Kindsftken n. ‘Geschenk, das ein Neugeborenes angeblich seinen älteren Geschwistern mitbringt’ 2: Wb-Altm** 43, Vk-Altm 249, GA-Le, CALV-Zo, 3: Volksgl-Ma 18 (Drömling) – Bei den mitgebrachten Dingen konnte es sich u.a. um nahrhafte Würste handeln, die acht Tage nach der Geburt beim Kinnsfäutjen vertren im engsten Familienkreis verspeist wurden. Volksgl-Ma 18 (Drömling).
Lautf.: KindsföötkenVk-Altm 249; [kindsftn]CALV-Zo; Kinnsfötken Wb-Altm** 43; -fäutjenVolksgl-Ma 18 (Drömling); [kindftn] GA-Le.
Kistenwgen m. ‘Wagen, auf dem die Aussteuer der Braut am Tag vor der Hochzeit in das Haus des Bräutigams befördert wurde’ 2: Hochzeit-Altm 21, Hochzeitsbrauch-Altm 350, Vk-Altm 258, 3: Vk-Ask 134.
Lautf.: KistenwagenHochzeitsbrauch-Altm 350, Vk-Altm 258; Kesten- Hochzeit-Altm 21; kestewn Vk-Ask 134.
Kittel m. ‘hemd- oder jackenförmiges Übergewand’, in versch. Ausführung. – a. als Kleidungsstück der Bauern, veralt., 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. Altm., JE2-De, 3: verstr. elbostf. (nicht ö), 4: Wb-Be, Wäschke 41919,108 – mn Gresfder drauch noch ‘n blauen Kittel, innen ret HA-Oh; Rda.: bi’n Kiddel krig’n/näm’ ‘jmdn. verprügeln’ Wb-Altm* 78; upp’n Kidd’l gaon ‘gegenüber jmdm. mit Strenge auftreten’, auch ‘jmdn. zum Geständnis bringen’ a.a.O. 59; upp’n Kiddel kaom’/stg’n ‘jmdn. züchtigen’ a.a.O. 59; Sprw.: wökern’t Kittel nich paßt, de treckten sik nich an STE-Bad. – Bei der Arbeit wurde ein einfacher K. über ein Leinenhemd und eine Tuchweste gezogen. Vk-Altm 56. Als Teil der bäuerlichen Tracht war der rockförmige und innen mit rotem Tuch gefütterte K. mit vielen Knöpfen versehen, die bei den ärmeren Bauern aus Horn, Messing oder Blei, bei den wohlhabenden jedoch aus Silber bestanden. Zur Befestigung wurden die Ösen der Knöpfe an der Innenseite durch einen Lederriemen miteinander verbunden. Tracht-Ma 244. – b. als Kleidungsstück der Frauen, 2: Wb-Altm 59, 3: CA-Fö. – c. als Kleidungsstück der Kinder, 2: Wb-Altm* 59, 3: Wb-Nharz 97, Id-Queb 3 – Sprw.: Kümmt Tid, kümmt Raot, kümmt Kind, kümmt Kidd’lken. Wb-Altm* 59.
Lautf.: Kitt(e)l, [kít()l]; außerdem: Kidd(e)l vereinz. nwaltm. Altm.; Dim.: Kidd’lken Wb-Altm* 59. Zuss.: Hrden-, Krp-; sonstiges: Licht-.
Köstenbidder m. ‘Einlader (zur Hochzeit)’,  Hochtdenbidder, 2: Wb-Altm 113, Vk-Altm 252, Mda-Ar 30.
Lautf.: KöstenbitterWb-Altm 113, Vk-Altm 252; [kstbt] Mda-Ar 30.
Ktner m. ‘Besitzer einer  1Kte 1a.’, z.T. mit angrenzendem Stück (Garten-)Land; die K. waren oft auch nur Pächter von Ackerland oder als Landarbeiter tätig, bildeten nach dem sozialen Aufstieg der Kossaten ( Ktste(r)) neben den  Grundsitzern die unterste Stufe der besitzenden Bauernschaft, veralt.,  Kts-te(r), 1: vereinz. nwaltm., 2: Wb-Altm 98, Bewohner-Altm 2,50, Vk-Altm 51, vereinz. OST, STE-Wa.
Lautf.: Kötner OST-Sta; Käötner Wb-Altm 98, OST-Hö; Kät(h) nervereinz. nwaltm., Bewohner-Altm 2,50, Vk-Altm 51, vereinz. OST; [kaetn] SA-Dä; Koatner STE-Wa.
Ktste(r) m. ‘Kleinbauer, Besitzer eines kleinen Akkerhofes’, gehörte zu den unteren Schichten der über Ackerland verfügenden Bauern, veralt., verbr. – daomals woont’n up de ene Site vonne Dörpschtraote de Buur un up de annere Site de Kossät’n. JE2-Gü; … unse Lieseken, als grote Ackermannsdochter, kann doch keinen Kotzäter frien! Rauch 1925,43; Vetter Bethenär war an kleener Kossäte in Jroße Paschlemn, un wie die Kossäten dunnemals alle, hadde seine Arweet von friehmorjens bes an’n schpäten Amnt. Wäschke 41920,45; … erlaven … den Buren tho Rybow, houneren und kotseteren, dat se und ein jewelck mogen ewichlikken holthauwen tho nodtorfft … Urkunde des Markgrafen Otto, Salzwedel 1369, Cod. dipl. Brdb. 1.14,151; Item sie gehen 1 tagk zu hovedinst ufn tamb zu Dessaw zur bete … Uber allem disem hovedinst gipt man den kosseteren essen und trincken … Groß Kühnau, Amt Dessau und Lippehne 1547–49, Landreg-Anhalt 1,95. – Urspr. aus dem Landarbeiterstand stammend, waren die K. zu Besitz gekommen. Sie konnten über eine  1Kte 1a. mit einem kleinen Stück (Garten-)Land unmittelbar am Haus verfügen. Da sie außerhalb des Gemeindeeigentums standen, musste ihr Ackerstück umfriedet sein, von der Nutzung der Allmende waren sie ausgeschlossen. Allmählich gelang es ihnen, ihren Besitz zu vergrößern oder Pachtland zu erwerben. Da sie zunächst keine Pferde halten durften, hatten sie nur Hand- und keine Spanndienste zu leisten. In der sozialen Hierarchie des Dorfes blieben sie streng von den Bauern geschieden, obwohl sie in vielen Orten zahlenmäßig die stärkste Gruppe bildeten. Allerdings stellten sie auf Grund der unterschiedlichen Größe ihres Ackerlandes und ihres Viehbesitzes keine homogene Schicht dar. Ein Teil von ihnen konnte nicht allein von der Landwirtschaft leben, so dass sie daneben handwerkliche Tätigkeiten ausübten oder sich als Tagelöhner verdingten. Vk-Altm 50f., Knechte-nwAltm 5, Bauer-Börde 298, Spr-Elbe/Saale 163ff.  in der Zentrale wurden Kleinbauern versch. sozialer Stellung zusammengefasst: Anber Bdner Ber Grundsitzer Hsler Kzer Kleinber 2Kter 1Ktjer Ktmann Ktner Ktstenber Prdektjer Pommker Schrwarker Stückenkter; scherzh., abw.: Bollenpropper Buttjer Dtmker Hackenbter Japper Kleinkrpler Klepperbauer Kltjer Knöddjer K-balg Kbatz Kbatzer Kber Kbuttjer Kbützel Kkl-ter Kktjer Kktster Kkuttenklatscher Kprtjer Kqutjer Kschtenpattjer Ktjacker Krauter Krödeler Krpler Kuhklacker Kuhklepper Kuhscheißenbauer Kuhschuster Kuhzipfel Pattjacker Pker Psinger Prtjer Puttjacker Qutjer Sandmann Zickenber.
Lautf.: Ktster, -ster vereinz. nw elbostf.; Kotzäte WO-GrAm; Ko(ot)zäter, Ko(ot)zeter WO-Col Me, verstr. n elbostf.; Kotsitter OSCH-Huy; [kltstr] Beiträge-Nd 65 (WO-HWa); Ktsasse vereinz. sw elbostf.; Ktsass BLA-Ben Wie; Kautsäter Wb-Holzl 125 (WA-Dom); KossteOST-Sto, GA-Sche Vi Wa, WO-Zi, vereinz. s JE2, verbr. JE1 ZE, WE-Il, CA-Bie Pö, Wb-Ak 96, Wäschke 41920,45; Kosst, [kost] WO-Be, Mda-nwJe1b 66 (JE2-HSe, verstr. nw JE1), JE1-Schor, HA-Som; Kossäter, Kosseter WO-HWa, OSCH-Ad, WA-Alt, BA-GrAls, vereinz. n CA; [gozdr] vereinz. BE; Kossäate JE1-Ge; Kosseäte JE2-Ki, JE1-Grü; Kossate, Kosste STE-Ca, JE2-Kar, JE1-Da, ZE-We, vereinz. elbostf., CA-Sa, Wb-Be; [gozd], [gozd] vereinz. BE; Kossat, Kosst SA-Pü, verstr. Altm., JE2-Alt, JE1-Mö Sche Zep, verstr. elbostf., vereinz. s CA; [gozd], [gozd] vereinz. BE; [kst] HA-Uep; Kossart GA-Ro; Kossut CA-Bo; Kussate OSCH-Krop; [gozdr] BE-Fr HErx; Koster, Kostä, Kosta verstr. nwaltm., verbr. Altm., JE2-Reh; Kooster, KaosterSA-Stör, OST-Neu, STE-Ri, CALV-Zo; Kö- ster vereinz. s nwaltm., OST-GrBa; Kosser verstr. nö OST; Kossert WE-Si; Kotzer verbr. n/mittleres JE2, JE2-Fie; Kootze JE2-Kl; Kootzer JE2-Kl; Kothser Id-Altm. – Etym.: Wort brabantischer Herkunft *cotsete > cossete , eigentlich ‘Insasse einer Kote, einer kleinen Hütte’, damit wurden hörige Landarbeiter bezeichnet, die über ein kleines Haus und ein Stück Land verfügten, durch die Siedler zunächst im brdb. Sprachraum verbreitet, verdrängt schließlich nach der Eingliederung der magdeburgischen Gebiete in den brdb. Staat durch die Verwendung in der Verwaltungssprache auch im elbostf. Gebietdie einheimischen  2Kter, 1Ktjer; die Formen Koster, Kotzer durch Akzent auf dem ersten Glied entstanden, vgl. Spr-Elbe/ Saale 163ff. und 288f., Teuchert 21972,306ff. Zus.: K-.
Kwel f., m. 1. ‘kleines, ungesäuertes Brot aus Weizen- und/oder Roggenmehl’, veralt., 1: verstr. nwaltm., 2: Wb-Altm 121, Wb-Altm* 61, Vk-Altm 258 und 265, verstr. w/mittlere Altm. – Brauch: Das aus Weizen- (vereinz. nwaltm.), Roggenmehl (Wb-Altm 121, OST-GrRo) oder zu gleichen Teilen aus beiden Getreidesorten (vereinz. nwaltm., Vk-Altm 258, vereinz. w/mittlere Altm.) gebackene Brot wurde nach der Ernte an die Erntehelfer verteilt. GA-Hem. Die Kinder, die am Polterabend kamen, um dem Brautpaar durch das Zerschlagen von Geschirr Glück zu wünschen, erhielten zur Belohnung ein Stück K. Vk-Altm 265. – 2. ‘Topfkuchen (aus Weizen- und Roggenmehl)’,  Pottkken, 1: SA-Dam, 2: JE2-Schö.
Lautf.: Kuw(e)l, [kv()l] Wb-Altm 121, verstr. ö SA ö GA, OST-Bi GrRo, vereinz. CALV; Kuwo, [kvo] SA-Ho, vereinz. ö nwaltm.; [kv] SA-Ev; Kuwa SA-Han Mel; [kiuvo] SA-Die KlGe; [kiuv] verstr. nwaltm.; Kiuwa SA-Ty; Kubel, [kb() l]Essen-nwAltm 19, Vk-Altm 258 und 265, verstr. w/mittlere Altm., JE2-Schö; Kufel SA-Win; Kuel SA-Ben; Küb’l Wb-Altm* 61. – Etym.: slaw. Herkunft, vielleicht zu tsch. koblih ‘Faschingsküchlein’ oder zu wendl. kuwol ‘Kugel’, vgl. Selmer 1924,16, Spr-Elbe/Saale 102.
1Lke f. 1. ‘der tote Körper, Leichnam’ verbr. – wi hebbet ne Like in’n Huse Wb-We 82; de Lke hemm se ht bejrun JE2-Scho; ne B’n is anne Leiche anjetrem’m. Wb-Ak 104; Rda.: blaß wie ane Leiche ‘blass, kränklich’, von der Gesichtsfarbe, Vk-Anhalta 62; w ne lke tsein dass., Wb-Nharz 117; de ganze Woche krank un den Sönndag doch keine Like von einem Simulanten, Wb-We 82. – Brauch: Nach Eintritt des Todes wurde die L. von einem Verwandten (Vk-Harz 6/7,61) oder der Leichenfrau (Vk-Anhalta 177) gewaschen und angezogen. Männer wurden mit einem schwarzen Anzug, Frauen mit einem schwarzen Kleid bekleidet. Bis zum Begräbnis bahrte man den mit einem weißen Laken bedeckten Toten im Haus auf. Als Unterlage diente meist Stroh, der Kopf ruhte auf einem mit Spitzen besetzten Kissen. Im Sommer bedeckte man das Gesicht mit einem Essiglappen (Vk-Altm 266) oder den ganzen Körper mit Rasenschollen (Vk-Anhalta 179), um eine schnelle Verwesung zu verhindern. Während der Aufbahrung brannte zu jeder Seite des Sarges eine Kerze. Bevor der Sarg geschlossen wurde, traten die Angehörigen heran, um vom Verstorbenen Abschied zu nehmen. Vgl. Vk-Altm 266ff., Vk-Harz 6/7,61ff., Vk-Anhalta 179ff. – Volksgl.: Ist eine L. im Haus, werden die Uhren angehalten (Vk-Harz 6/7,62) und die Spiegel im Sterbezimmer verhängt oder entfernt, da es sonst einen weiteren Todesfall in der Familie gibt. Vk-Anhalta 175 (ZE-Jü). Aus demselben Grund soll der L. kein Kranz auf die Brust gelegt werden. Vk-Anhalta 175 (KÖ-Pro). Damit die Seele des Verstorbenen nicht im Haus bleibt, werden Fenster geöffnet (Vk-Altm 266) und die Stühle, auf denen der Sarg stand, umgekippt (Vk-Anhalta 183). Beim Heraustragen ist darauf zu achten, dass die L. das Haus mit den Füßen nach vorn verlässt, um eine Wiederkehr des Toten zu verhindern. Deshalb wird auch ein Eimer Wasser hinter der L. ausgegossen und der Torweg gleich geschlossen. Vk-Altm 268, Vk-Anhalta 183. – 2. ‘Begräbnis’, einschließlich der dabei üblichen Feierlichkeiten,  Begrfnis, auch ‘Leichenzug’ 2: vereinz. w Altm., verstr. ö Altm. n JE2 mbrdb., 3: vereinz. elbostf., aber verstr. n CA, 4: verstr. anhalt. – to Liek goahn STE-Tan; er hat ne scheene Leiche jehatt CA-Ca.
Lautf., Gram.: Like verstr. JE2, verbr. JE1, verstr. ZE, verbr. elbostf.; Li(e)k verbr. nwaltm. nbrdb.; Lieche, [l] verstr. ZE, Mda-Sti 17; lch n. Mda-Sti 17; Leiche, [lai] vereinz. n nd., verstr. s nd., verbr. omd.
Lkenköste f. ‘gemeinsames Mahl von Angehörigen und Freunden nach dem Begräbnis’, vgl. Leichenschmaus, Lkenbr, 2: vereinz. Altm. – Brauch, Volksgl.: Die L. war eine Feier zur Verabschiedung von dem Toten, zu der auch Pfarrer und Küster geladen waren. Mit einem üppigen Mahl – die Speisenfolge war der einer Hochzeit vergleichbar – versuchte man den Verstorbenen zufrieden zu stellen und seine Wiederkehr zu verhindern. Abergl-Altm 31, Vk-Altm 269.
Lautf.: Liekenköst; außerdem: [lkkst] Mda-Ar 32.
Nachtkost f., n. ‘am späten Abend eingenommene Mahlzeit’ 1: SA-Dä, 2: Vk-Altm 264 – Brauch: Zu vorgerückter Stunde, kurz bevor sich das Brautpaar zurückzieht, nimmt die Hochzeitsgesellschaft eine hauptsächlich aus Kartoffelsalat und Wurst bestehende N. zu sich. Vk-Altm 264.
Gram.: f. Vk-Altm 264; n. SA-Dä.