Aue f. 1. ‘meist an fließenden Gewässern liegende Niederung mit saftigen Wiesen und verstreut stehenden Büschen oder Bäumen’, auch als FlN, vereinz. – ... II morgen graß vnd holtz in der Awe zwuschen Ploczig vnd Aderstidde gelegen ... 1. Hälfte 16. Jh., UB Kloster Ilsenburg 2,488. – 2. ‘Bach zum Großen Graben ganz im Norden des Kreises Ochersleben’ 3: Wb-Holzl 58, HA-Oh – in de Au bn a.a.O.
Lautf.: Aue; außerdem: Au HA-Oh; e Wb-Nharz 136 (WE-De).
Börde f. ‘fruchtbare Niederung westlich von Magdeburg (Magdeburger B.)’ – Neckreim: In de Boere hemm’se groote Woere (Worte), Un de Paer’ in’n Stall sünd nich öhre. 3: Lieder-Ma Nr. 866 (WO-Ol); ... to Sehusen in der Magdeborgheschen borde ... 1372, UB Kloster Ilsenburg 1,216.
Etym.: mnd. brde ‘zins- oder steuerpflichtiges Landgebiet, Bezirk, Landschaft’, zu  bren ‘(Steuern) erheben’, vgl. Kluge 242002,140, Schröder, in: Nd. Jb. 65/66 (1939/40), S. 33 f.
Hmen m. 1. ‘Nachgeburt des Viehs’, bes. von Rindern und Pferden, 1: SA-Dam, 2: verbr. brdb., 3: verbr. n elbostf., verstr. mittleres/ö elbostf., 4: verbr. nthür., vereinz. n anhalt. – Brauch: In der Altm. und n JE2 wurde die Nachgeburt des Pferdes in einen Obstbaum gehängt, damit das Fohlen den Kopf hoch trug bzw. damit es gut gedieh; im übrigen Gebiet wurde sie über der Toreinfahrt aufgehängt. Es war auch üblich, die Nachgeburt zu trocknen und dem Fohlen bei Krankheit als Pulver einzugeben. (Bauernwelt-Ze).  Dracht 2Hmel Khmen Lse Lsels Ngebrt Nett Nutzen. – 2. ‘beutelförmiges Netz zum Fischfang’, es wird an einer Stange oder an Zugleinen durch das Gewässer gezogen,  Schfhmen, 2: CALV-Uth, WO-Sa, verbr. JE2 JE1, 3: vereinz. n elbostf., OSCH-KloGrö Ro, QUE-Que, CA-Ca – eyn hame pro piscatura Inventar Kloster Aderstedt 1498, UB Kloster Ilsenburg 2,448.
Lautf.: Hamen SA-Dam, verstr. brdb. elbostf.; Hamn ZE-Ro; Hm, Ham OST-Deu Gla, vereinz. s Altm. JE2 JE1 w ZE, verstr. n elbostf., WA-KlRo, CA-Fö; Hoamen SA-Win, OST-Bö Ker, WO-Dru; Hoam’n STE-Do; [h] verstr. n BE; Hoam, Haom, [hm] verbr. Altm. (außer OST), verstr. JE2 JE1 ZE, vereinz. n elbostf., WA-GrGe Se, CA-Pö; [ham] Mda-sJe1 31 (vereinz. s JE1, ZE-Göd); Hm, Hom vereinz. Altm. JE2 w JE1, ZE-Buk; Höm SA-Thür; Habn JE1-Go; Hoaben CA-Ca; Hown OST-Rä. – Etym.: zu mnd. hme m. 1. ‘Decke, Hülse, Samenhülse’; 2. ‘beutelförmiges Stellnetz, Fangsack’ HWb-Mnd 2,209, vgl. auch Peesch 1968,34f. Zuss.: zu 1.: K-; zu 2.: Kratz-.
Hrt f. 1. ‘Umfriedung, Einzäunung für Vieh’ 1: SA-Rist, 2: Wb-Altm 85, Mda-Ar 29, GA-Da, 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 152, Wb-Ak 72 – de Schaper drifft de Schape all in de Höre HA-Bee. – 2. ‘Wand, die in der Scheune die Tiere von der Banse trennt’,  Bslag, 2: OST-Sto. – 3. ‘Flechtwerk oder Holzgestell zum Trocknen von Obst oder Käse’,  Ksehrt, 1: SA-Rist, 2: Wb-Altm 85, verstr. JE1, vereinz. n ZE, 3: verstr. elbostf., 4: Wb-Be – … eyne halue tunnen kese up der hordt … Inventar Klosterhof Aderstedt 1498, UB Kloster Ilsenburg 2,448. – 4. ‘Gitterschrank, Gestell für Milchsatten, Obst, Flaschen’ 3: CA-Fö. – 5. ‘leiterartiger Behälter im Stall, zwischen dessen Sprossen das Vieh Heu oder Gras herausziehen kann’,  Hilde, 1: verbr. nwaltm., 2: OST-Sa, GA-Kak, 3: HA-Scha, OSCH-Dee – fea dai Paia (Pferde) wat dat Haö up Hüad schtaigng (gesteckt) SA-Dä. – 6. ‘Seitenbrett am Kastenwagen’, 2: verstr. JE1, vereinz. n ZE, 3: verstr. elbostf., 4: BLA-All Sti, Wb-Ak 72, Vk-Anhalta 21, Wb-Be.
Lautf.: Hohrt, Hrt Wb-Altm 85, OST-Sto, vereinz. elbostf.; Hrte HA-Ost, Wb-We* 215; [ht] Mda-Ar 29; Hert HA-Oh, [hrt] WE-Wa; [huort] OSCH-Di; Hort, [hort] verstr. s elbostf.; [hot] SA-Rist; Horte, [hort] GA-Da, verstr. JE1, vereinz. n ZE, Beiträge-Nd 63 (WO-HWa), WO-Ma, HA-Scha, verstr. nö CA, BLA-All, Mda-Sti 152, Wb-Ak 72, Wb-Be; HortenPl. WE-Kö, BLA-Sti, CA-Fö, Vk-Anhalta 21; Horden Pl. BA-GrAls; Horn Pl. WA-Neu; Hööre Hbl-Ohre 1927 Nr. 28/Wöhlbier (HA-Eim), Höre HA-Bee, Wb-We* 215; Höerd’n Pl.(?) SA-Ho; [hud] SA-Dä; Hürt SA-HDo Wa, OST-Sa; Hürd SA-Scha Schm; [hrdn] Pl. SA-Pü; Hiert SA-Bon Die; Hirt SA-Ah Brie, GA-Kak; Hiat vereinz. nwaltm.; Hiät SA-Ch. – Gram.: f.; außerdem: n. belegt HA-Ost, QUE-Hau. Zuss.: zu 3.: Kse-, Kken-, Obsthorde; zu 6.: Hinder-, Kasten-.
1Kn m. 1a. bes. ‘großes, flaches Wasserfahrzeug zum Transport von Lasten, das nicht über einen eigenen Antrieb verfügt’, aber auch allg. für Wasserfahrzeuge versch. Größe gebr., nicht jedoch für Dampfer, verbr. – … de Kn slauch umme … Tiedge 1954,39 (HA-Ost); mit’n Kn op’n Dke rumpadeln HA-Oh; … ut perpetualiter liberum aque transitum de navi, quam cane in vulgari appelant, in utroque littore Sale sine omni inpedimento habeant. Urkunde des Erzbischofs von Magdeburg von 1168, UB Erzst. Magdeburg 1,326; E. C. is gewoldiget en cane vor V lot. 1375, StB- Neuhaldensleben 251; eyn gudt nye kn up dem strange (Bach) Inventar Klosterhof Aderstedt von 1498, UB Kloster Ilsenburg 2,448; Wer in schiflin oder kahnen toppe schiffet, der muß von izlichem sch., was fur toppern wahre er schiffet 1 stuck zu zol geben; … Amt Dessau und Lippehne 1547–1549, Landreg-Anhalt 1,37f. – K. bezeichnete urspr. die kleinste Schiffsart, etwa seit dem 18. Jh. ist es in der heutigen Bed. gebr. und steht vorw. für das große Elbfrachtschiff. Der Unterscheidung und Benennung liegen versch. Gesichtspunkte zugrunde, z.B. Baumaterial (Holzkahn, eiserner Kahn), Bauweise (Hamburger Kahn, Breslauer Kahn u.a.), Form des Decks (Schrägdecker, Plattdecker), hauptsächlich befahrene Wasserstraße (Elbe-, Saale-, Kanalkahn), beförderte Ladung (Stein-, Bierkahn u.a.). vgl. ausf. Elbschifferspr. 63 und 75ff., Wb-Ak 84. – 1b. ‘kleiner Fischerkahn’ – dät tsfatt (kleine tiefe Schaufel) nömmt man tum Wta tschippm tn Kn 2: JE2-Scho. – 1c. in der Verbdg.: klner Kn ‘das hölzerne, 3–4 m lange Beiboot der großen Elbfrachtkähne’, es wurde am Heck des K. (1a.) mitgeschleppt, 2: Elbschifferspr. 85 (STE-Bit Tan, WO-Ro), ZE-Roß, 4: Elbschifferspr. 85 (CA-Ak), Wb-Ak 84 – nemm doch dän kleen Kahn un stake na de annere Seite newwer ZE-Roß. – 2. ‘Bett’,  Bedde, 2: ZE-Roß, 3: HA-Oh, 4: Wb-Ak 84, Wb-Be – in Kn jn ‘schlafen gehen’ Wb-Ak 84; lech dik in’n Kn HA-Oh. – 3. ‘großer Schuh’ 4: Wb-Ak 84. – 4. ‘kleiner Schlitten der Kinder’,  Slde(n), 4: CA-Mi.
Lautf.: Kn, Kaan Wb-Holzl 115, HA-Oh; sonst: [kn]. Zuss.: zu 1.: Holzkahn, Kippelkahn, Kohlenkahn, Lger-, Middel-.
Ksenapp m. 1. dass. wie  Ksekorf, auch ‘Gefäß zur Lagerung von Käse’ 2: OST-Bi, 3: verstr. elbostf., 4: Wb-Be, Vk-Anhaltb 80 (KÖ-Tri) – Kinderreim:Nip, Nap, Käsenapp,
Morgen is es Sonntag.
Zieh ich meine Stiefeln an,
Reis’ damit nach Kurikam,
Von Kurikam nach Kutschkutsch.
Id-Queb 2;
Bastlösereim:Schrab, schrab, Käsenapp!
Will mein Pfeifchen noch nicht ab,
So schmeiß ich dich in’n Graben,
Fressen dich die Raben;
Komm’n die kleinen Schweinichen,
Fressen dich alleinichen.
Schrab ab, schrab ab,
‘nen Löffel voll Saft!
Vk-Anhaltb 80 (KÖ-Tri);
LX keseneppe Inventar Kloster Aderstedt 1498, UB Kloster Ilsenburg 2,448. – 2. in der Verbdg.: Käseneppe schmieten ‘flache Steine so auf eine Wasserfläche werfen, dass sie mehrmals springen’,  Botterstulle, 2: JE1-Wo.
Lautf., Gram.: Käsenapp, [kzenap] Id-Queb2, Wb-Be, Vk-Anhaltb 80 (KÖ-Tri); -neppe Pl. JE1-Wo; Kesenapp, ksenap Vk-Harz 8,65, Wb-Nharz 96, Id-Queb 2, Kesenapp HA-Oh; Keis- OST-Bi.
Kwitt m. 1. TiN ‘Kiebitz’ 1: SA-Rist, 2: verstr. Altm., JE2-Scho, ZE-Nu, Bauernwelt-Ze, 3: verbr. elbostf., 4: Wb-Ak 89, Wb-Be – Rda.: hls der Kwids Fluch, CA-Ak; de rennt wie en Kiewitt STE-Tan; do kann de Kiewitt de Bullen twingen von schlechtem Ackerboden, OST-GrBeu; Kinderreim:“Kiewitt, wo bliew ick?”
“Hinner’n Brammelbärbusch.”
“Dao sing ick, dao spring ick;
Dao häw’ ick mien Lust.”
Pohlmann 1905,61;
in FlN: 2 morgen an eynem stucke in der Kyuittesbrede. 1518, UB Kloster Ilsenburg 2,499. – 2a. ‘mageres Huhn, magere Gans’ 3: Wb-Nharz 96. – 2b. ‘hagerer, schmächtiger Mensch’,  Hämp(er)ling, 3: Mda-Weg 101, Wb-Nharz 96. – 3. NeckN für die Bewohner von Wilsleben, 3: Vk-Ask 167, Spr-Asch 48. – 4. in der Verbdg.: Kiwitt smieten ‘flache Steine so auf eine Wasserfläche werfen, dass sie mehrmals springen’,  Botterstulle, 2: GA-Wer.
Lautf.: Ki(e)witt, Kwitt, [kwit] SA-Rist, verstr. Altm., JE2-Scho, ZE-Nu, verbr. elbostf., Wb-Be; [kvid] GA-Da; Kwt QUE-Di; Kwitz Wb-Ak 89; kbit OSCH-Di; kbitz Wb-Nharz 96; Nbff.: Kiewick Bauernwelt-Ze; Kifittich, Kfittich HA-Oh, Mda-Weg 101, verstr. Nharz.; Kfittchen WE-La; Kfittjeck WE-Wa.
Lgel n. 1. ‘kleines Holzfass’, veralt., 2: verstr. Altm. ZE, 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 171. – Im L. wurden hauptsächlich zur Erntezeit Getränke (Wasser, Bier) mit auf das Feld genommen. Im Kreis Zerbst besaß es zwei einfache Füße, die ein Wegrollen verhinderten. Mit einem an einem Faden befestigten Holzpflock wurde die Öffnung verschlossen, ein Mundbrett erleichterte das Trinken (Bauernwelt-Ze). Das mit einem derben Strick versehene Fässchen konnte zum Transport auf dem Rücken getragen oder an den Erntewagen gehängt werden. – en Leggel Brännwien Albrecht 21822 2,75; Henningk Kruse het gewunnen 1/2 stovekens (Flüssigkeitsmaß) leggelen 1479 StB-Neuhaldenslebenb 141; III lechelen Inventar Klosterhof Aderstedt 1498, UB Kloster Ilsenburg 2,448. – 2. ‘ein bisschen, ein wenig’, veralt.,  bten, 3: Wb-Holzl 133.
Lautf.: Legel STE-Ho; Ll Bauernwelt-Ze; ljel Mda-Sti 171; Leggel Albrecht 21822 2,75; Lechel verstr. Altm. elbostf.; [l] Mda-Ar 25; Nbf.: lecheln Wb-Nharz 115. – Etym.: entlehnt aus lat. lagoena ‘Flasche mit engem Hals und weitem Bauch’, vgl. Kluge 231995,499.
2Lke f. 1. ‘Pfütze, kleine Ansammlung von Flüssigkeit’ 2: ZE-Roß, 3: Wb-We 78, 4: vereinz. anhalt. – der Hund hat wedder ne Lache in de Kiche jemacht ZE-Roß. – 2. ‘stehendes Gewässer, Tümpel, Seitenarm eines Flusses’,  Dk, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. anhalt. – 3. ‘feuchte Niederung, sumpfiges Wiesen- und Weideland, Sumpf’,  Brk, 2: Wb-Altm 124, verbr. JE2 JE1, 3: Wb-Holzl 132, 4: DE-Kle; 2. und 3.häufig in FlN, vgl. Stud-Elbostf 45f. – by der lutteken Lake (bei Heudeber) 1467, UB Kloster Ilsenburg 2,333; II stucke op der Bernelake (bei Jerchel) Urkunde 1488, Cod. dipl. Brdb. 1.5,471.
Lautf.: Lke verbr. JE2 JE1, vereinz. elbostf.; [lk] JE2-Scho, vereinz. elbostf.; Laok Wb-Altm 124; [lak] Mda-nwJe1b 71 (JE2-HSe, verstr. nw JE1); Lache, [lax] ZE-Roß, verbr. anhalt. Zuss.: zu 1.: Jauchenlache, Mess-.
Marsch(e) f. 1. ‘feuchte Niederung, sumpfiges Wiesen- und Weideland’,  Brk, auch allg. ‘Wiese, Weide’ 1: SA-Dä Han, 2: Wb-Altm 132, Albrecht 21822 3,12, SA-Meh, OST-Thie, Wb-Holzl 139 (WO-Fa Me), 3: vereinz. HA WE; auch in FlN, 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. nbrdb., vereinz. w JE1 ZE, 3: vereinz. n elbostf., OSCH-KloGrö –Noch hüüt säh (erzählt) unse Koh’r (Gemeinschaft) doavan,
De Gräsung stünn so dünn,
De Mersche wär so koahl, dät man
‘Ne Luus drup pietschen künn.
Albrecht 21822 3,12;
4 morghen, de teyt vp de groten mersche 1467, UB Kloster Ilsenburg 2,506. – 2a. ‘Dorfplatz’, auch ‘Platz, auf dem der Markt abgehalten wird’ 1: SA-Die, 2: GA-Da, JE2-Ge, 3: HA-Neu. – 2b. ‘Jahrmarkt’, bes. Benennung für den Jahrmarkt in Neuhaldensleben, 3: ADVk Nr. 8 (WO-Da Gu, HA-Hör), HA-Neu.
Lautf.: Masche Wb-Holzl 139 (WO-Fa Me), vereinz. n elbostf., WE-Strö; Masch SA-Han; [mask] SA-Dä; Mersche Albrecht 21822 3,12, Wb-Holzl 139 (WE-Roh); Mä(r)sch Wb-Altm 132; Mäsche GA-Da, JE2-Ge; Mäsch SA-Die Meh, OST-Thie; Msche WE-La Zi; Mesche HA-Oh. – Etym.: mnd. mersch, marsch ‘Niederung an großen Flüssen, niedrig gelegenes Weideland’ < as. mersk < vulgärlat. mara ‘Meer, stehendes Gewässer’, Wort im frz.-ndl. Grenzbereich entstanden, wohl bereits vor der ndl. Kolonisation in das Gebiet an der Elbe gelangt, vgl. Frings 21968,317f., Teuchert 21972,52, Studien-Elbostf 131.