Begrfnis n. ‘Beerdigung, Begräbnis’, einschl. der dabei üblichen Feierlichkeiten, 2: verstr. brdb. (außer SA w GA), 3: verbr. elbostf., 4: verstr. omd. – ik j met to Bejrbnis JE2-Scho. – Brauch, Volksgl.: Zur Teilnahme am B. wird vielfach eingeladen. Vk-Anhalta 182 (verstr. ZE). In manchen Orten läuten schon am Morgen des Begräbnistages die Glocken. Vk-Harz 6/7,62. Zur gleichen Zeit kommt in einigen Dörfern der Altm. der Totengräber ins Trauerhaus, um sich vor seiner Arbeit zu stärken. Bewohner-Altm 2,215. Dem Toten werden häufig seine Lieblingsgegenstände in den Sarg gelegt. verstr. Auch ein Geldstück wird mitgegeben, wobei ihm dieses in altm. Dörfern unter die Zunge gesteckt wird, damit er für seine Reise ins Totenreich gewappnet ist. Abergl-Altm 29, Vk-Anhalta 181 (BA-Sip),  Nbiskrg 1. Verschiedentlich kommen Gegenstände der Körperpflege wie Kamm, Seife oder Seiflappen in den Sarg, wenn mit ihnen der Leichnam hergerichtet worden ist. Sie gelten als unrein und können für die Hinterbliebenen gefährlich sein. Vk-Anhalta 179 (vereinz.). Zum B. erscheint der Pfarrer vorw. schon im Trauerhaus (verstr.), slt. empfängt er den Trauerzug erst auf dem Friedhof (Vk-Anhalta 189 – ZE-Klie Wei). In vielen Orten wird vor dem Trauerhaus gesungen. verstr. Beim Schließen des Sarges muss geweint werden, Tränen sollen jedoch nicht in den Sarg gelangen, weil der Tote sonst keine Ruhe findet. Vk-Altm 268. Totenfrauen und Träger achten darauf, dass Blumen oder Bänder nicht in den Mund des Toten gelangen, da er sonst zurückkehrt und die nächsten Anverwandten mit sich nimmt ( Nachzehrer). Aus demselben Grund wird der Tote mit den Füßen nach vorn aus dem Haus und vom Hof getragen. Abergl-Altm 28 f. Auch wird ein Eimer Wasser hinter dem Toten ausgegossen, um dessen Wiederkehr zu vermeiden, das Hoftor wird hinter ihm gleich wieder geschlossen. Vk-Altm 268, Vk-Anhalta 183. Überhaupt dürfen die Tore in der Nachbarschaft beim Heraustragen des Sarges nicht geöffnet sein, da dies den Tod eines Bewohners hervorrufen würde. Vk-Anhalta 175 f. (BE-KlMü). Hinter dem Sarg formiert sich der Trauerzug, der vom Pfarrer und den nächsten Angehörigen angeführt wird. Häufig wird der Sarg nicht mehr getragen, sondern gefahren. verstr. Der Leichenwagen fährt vom Friedhof im Galopp nach Hause, weil die Pferde wieder im Stall sein müssen, ehe der Sarg ins Grab gesenkt ist. Ansonsten folgt der Tote dem Wagen nach. Vk-Anhalta 184 (ZE-Na, DE-GrKü). Während des Trauerzuges wird geläutet (Vk-Altm 269) und gesungen (Brauch-Rie 744), mitunter läuten die Glocken, bis sich der Sarg im Grab befindet. Vk-Harz 6/7,62. Während des Trauergeläuts soll man nichts essen, sonst bekommt man schwarze Zähne. Vk-Anhalta 184 (ZE-Na, BA-Sip). Am Grab wird die Leichenpredigt gehalten, die Leiche eingesegnet und ins Grab gesenkt. verstr. Das Grab ist in West-Ost-Richtung ausgehoben, der Verstorbene wird so bestattet, dass sein Kopf nach Osten liegt. Vk-Anhalta 1932,185. Dem Toten wirft jeder der Trauernden drei Hände Erde nach. verstr. Danach gehen die Angehörigen dreimal um das Grab herum. vereinz. Altm. Ist das Grab zugeschaufelt, werden die Arbeitsgeräte kreuzweise übereinander gelegt (vereinz.), wird zuletzt eine Schaufel niedergelegt, glaubt man, dass als nächste Person eine Frau stirbt, ist es ein Spaten, so stirbt ein Mann (Abergl-Altm 30). Auch soll die zuletzt abgelegte Schaufel in die Richtung weisen, aus der der nächste Trauerzug kommt. Vk-Altm 269. Nach der Zeremonie am Grab schließt sich in einigen Gegenden eine Feier in der Kirche an, bei der die eigentliche Leichenpredigt gehalten und der Lebenslauf des Verstorbenen verlesen wird. verstr. ZE. Danach begeben sich die nächsten Angehörigen und Freunde zurück ins Trauerhaus zu einem meist üppigen Mahl – die Speisenfolge war der einer Hochzeit vergleichbar. Damit versuchte man den Verstorbenen zufrieden zu stellen und seine Wiederkehr zu verhindern. verstr.  Dd, Lke.  Berdigung Begrwe Bgraft Bgräftnis Gräffnis Graft Gräftnis Grwe 1Lke Lkenbegrfnis Lkenfer Lkentog.
Lautf.: Begräfnis, -w- OST-Id, GA-Kä, STE-Ri, vereinz. JE2 n/w elbostf., QUE-West; Bijräfnis JE2-Ki, Bode 1908,70; Begräbnis, begrëpnis, -jräbnis, [bjrbnis] verstr. Altm. (außer SA w GA), vereinz. JE2, verstr. mbrdb. elbostf. omd.; Begräbnisse BLA-Ben; Bijräbnis STE-Hü, WE-Oster; Bu- DE-Ro; [pujrpnis] Wb-Be; [bgrbnis] CALV-Zo; Begräffnis WO-HWa, WE-El; -grebbnis, [bjrebnis] GA-Bo Le, STE-Bö, OSCH-Osch; Bigreppnis HA-Ost.
Bibberkendrt m. ‘feiner Gold- oder Silberdraht, an dem bunte Glas- oder Bernsteinperlen befestigt sind’, war Bestandteil der Brautkrone, vgl. Bwerkendrt, 1: Hochzeit-Altm 39 (nwaltm.), 2: Vk-Altm 254.
Lautf.: Bebberkendra(o)t.
bpacken Vb. ‘einschichten’, auch ‘viel verzehren, essen’ 2: Vk-Altm 251, 3: Wb-Holzl 64 – Junge, ät langsaom, du glööwst nich, wat du denn biepacken kannst. Vk-Altm 251.
1Bne f. 1. PflN ‘Bohne’, auch die Frucht, verbr. – Bohn lng (legen) DE-Ra; greune Bohnen HA-KlSa; ’s jiwwet bei uns weiße B‘n Wb-Ak 38; wai win Beo’n iutpaon (enthülsen) SA-Dä; Graupen und Bohnen und Schwienefleisch Gericht, BLA-Ti; Rda.: nich ne bene ‘überhaupt nicht(s)’ Mda-Weg 89; dat sind dine Bonen nich ‘das geht dich nichts an’ Wb-Holzl 67; Bonen in den Ohren hebben ‘nicht gut hören können oder wollen’ Wb-We 20; hast woll Bohnen jetten, datt’e nich hören kannst? dass., HA-Bee; ... et dure nich lange, da höre ick ’ne Bohnen koken. ‘... hörte ich ihn schnarchen.’ Hbl-Ohre 1927 Nr. 28/Wöhlbier (HA-Eim); jdes Pnichn jiwwet an Tnichn von der blähenden Wirkung der Bohnen, Wb-Be; Wenn’t süss nicks iss, ass koll’ Bn un Bottermälk upp’n Sündag. zu jmdm., der übertriebene Erwartungen hegt, Wb-Altm 206. – Brauch, Volksgl.: Ick hewwe bi’t Backen ne Bohne mit inne backt, un wer dei finnt, is de Negeste mit Frie’n! Rauch 1925,39. Eine B. mit weißen Blättern inmitten grüner Bohnenpflanzen kündigt einen Todesfall in der Familie an. Vk-Altm 266, Vk-Anhalta 173 (CA-Lö). B. sollen nicht an Tagen gesät werden, an denen der Mond im Sternzeichen des Krebses steht. a.a.O. 261 (KÖ-Cös). – 2. in der Verbdg.: Wallsche Bn’ PflN ‘Saubohne’ 2: Wb-Altm 242. – 3. ‘dunkle Fläche an den Zähnen von Pferden’ 3: Wb-Holzl 67.
Lautf., Gram.: Bohne, Bne, [bn] vereinz. sö Altm., verbr. mittleres JE2 mbrdb. elbostf. anhalt.; [pne] Wb-Be; Bohn, Bn, [bn] vereinz. s nwaltm. w SA (außer nwaltm.), SA-Ca, vereinz. ö Rand von GA, verbr. ö Altm. (außer sö), vereinz. n JE2; Bohnen Pl. verstr. ö nbrdb. elbostf.; [bnn] Pl. Mda-nwJe1a 41 (JE2-HSe, verstr. n JE1); Bohn, Bn’Pl. Wb-Altm 22, DE-Or Ra; Bene, Bone vereinz. w elbostf.; Boahne JE2-Sy; Boahn vereinz. sw Altm., STE-Döl; Baouhn GA-Pe; Bouhne, [boun] vereinz. CALV, WE-Sta, BLA-All; [boun] SA-Ev, vereinz. sw Altm., OST-Meß; Bauhn, [baun] verbr. mittleres/ö SA, OST-Bi, verstr. n/ö GA, STE-Ber; [beon] verbr. nwaltm.; bene, [bn] Mda-Ro, Mda-Fuhne* § 63 (DE-Ca); buone OSCH-Di; Bonne BA-Ha Schie; ponne Mda-Sti 23 und 36.
1Brt n. 1. ‘aus Mehl, Wasser, Salz und Sauerteig durch Backen hergestelltes Grundnahrungsmittel’, auch der Brotlaib, allg. – bemehltes Brot SA-Sa; runnes Brot WA-Dom; wittet Brot ‘Weißbrot’ JE1-Bü; dröh (trockenes) Brot äten JE2-Red; hammer tennoch Prt tse Hause? Wb-Be; d Plötz frett jan Brt anne Angel JE2-Scho; Deatt Mehl was schöeun; deatt Brout woard got. Matthies 1903,17; ... und schnitt sich mits Messer an Happ Brot na’n annern ... ab. Wäschke 61915,52; Den andern Morjen brochte Winnemann öhne en Pott vull heiten Kaffee un en Stücke Brot. Wedde 1938,54;Un männichenns was d’ Not so grot,
Dat s’ nich ‘maol Tüffeln ha’ un Brot.
Pohlmann 1905,14;
Rda.: dat leiwe Bret HA-Oh; hei verlrt dat Brt t der Kipe von jmdm., der einen Verlust erleidet, Wb-We 65; der kann mehr wie Brot eten von einem klugen Menschen, Sprw-Börde; fon denne nimmet keinder ’n Stücke Bret von einem von der Gesellschaft verachteten Menschen, HA-Oh; ach, dr is nt bret ewnt, der blift nich te! ‘jmd. kommt immer wieder dorthin zurück, wo er Vorteile genießen kann’ Mda-Weg 89; Wer söcht Brot in Hunnestalle? ‘von armen Leuten kann man nichts verlangen’ WE-Be; der ett ken Brod mihr ‘er ist tot’ JE2-Brie; et geiht ’ne w lenspei’, ml harre keine Wost un ml harre kein Bret HA-Oh; Danzen ahn Musik, dat is aber grad, as wenn’n drög Brot ett. Bewohner-Altm 2,135; Jenn’ Frau woll Brod spar’n, har Koken backt. a.a.O. 1,323; Sprw.: Breot wt allawaigngs (überall) backt ‘auch in der Fremde findet man sein Auskommen’, bes. zu jmdm. gesagt, der die Heimat nicht verlassen will, SA-Dä; Lang töw’n iss kn Brot spaorn. ‘Langes Zögern ist oft nicht förderlich.’ Wb-Altm 275; Vöärgäten Brot (Brot, das bereits vor dem Bezahlen aufgegessen ist) is Sorgenbrot. Spr-Altm 52; Beddelbrot is ’n bitter Brot HA-No; ile (ohne Belag) Brd mkt de Wangen rd Wb-We 22; in där aldergrötsten Not, smecket Wost ok one Brot WE-Be; Weck’r schimmlig Brt itt, de find’ Geld. ‘Sparsamkeit führt zu Wohlstand.’, vgl. aber auch Volksgl., Wb-Altm** 46; Denn sn Brot ick t, denn sn Ld ick sing. Wb-Altm 275. – B. gehört(e) zu den wichtigsten Nahrungsmitteln, was sich in der Wendung dat lwe Brt widerspiegelt. verbr. Bei jeder Mahlzeit lag B. zur beliebigen Benutzung auf dem Tisch. Kost-Ma 75. Bis ins 20. Jh. hinein wurde der Teig noch zu Hause bereitet und nur zum Backen dem Bäcker des Ortes gebracht. verstr. Verschiedentlich wurde es auch im eigenen Backofen, der sich häufig im Garten befand, gebacken. EssennwAltm 19, Kost-Ma 75. Zu den Zutaten gehörten u.a. zu 65 % ausgemahlenes Roggenmehl (Vk-Anhalta 44), an das man Gerstenschrot mengte, um es kräftiger werden zu lassen (Kost-Ma 75) und Sauerteig als Treibmittel. Der angesäuerte Brotteig befand sich im Backtrog und stand über Nacht auf dem Ofen. Am folgenden Morgen wurde der Teig geknetet und geformt. verstr. Zu der früher verbreiteten runden Form des B. (wie z.T. noch im Kreis ZE), trat zunehmend die längliche. Vk-Anhalta 44. Die B. wogen teilweise vier bis sechs Pfund, die zu backende Anzahl hing von der Größe des Haushalts ab, pro Tag und Person rechnete man fünf große dicke Scheiben. Essen-nwAltm 19. Aufbewahrt wurde es im Keller oder in der Speisekammer, das B. für den täglichen Gebrauch befand sich im Brotschrank. verstr. – Volksgl.: Auf den angesäuerten Teig werden drei Kreuze gemacht, ebenso auf den fertigen Teig, damit soll ein Missraten vermieden werden. verstr. Dies wiederholt sich vor dem Backofen nach dem Hineinschieben des B., dabei wird folgender Vers gesprochen:Dat Brot is in’n Oawen,
de Herrgott ist doa boawen.
Wenn’t nu kein Brot werd’n will,
müt’t luter Semmel un Bodderkok’n werde’n.
Spr-Altm 52.
Der Strohwisch, mit dem der Ofen gesäubert wurde, wird anschließend verbrannt. Bewohner-Altm 2,289, Vk-Anhalta 45. Reißt im Backofen ein Brot auf, gibt es ein Unglück (Vk-Anhalta 45) oder es stirbt jmd. in der Familie. Bewohner-Altm 2,290, Abergl-Ma 235 (JE1-Ran). Auch ein im Backofen vergessenes B. kündigt den Tod eines Mitbewohners an. Vk-Altm 266. Das B. darf nicht angeschnitten werden, solange es noch warm ist. Bewohner-Altm 2,290, Abergl-Ma 235 (GA-Mie). Vor dem Anschneiden eines frischen B. werden mit dem Messer ein oder drei Kreuze auf die mehlige Unterseite des Brotes gemacht. verbr. Angeschnittenes B. soll mit der Schnittfläche zur Tischmitte zeigen, sonst geht der Segen aus dem Haus. Ähnlich verhält es sich, wenn das B. auf der runden Seite liegt. verstr. Schneidet jmd. das B. schief an, so hat er an diesem Tag gelogen (Bewohner-Altm 2,290, Vk-Anhaltb 58), ist es ein junges Mädchen, wird sie sich nicht verheiraten (Abergl-Altm 18). Wer schimmliges B. isst, findet Geld (Bewohner-Altm 2,290, Vk-Anhalta 46) oder verfügt danach über die Gabe des Hellsehens (a.a.O. 46). Das Wegwerfen von B. ist eine Sünde. Vk-Anhaltb 58. Wer B. auf die Straße wirft, muss es später mit blutigen Augen wieder aufsuchen (Bewohner-Altm 2,290), wer es tritt, wird einmal Hunger leiden. a.a.O. 2,290, Brauch-Anhalt 17. Weiteres  Hochtt, Kant(en), Knst. – 2. ‘Brotscheibe’,  Stulle, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. omd. – Rda.: sich nich de Butter vons Brt n’m lßen ‘sich nicht alles gefallen lassen’ Wb-Ak 118; er jinnt an annern nich de Butter uff’s Brot von einem neidischen Menschen, Spr-Anhalt 167. – 3. ‘Nahrung, Lebensunterhalt’ verstr. – Rda. (z.T. noch semantische Nähe zu 1.): b einen in ln un br schtn Wb-Nharz 33; dat leiwe Bret fordeinen HA-Oh; De mütt sick sin Brod met’t Mul verdeenen. von Menschen, in deren Beruf das Sprechen eine große Rolle spielt, Bewohner-Altm 1,323; vor andere Lüe Dör sin Brot seuken ‘betteln’ Sprw-Börde.
Lautf.: Brot, Brod, [brt], [brd]; außerdem: prt Mda-Sti 23, Wb-Be; Bret, Broed HA-Oh, vereinz. OSCH, WE-Wa; Broat OST-Flee; Braout GA-Mie, vereinz. mittlere Altm.; Brout, [brout] SA-Ben, verstr. sw Altm.; Braut, Braud, [braut] SA-Ku Zie, verbr. w Altm.; bruot OSCH-Di Schl; Bruet, bret, [brd] Mda-Gö/Is 142, Mda-Ro, Wäschke41910,9, Mda-Fuhne 79 (vereinz. sw KÖ, KÖ-Me, DE-Ca Que, veralt.); [breot, -d] verbr. nwaltm.
Brtball m. ‘Ball, den junge Ehepaare der Dorfjugend, bes. zu Ostern, schenken müssen’, veralt., 2: verstr. Altm., Firmenich 1854,119 (JE2-Kam), 3: vereinz. s GA – Brauch: Der B. ist ein großer, aus bunten Lederstücken zusammengesetzter Ball, der innen mit Asche oder Sägemehl gefüllt ist (verstr. Altm.) und an dem sich auch versch. kleine Messingbälle befinden können. Bewohner-Altm 2,71/Brauch-Ma 264 (STE-Bo). Hauptsächlich zu Ostern, in einigen Orten auch am 5. Sonntag der Fastenzeit (Sonntag Judica) zieht vorw. die weibl. Dorfjugend zum Haus der im vergangenen Jahr getrauten Eheleute, um von ihnen den B. zu fordern. Dazu werden Heischeverse vorgetragen:Hier sünd wi Jumfern all,
wi willn uns haoln den Bruutball.
Will se uns den Bruutball nich gewen,
willn wi öer den Mann wegnehmen.
Tuunpaohl willn w’öer wedder gewen.
Vk-Altm 228 (GA-Rä).
Nach dem Erhalt des B. bedankt man sich durch Segenswünsche bei dem Paar. Anschließend wird so lange mit ihm gespielt, bis er zerfetzt ist. Die Teilnehmer des Spiels sind bestrebt, ein Stück davon als Glücksbringer zu erhaschen. verstr. Altm. Dieser Brauch ist später z.T. durch Geldgaben abgelöst worden. Vk-Altm 228.
Lautf.: Bru(u)tball; außerdem: Brude- Firmenich 1854,119 (JE2-Kam).
Brtballsingen n. ‘Heischegang zu den jungen Eheleuten, um den  Brtball zu erhalten’ 1: SA-Bre, 2: Vk-Altm 227, Brauch-wAltm 50 ff.
Brthne m., in der Verbdg.: Brthne sitten ‘die Hochzeitsgeschenke der Gäste entgegennehmen’, veralt., 2: verstr. Altm. – Brauch: Urspr. wurde am 2. Tag der Hochzeit B. gesessen, aber mit der Einführung des Polterabends fiel dieser Brauch allmählich fort. Vk-Altm 265. Braut und Bräutigam lehnen dabei an einem Tisch, auf dem ein Glas Bier steht und eine Menge Kuchenstücke oder Zwieback liegt. Die Gäste treten einzeln nach dem Grad der Verwandtschaft vor und überreichen ihr Geschenk, das vorw. aus Bargeld (urspr. wurde ein Hahn überreicht) besteht. Jedem Gast wird vom Bräutigam zugetrunken, von der Braut erhält er ein Stück Kuchen oder einen Zwieback. verstr. Altm.
Lautf.: Bru(u)thao(h)n.
Brtlp m. ‘Wettlauf während der Hochzeit’, veralt., 1: Hochzeit-Altm 35 f., 2: vereinz. Altm. – Brauch: Am Abend des ersten Tages der Hochzeit nehmen zwei kräftige unverheiratete Männer die junge Ehefrau in die Mitte, der Bräutigam tritt 5 bis 10 Schritte zurück. Dann beginnt der Lauf, bei dem der Bräutigam versuchen muss, die Gruppe einzuholen. Ist er nicht erfolgreich, wird er verspottet. Im Ziel wird der Braut der Kranz abgenommen und ihr dafür eine Haube aufgesetzt. Hochzeit-Altm 44 f., Vk-Altm 255 f. In der nw Altm. findet der B. direkt nach dem Kirchgang statt. Hier sind es nicht die jungen Eheleute, sondern Gäste, die den Weg von der Kirche bis in das im Nachbarort liegende Hochzeitshaus zurücklegen müssen. Der schnellste Läufer holt dort einen Krug Bier ab und bringt ihn der Braut, wofür er ein rotseidenes Tuch erhält, in das ein Geldstück geknotet ist. Hochzeit-Altm 35 f.
1Ber m. 1a. ‘(Groß-)Bauer, Landwirt, Besitzer eines Bauernhofes’ verbr. – Die B. hatten freie Verfügungsgewalt über ihren (Erb-)Besitz, Abgaben und Belastungen lagen allenfalls auf dem Hof, nicht auf der Person des B. Da sie die größten landwirtschaftlichen Nutzflächen (um 1900 bis zu Größen von über 70 Morgen in der Altm., über 100 Morgen im Unterharz und in der Börde, wo sich sogar Höfe bis zu einer Größe von 400 Morgen fanden) und als Einzige ein volles Pferdegespann (Vollspänner: 4 bis 6 Pferde) besaßen, bildeten sie die Oberschicht. Wohlhabende B. arbeiteten nicht mehr selbst mit, sondern leiteten den landwirtschaftlichen Betrieb von einem im Anwesen eingerichteten Kontor aus. Nur sie durften als B. bezeichnet werden, im letzten Drittel des 19. Jh. gingen sie selbst zur Bezeichnung Ökonom über. Unter ihnen standen in der sozialen Hierarchie die Dreiviertel-/Halbhüfner und Halbspänner sowie die Kossaten (vgl. ausf. Ktste(r)) und Grundsitzer, die über wenig oder nur gepachtetes Ackerland verfügen konnten. vgl. u.a. Knechte-nwAltm 5, Vk-Altm 50, Alltag-Börde 14 f., 403, Volkstum-Ma 36, Vk-Unterharza 41. – de grte Ber ‘der Besitzer eines Bauernhofes’ Wb-We 24; bie de groten Bure wärt disse Arbeit in Akkort e’makt HA-Neu; d Mut (Magd) dnt bain Ban JE2-Scho; Da is mal ... en Bure west, dei’n grotes Anwesen harre. Rauch 1929,77; en Buer mutt feste mit taufaat’n, der kann nich blot mit’n Handschtock jahn WA-We; Slimm genogt, dät de Bure nich to ville Insicht häm ... Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie); Bei den eenen (gemeint ist eine Gaststätte) waren der Farre un der Kanter un der Schulze un de Bauern ... Heese 21919,101; Zundert alleweile hat je wo jeder Bauer seine Jagd ... Wäschke 61915,24; Rda.: den Buren up’n Aeddelmann setten ‘nach Wein Bier trinken’ Id-Altm; dat willt nu mal Engels weeren, sää de Paster, dunn leigen sebben besoopene Buren undern Disch HA-No; Sprw.: Sommerroggen un Ziegenmeß freten den Bur’ as he is. ‘Beide ruinieren den B., weil der Sommerroggen den Boden auszehrt und Ziegenmist nutzlos ist’. Spr-Altm 87; Tanzlied:Alleweil sin de Bauern lustig,
Alleweil sin de Bauern froh,
Alleweil kost’ der Weizen fuffzig
Un zwee Groschen das Bund Stroh.
Vk-Anhaltc 141 (BA-Neu);
von den anderen sozialen Schichten des Dorfes streng geschieden, entwickelte sich ein eigenes Standesbewusstsein, dem bes. im Selbstbild best. Eigenschaften zugeordnet werden: Sprw.: ein Bur kann nich artreckt (erzogen) wern, dei mot geboren sien WO-Gu; de Hoff stärvt nich, blot de Buurn stärven OST-Sta; Wenn man ainen Buren opp de Töne (Zehen) tritt, denn hinkt dat ganze Dörp. Wb-Holzl 35; Wer’n Bur’n bedregen will, de mütt fröh upstaohn. Bewohner-Altm 1,325; de Buur de up sien Vee nich acht, de acht sick sälwest nich OST-Sta; Hat de Bure Geld, denn hat’t de ganze Welt. ‘Eine gut gehende Landwirtschaft, sichert auch den Wohlstand eines Landes.’ Chr-Em 428; das Bestreben, dieser Stellung auch äußerlich Ausdruck zu verleihen, regt zu Spott an: Rda.: Dät versteiht sich, sä de Bur, dao sprak’r hochdütsch. Bewohner-Altm 1,325; Een Bur woll ook väörnehm sind, häi slep bet half Naomiddag. a.a.O. 1,324; Sprw.: Bure blifft Bure un wenn hei slöpt bet Middag HA-Bee; n slächten Buan, de nich prohlen un stähn (stöhnen) kann, je nohdem wiet anbracht is STE-KlMö; In Gedanken frt de Br k in’t Kutsch. wird gesagt, wenn sich jmd. Illusionen macht, Wb-Altm 205; Bur is keen Eddelmann. Bewohner-Altm 1,324; andererseits wird den B. Eigennutz, Geiz und übermäßiges Gewinnstreben nachgesagt: Rda.: Ei is Ei, sagte de Bur, dunn bracht’r ’n Preister ’n Sperlingsei. Spr-Altm 87; Dat kost nix, sä de Bur, do prügelt he sin Jung. Heimatland-Ga 1930 Nr. 10; Sprw.: Wenn de Bure fon Je’m höört, dat is als wenn de Slach ön röört. Wb-Holzl 35; Wenn de Bur spar’n will, denn fängt’r bäin Köster un Prester an. Bewohner-Altm 1,324; ’ne Arme kann man ebenso argern as ’ne Rieke sagte de Bur, as he nach Geld freiete. Spr-Altm 87; Wenn de Köh’ god togaohn un de Fraun’s god afgaohn, denn kann de Bur bestaohn. ‘Wenn die Rinder gut gedeihen und die Ehefrau stirbt, kann der Bauer (durch eine erneute Heirat einer vermö- genden Frau) seinen Reichtum mehren.’ Bewohner-Altm 1,324; ebenso gilt der B. als dickköpfig und bequem: wat de Bur nich will, det deit he nich STE-Do; ehe der Bure zweemoahl jeit, schlept’te detten der Buuk weh deit JE1-Wol; sowohl abw. als auch anerkennend (mit Bezug auf die Bauernschläue): en Bur is en Bur, is en Beist (Biest) von Natur WE-Oster; Br iss ’n Br, Schelm von Natur. Wb-Altm 98; aus der Sicht der Stadtbevölkerung werden den Bauern Unkultiviertheit, Rückständigkeit, Beschränktheit, sogar Dummheit und Grobheit vorgeworfen: Rda.: de Ber stöt’n in’n Nacken ‘Derbheit und Ungebildetheit dringen immer wieder beim B. durch’ Wb-We 24; dat gaet ja as wenn dai Biua Pliu’m fritt ‘das geht sehr schnell’ SA-Dä; Alltoglik sä de Bur, dao har’r een Pärd vör’n Waw’n (Wagen). Bewohner-Altm 1,325; wat versteht de Bure von Jurkensalat? OSCH-Eils; Wat de Welt doch grod is, sä de Bur, dunn keek’r äöwer’n Kohltun. Bewohner-Altm 1,324; A’ wil (jetzt) kaom ick, sä de Bur, dao feel häi ut de Luk. Verspottung von übertriebenem Eifer, a.a.O. 1,324; Sprw.: wat de Bur nich kennt, det fritt he nich GA-Trü; wenn de Buer keine Inwenige (Wendestelle) härre, pleue hei bet na Jerusalem WE-Dee; De Bur’n lieben lange Mettwöst un korte Predigt. Spr-Altm 87; de dümmsten Burn hebbn de jrötsten Tüffeln STE-Bir. – 1b. in der Verbdg.: lüttger/kleiner Ber ‘Kleinbauer, Besitzer eines kleinen Ackerhofes’,  Ktste(r), 2: ZE-Jü, 3: vereinz. OSCH WE. – 2. ‘grober, unhöflicher Mensch’, abw., 4: Wb-Ak 33, Vk-Anhaltc 42 – Rda.: D bist an richtijer Bauer, nimmst nonichem de Mitze ab. Wb-Ak 33. – 3. ‘Unter’, Spielkarte, 2: Wb-Altm 29. – 4. ‘Weihnachtsmann’,  Wnachtsmann, vgl. Berkls, 3: Wb-Nharz 35.
Lautf., Gram.: Buer, [br, nwaltm., nbrdb.: -, -] vereinz. ö nwaltm., verstr. nbrdb., WO-Ma, verstr. mittleres/s elbostf.; per Mda-Sti 19; Buere, [br] vereinz. s JE2 n JE1, HA-Oh, vereinz. nw OSCH, WA-Un; Buur, [br] SA-HDo Ho, vereinz. w Altm., verstr. ö Altm., JE2-Gü, GA-Ge, verstr. sw elbostf., vereinz. ö elbostf.; pr Mda-Sti 19; Bure, [br] verstr. s Altm., vereinz. mittleres JE2, verstr. mbrdb., verbr. n elbostf., vereinz. n OSCH; Bu(h)rn Pl. SA-Han Rie, vereinz. ö Altm., JE1-Gü, BA-Re, Vk-Unterharza 52 (BA-Schie); [biu] verbr. nwaltm.; [biu] SA-Dä; Büer SA-Um; [büu] SA-Hi Pe; Bauer Sg., Bauern Pl. verstr. s ZE, QUE-GrSchie, Vk-Anhaltc 141 (BA-Neu), verbr. anhalt.; [paur] Wb-Be.