sind, smeckt et Mehl bitter OSCH-Eils; Wenn de Muus satt is schmeckt det Mehl bidder. Firmenich 1854,132 (STE-Ste); Kinderreim:t’ laip enne Muus
Umme Kauhheers Huus,
Den Tripp, den Trapp,
Den Berg hinab.
Lieder-Ma Nr. 100 (WE-Ro).
Volksgl.: M., bes. in Scheunen, werden durch die Ausräucherung der Räume mit der Asche eines verbrannten, übel riechenden Krebses bekämpft (BA-Rie). Als Mittel gegen M. gelten außerdem: am Johannistag gesuchtes Bilsenkraut, Johanniskrone, Echte Hundszunge, Zweige vom Vogelkirschbaum oder Knoblauch (BA-Bad). Vk-Anhalta 34. In den Zwölften wird von Dingern statt von M. geredet, um eine Mäuseplage zu verhindern. Gebräuche-Altm 83. Um Mäusefraß zu vermeiden, beginnt man mit dem Mähen an einem Sonnabend und fährt auch das erste Fuder an diesem Wochentag ein (KÖ-Ar). M. gehören zum Gefolge der Geister und besitzen deshalb Zauberkräfte. Von M. angefressenes Brot schützt vor Zahnschmerzen (ZE-Na). Wer eine M. laufen sieht, hat Unglück. Masssenweisem Auftreten von M. folgen teure Zeiten (CA-Zu). Vk-Anhalta 34. – 2. ‘Handballen unterhalb des Daumens’ 2: Wb-Altm 142, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – mich dd de Maus s w DE-Ca. – 3. ‘zähe Sehne im Muskelfleisch’,  Hrwass, 2: JE2-Cab, 3: HA-All. – 4a. Dim. ‘Kniescheibe des Pferdes’ 3: Wb-Holzl 144 (HA-Um). – 4b. Dim. ‘Geschwulst am Kniegelenk des Pferdes’ 3: JE1-Ca. – 5. ‘kleines  Kind’, Kosewort, 2: Bewohner-Altm 2,146. – 6. ‘kleiner Schlitten der Kinder’,  Slde(n), 2: WO-Me, HA-Som. – 7. Pl., auch in der Verbdg.: witte Mse ‘Geld’,  Zaster, 2: WO-Wo, vereinz. JE1, 3: verstr. n/ö elbostf., 4: BE-Neu.
Lautf.: Mu(u)s, Ms verbr. nd., Mda-Sti 34, BA-Ha; Museken Dim. (4a.) Wb-Holzl 144 (HA-Um); mes BLA-Brau; [ms] SA-Die; [müis] SA-Dä; [mius] verstr. nwaltm.; Miseken Dim. (4b.) JE1-Ca; Maus verstr. anhalt. – Gram.: Pl.: Müse vereinz. s Altm., JE2-Scho, verstr. n/w elbostf., Id-Queb12; Ms, [ms] verstr. nwaltm. n/mittlere Altm.; Miese, mse HA-AHa Hu, verstr. s/ö elbostf.; Muse, [mz] GA-Bo Le, CALV-Uth, verstr. ZE, Mda-Sti 34; Mäuse (7.) WO-Wo, vereinz. JE1 n/ö elbostf.; Meise verstr. anhalt. – Etym.: (7.) wohl aus Gaunerspr., Nbf. zu  2Ms, vgl. Wb-Rotw [3481]. Zuss.: zu 1.: Hassel-, Heu-, Hs-, Kerken-, Krabbel-, Miezmaus.